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Ifo Geschäftsklima: Erwartungen tauchen ab - Nord LB

25.07.2022 13:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das Münchener ifo-Institut hat heute Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage unter rund 9000 deutschen Unternehmen veröffentlicht. Die Stimmung hat sich im Juli einem weiteren Tiefpunkt genähert. Der Geschäftsklimaindex brach auf 88,6 Zähler ein – so niedrig war der Umfragewert zuletzt im Juni 2020. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem weniger starken Rückgang gerechnet. Dies reiht sich ein in die Linie der negativen Anzeichen für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Zuletzt war der am Freitag veröffentlichte S&P Einkaufsmanagerindex für Industrie und Dienstleistungssektor mit nur 48 Punkten unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen. Auch die bereits vorliegenden Umfragen von ZEW und sentix deuteten eine negative Entwicklung an.

Die aktuelle Lage wird von den befragten Managern ebenfalls deutlich schlechter als noch im Juni oder Mai beurteilt. Hier fiel der Index um 1,7 Punkte auf 97,7 Zähler. Die Unternehmen erwarten in den kommenden sechs Monaten deutlich schlechtere Geschäfte – die entsprechende Komponente ging um 5,2 Punkte auf 80,3 Zähler zurück.

Was die deutschen Unternehmen in Atem hält, sind noch immer gestörte Lieferketten. Hinzu kommt die durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise, die sich zunehmend zu einer Gasversorgungskrise entwickelt. Nachdem am 11. Juli die Gaslieferung über die Pipeline Nord Stream 1 zwecks einer zehntätigen Wartung unterbrochen worden war, fließt nun zwar wieder Gas. Jedoch liegt die Kapazität nur bei 40 Prozent, was weit unter dem Level liegt, was die deutsche Wirtschaft braucht, um über den Winter zu kommen. Ob dies darüber hinaus genügen wird, um bis Oktober (November) die Gasspeicher auf 80 (90) Prozent zu füllen, ist fraglich. Geschweige denn, ob es bei dieser Auslastung bleibt, oder ob Putin einen weiteren Vorwand finden wird, um die Gaslieferungen zu stoppen. Dazu drückt die sinkende Nachfrage infolge immer weiter steigender Preise schwer auf die Stimmung der Unternehmen. Nun hat die EZB am vergangenen Donnerstag nach elf Jahren die Leitzinsen wieder erhöht – was sich ebenfalls belastend auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken könnte. Die Kauflaune der Konsumenten wird wohl auch durch die bevorstehenden Heizkostenerhöhungen – über das Umlageverfahren zur staatlichen Rettung des Energiekonzerns Uniper - weiter niedriger werden. Das reduziert die real verfügbaren Einkommen.

Der Einbruch erstreckt sich über alle befragten Sektoren. Im verarbeitenden Gewerbe sank die Erwartungskomponente auf den tiefsten Stand seit April 2020. Auch im Dienstleistungsgewerbe sind die Umfragewerte eingebrochen – der anfängliche Optimismus aus der Tourismusbranche ist verpufft. Im Handel ging das Geschäftsklima um 21,6 Zähler zurück. Der Pessimismus macht auch vor dem Bauhauptgewerbe keinen Halt: der Index zur aktuellen Lage war so niedrig wie seit April 2016 nicht mehr.

Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli um 3,6 Punkte auf 88,6 Zähler eingebrochen. Gründe dafür sind vor allem drohende Engpässe in der Gasversorgung und die hohe Unsicherheit, die auf den Unternehmen lastet. Dementsprechend wird die aktuelle Lage mit einem Indexstand von 97,7 ebenfalls deutlich schlechter als noch in den Vormonaten bewertet. Die Erwartungskomponente für die Geschäftsbeurteilung der nächsten sechs Monate sank auf 80,3 Punkte. Der Pessimismus erstreckt sich über die komplette Bandbreite der Sektoren. Hoffnung auf Besserung besteht vorerst nicht – noch immer schwebt das Damoklesschwert der schwierigen Gasversorgung über der deutschen Wirtschaft. Bis Deutschland sich wirklich loseisen kann von russischem Gas, wird dies wohl vorerst auch so bleiben.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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