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ZEW: Konjunktursorgen nehmen zu, aber keine Panikstimmung - Nord LB

12.04.2022 18:18 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage veröffentlicht. Nach dem Absturz im März hat sich die Stimmung unter den befragten Finanzmarktexperten auch im Berichtsmonat April weiter eingetrübt. Die Konjunkturerwartungen gingen jedoch nur noch leicht auf -41,0 Saldenpunkte zurück und damit etwas weniger als im Vorfeld Analysten und Volkswirte erwartet hatten.

Die aktuelle Lage wird hingegen mit -30,8 Saldenpunkten deutlich negativer als im März beurteilt. Dies spricht für eine bereits einsetzende Dämpfung der wirtschaftlichen Aktivität durch den Krieg in der Ukraine, die Auswirkungen der Sanktionen und insbesondere den Energiepreisschub. Vor allem eine neuerliche Verschärfung der Liefer- und Materialengpässe droht die Produktion nachhaltig zu belasten. Diese Einschätzung wird auch durch hochfrequente Indikatoren unterstützt. Für das abgelaufene erste Quartal besteht demnach ein erhöhtes Risiko einer technischen Rezession. Die heutigen ZEW-Ergebnisse folgen den schwachen Vorgaben der sentix-Umfrage, entsprechend negativ ist die Indikation für die später im Monat anstehende ifo-Erhebung zum Geschäftsklima in den Chefetagen der deutschen Unternehmen. Allerdings ist auch festzuhalten, dass die Finanzmarktexperten trotz der hohen Belastungen für die Konjunktur nicht in eine Panikstimmung verfallen sind.

Die Inflationserwartungen für den Euroraum sind gegenüber dem Vormonat spürbar gesunken. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass diese Einschätzung auf einem deutlich höheren Ausgangswert basiert, im März war die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum auf 7,5% Y/Y hochgeschnellt. Zudem ist der Saldo mit 25,9 Punkten klar positiv. Eine Mehrheit der Befragten geht somit von einem weiteren Anstieg der Inflationsrate in den kommenden sechs Monaten aus. Auf den vorgelagerten Preisstufen blieb der Inflationsdruck zumindest extrem hoch. So markierten die deutschen Großhandelspreise sowohl bei der Monatsrate (+6,9% M/M) als auch bei der Jahresrate (+22,6% Y/Y) im Berichtsmonat März die höchsten je gemessenen Zuwächse seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1962.

Die EZB wird auf ihrer Aprilsitzung am Gründonnerstag die Märkte auf eine Neubewertung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds und eine Beschleunigung der geldpolitischen Normalisierung vorbereiten müssen. Zwar haben sich die Wachstumsaussichten verglichen mit der Basisprojektion vom März eingetrübt. Dramatischer dürfte aber beim nächsten Prognoseupdate im Juni die Aufwärtsrevision bei der Inflationsprognose ausfallen. Da die mittelfristigen Inflationserwartungen aufwärts tendieren und einer beginnenden Entankerung möglichst frühzeitig begegnet werden muss, sollte die EZB die Nettoankäufe im Sommer beenden und so den Weg für eine erste Zinserhöhung im September freimachen. Ein weiteres Zögern dürfte den Euro weiter unter Druck setzen und zugleich das Risiko erhöhen, dass die EZB später viel heftiger auf die Bremse treten muss.

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im April weiter eingetrübt. Während sich die Konjunkturerwartungen mit -41,0 Saldenpunkten etwa auf dem niedrigen Niveau des Vormonats stabilisieren konnten, wird die aktuelle Lage erneut deutlich negativer beurteilt. Die Inflationserwartungen gingen zwar gegenüber dem März zurück, eine Mehrheit rechnet aber auf Sicht von sechs Monaten weiter mit steigenden Inflationsraten. Der Inflationsdruck auf den Vorstufen der Verbraucherpreisebene – wie z.B. im deutschen Großhandel – erreicht neue Rekordwerte, was zumindest kurzfristig keine Entspannung bei der Preisentwicklung verspricht. Die EZB wird zwar übermorgen kaum an der Zinsschraube drehen, sie muss aber die Märkte auf die Notwendigkeit einer deutlich beschleunigten Normalisierung der Geldpolitik vorbereiten. Nettoanleihekäufe und Negativzinsen passen längst nicht mehr ins gesamtwirtschaftliche Umfeld und sollten zügig beendet werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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