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Indus: „Fokus auf attraktive Zukunftsbranchen“

12.04.2022 07:36 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Indus-Vorstandschef Johannes Schmidt. Bild und Copyright: Indus.

Der Start ins neue Jahr ist bei der Indus Holding gelungen. Das erklärt Vorstandschef Johannes Schmidt im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Der Vorstandsvorsitzende gibt eine klare Zielvorgabe hinsichtlich der Klimaneutralität von Indus ab. Im Interview wird sehr deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit für ihn von besonderer Bedeutung ist. Schmidt erläutert, welche Kriterien für Indus bei einem Zukauf wichtig sind und verweist stolz darauf, dass man zuletzt drei mittelständische Perlen habe erwerben können. Die Aspekte Materialengpässe und Materialpreissteigerungen spart Schmidt in dem Gespräch nicht aus.


www.4investors.de: Das Thema Nachhaltigkeit hat bei Indus eine große Bedeutung. Es ist auch im Strategieprogramm PARKOUR verankert. Wie sehen hier die konkreten Ambitionen und Pläne aus? Was werden Sie dadurch bewirken?

Schmidt:
Nachhaltigkeit liegt seit jeher in unserer DNA. Mit unserer neuen, vierten strategischen Initiative „Nachhaltig handeln“ wollen wir die Nachhaltigkeitsleistung unserer Beteiligungen aktiv weiter verbessern. Dabei orientieren wir uns an unabhängigen Leitlinien wie den Grundsätzen des United Nations Global Compact und steuern über ein klares Kennzahlensystem. Bis 2045 wollen wir klimaneutral arbeiten. Bei den konkreten Maßnahmen denken wir immer aus Sicht eines Mittelständlers: Die zu Jahresbeginn 2022 gestartete Nachhaltigkeitsförderbank unterstützt ausgewählte Projekte in den Beteiligungen finanziell, aktuell sind es fünf. Und über die Innovationsförderbank stellen wir ergänzend Mittel für Produktinnovationen im Zukunftsfeld GreenTech bereit. Denn am Ende steigern Nachhaltigkeitsinvestitionen auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.

www.4investors.de: Was kostet Sie das Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit?

Schmidt:
Alleine die Nachhaltigkeitsförderbank unterstützt die Beteiligungen mit bis zu 5 Millionen Euro jährlich. Die Frage nach den Kosten ist aber deutlich komplexer, denn wir erwarten natürlich ein mittelfristiges Payback dieser Nachhaltigkeitsinvestitionen etwa über Prozessoptimierungen und einen sinkenden Energieverbrauch. Gerade vor dem Hintergrund der aktuell steigenden Energiepreise ist dies kein zu unterschätzender Faktor. Dabei entscheiden wir uns im Zweifel auch einmal für die kurzfristig scheinbar teurere Lösung – die sich auf längere Sicht aber klar rechnet.

www.4investors.de: Können Sie sich vorstellen, mit dem Bereich Nachhaltigkeit einen neuen Geschäftszweig zu schaffen?

Schmidt:
Bereits heute sind unsere Beteiligungen im Bereich GreenTech erfolgreich unterwegs, sei es über die Wärmepumpen von REMKO, die Batteriezellenforschung von M.BRAUN oder die Wärmepumpen für E-Busse von AURORA. Wir sehen in der Energie- und Umwelttechnik klares Wachstumspotenzial und wollen in dieser attraktiven Zukunftsbranche weiter zukaufen.

www.4investors.de: Ihre Umsatzverteilung zwischen Inland und Ausland liegt ungefähr bei 50 zu 50. Bleibt es dabei?

Schmidt:
Unsere Tochterunternehmen sind alle in Deutschland. Sie haben aber viele gute internationale Kunden. Aktuell sind unsere Beteiligungen in 31 Ländern mit eigenen Standorten präsent und die Gruppe erwirtschaftet stabil rund 50 Prozent unseres Umsatzes im Ausland. Ergänzend zu Europa stehen hier die Märkte in Asien und Nordamerika besonders im Fokus. Unsere aktuelle Umsatzverteilung halten wir insofern für nachhaltig.

www.4investors.de: Wie wird ihre künftige Dividendenpolitik aussehen? Bleibt es bei einer Ausschüttungsquote von rund 50 Prozent?

