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Deutschland - ZEW-Umfrage: Schlechter geht immer - Nord LB

16.08.2022 13:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat heute die Ergebnisse seiner August-Umfrage unter 176 Finanzmarktexperten und -expertinnen veröffentlicht. Wie sich zeigt, haben sich sowohl die aktuelle Lageeinschätzung als auch die Erwartungen weiter eingetrübt. Der Saldo der Konjunkturerwartungen fiel um 1,5 Punkte auf -55,3 Zähler, während Volkswirte hier zuvor mit einer Stagnation gerechnet hatten. Im Juli war dieser Wert vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wartung der Gas Pipeline Nord Stream 1 und Sorgen vor einem möglichen Lieferstopp auf -53,8 Punkte eingebrochen.

Die Einschätzung der aktuellen Lage hat sich ebenso weiter verschlechtert. Der Saldo der Lagebeurteilung für Deutschlands Konjunktur fiel auf 47,6 Punkte, was einen Unterschied von 1,8 Zählern im Vergleich zum Vormonat darstellt. Noch immer leidet die deutsche Wirtschaft unter den Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und den reduzierten Liefermengen von Gas. Die Auslastung der Pipeline Nord Stream 1 liegt seit der zehntägigen Wartung im Juli nur noch bei 20 Prozent. Ob das Befüllungsziel für die Gasspeicher von 90 Prozent im November eingehalten werden kann, bleibt weiter fraglich. Zuletzt wurde immerhin gemeldet, dass das erste Ziel von 75 Prozent erreicht worden ist. Die hohen Energiekosten treiben die Inflation, die im Juli auf ein weiteres Rekordhoch kletterte. Ab Oktober werden zudem 90 Prozent der Mehrkosten, die Energieunternehmen durch die gestiegenen Beschaffungspreise entstehen, über die Gasumlage an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Dies wird die Teuerung im Herbst auf weitere Höchststände schicken. Dazu kommt der Wegfall des 9-Euro Tickets sowie des „Tankrabatts“. Als Folge leidet der private Konsum, der sich im zweiten Quartal noch als wichtige Stütze für das Wirtschaftswachstum erwiesen hat.

Die für Deutschland wichtige chinesische Wirtschaft hat zuletzt enttäuschende Daten geliefert. Laut der ZEW-Umfrage fiel der Saldo der Konjunkturerwartungen für China um 8,3 Punkte auf 7 Punkte, während die Finanzmarktanalysten die aktuelle Lage deutlich schlechter einschätzen. Dieser Indikator brach um 9,2 Punkte auf -54,9 Zähler ein. Die People’s Bank of China senkte zuletzt überraschenderweise zwei Leitzinsen, um positive Impulse für die Wirtschaft zu generieren.

Der Lageindikator des ZEW für die Eurozone hat sich hingegen leicht verbessert. Die Einschätzungen der Konjunktursituation in der Währungsunion stiegen leicht auf -42 Punkte, nach einem Zählerstand von -44,4 Punkten im Juli. Dennoch bleiben die Aussichten bewölkt: die Erwartungskomponente sackte um 3,8 Zähler auf -54,9 Punkte ab. Hier hatten Volkswirte im Vorfeld eine leichte Verbesserung erwartet. Die EZB hat im Juli die Leitzinsen um 50 Basispunkte angehoben und zudem eine weitere Zinserhöhung für ihre Sitzung am 8. September angekündigt.

Fazit: Der Saldo der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland ist im August weiter gesunken und liegt nun bei -54,9 Punkten, was die düsteren Aussichten für die heimische Wirtschaft klar aufzeigt. Die Gasversorgungskrise und die enorm hohe Inflation belasten die Konjunkturaussichten stark. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage ist noch negativer als im Juli und verschlechterte sich auf -47,6 Zähler. Ähnlich sieht es in der Eurozone aus, auch hier sinken die Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung. Einzig und allein der Lageindikator konnte in der EWWU auf -42 Punkte anziehen, was immer noch deutlich im negativen Bereich liegt. Alles in allem sind die Aussichten für die zweite Jahreshälfte düster, und vieles hängt davon ab, was im Kreml entschieden wird und wie sich die Marktpreise für Gas entwickeln werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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