Schmidt:
Wir verfolgen eine langfristige Dividendenpolitik, über die wir unsere Aktionäre mit einer regelmäßigen Ausschüttung am Geschäftserfolg teilhaben lassen. Gleichzeitig fließen gut 50 Prozent des Bilanzgewinns jährlich in die weitere Stärkung der Gruppe. Diese nachhaltige Politik hat sich bewährt. Der diesjährigen Hauptversammlung schlagen Vorstand und Aufsichtsrat eine Dividende von 1,05 Euro je Aktie vor. Das entspricht einer Dividendenrendite von 3,2 Prozent.

www.4investors.de: Die Entwicklung ihres Aktienkurses in den vergangenen Monaten ist keine wirkliche Erfolgsstory. Wie wollen Sie dies ändern?

Schmidt:
Die INDUS-Gruppe hat im vergangenen Jahr in einem schwierigen Marktumfeld ihre Stärken gezeigt: Unseren Umsatz konnten wir um gut 12 Prozent steigern, das EBIT auf mehr als das Vierfache auf rund 115 Millionen Euro ausbauen. Unsere drei großen Segmente generieren EBIT-Margen von über 10 Prozent. Auf die gute operative Entwicklung und die weitere Stärkung unseres diversifizierten Portfolios legen wir auch weiterhin unseren Fokus, gerade in den aktuell herausfordernden Zeiten. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten liegt aktuell bei ca. 41 Euro. Da wäre dann noch Luft nach oben. Aber das entscheiden die Aktionäre.

www.4investors.de: Analysten sehen bei ihnen Belastungen im Auto- und Metallbereich. Wie sehen sie dort die Zukunft? Wird es hier ab dem zweiten Halbjahr „normal“ laufen?

Schmidt:
Wir hatten uns in diesem Jahr auf dem Weg in die Normalität gesehen. Der Krieg in der Ukraine stellt uns alle aber vor eine neue Realität und zeigt uns, dass wir von Normalität in unserem Leben sehr weit entfernt sind. Die ursprüngliche Planung war von einer Erholung der Absätze in der Fahrzeugtechnik ab Mitte 2022 ausgegangen. Die Folgen des Krieges sind aber Stand heute noch nicht absehbar. Die Unternehmen der Metalltechnik, die ihre EBIT-Marge im letzten Geschäftsjahr wieder auf rund 10 Prozent steigern konnten, sind mit weiter steigenden Materialpreisen konfrontiert.

www.4investors.de: Welche Entwicklungen sehen sie im Bereich Fahrzeugtechnik in 2022?

Schmidt:
Das Segment Fahrzeugtechnik ist vom Umbruch in der Branche belastet. Für die tiefgreifende Transformation benötigen die Unternehmen Zeit. Im letzten Jahr kam der Chipmangel hinzu. Dennoch konnten wir den Segmentumsatz um knapp 5 Prozent steigern und mit dem Verkauf der WIESAUPLAST-Gruppe den Anteil der Serienzulieferer weiter reduzieren. 2022 werden wir die Restrukturierungen von zwei Serienzulieferern fortführen. Das äußere Umfeld bleibt aber unsicher.

www.4investors.de: Sie haben eine Steuerquote von 52 Prozent. Verluste aus einem Bereich können nicht mit Gewinnen in anderen Bereichen gegengerechnet werden. Gibt es Bestrebungen, dies zu ändern?

Schmidt:
Das dezentrale Geschäftsmodell – ohne Ergebnisabführungsverträge oder steuerliche Organschaften zwischen der Holding und den Beteiligungen – ist Teil unserer INDUS-DNA. Die Schaffung steuerlicher Organschaften stünde im Widerspruch dazu.

www.4investors.de: Sie haben zuletzt mit JST, WIRUS und FLACO drei neue Tochtergesellschaften erworben. Entwickeln sich diese wie geplant?

Schmidt:
Mit unseren drei jüngsten Zukäufen konnten wir weitere mittelständische Perlen für das INDUS-Portfolio gewinnen. Schon 2021 haben JST, WIRUS und FLACO den Gruppenumsatz um 4,1 Prozent angehoben – und sie werden sicher auch zukünftig mit hohen Wachstumsraten und hoher Profitabilität zum weiteren Umsatz- und Ergebnisanstieg der Gruppe beitragen.

www.4investors.de: Was kann man von den Neuzugängen im laufenden Jahr erwarten?

Schmidt:
Wir erwarten, dass sich die Neuzugänge weiter sehr gut entwickeln. WIRUS und FLACO werden 2022 erstmalig ihren vollen Jahresumsatz einbringen. Und für unsere letzte Verstärkung, den Verpackungsmaschinenspezialisten HEIBER + SCHRÖDER, wurde das Closing vor wenigen Tagen gemeldet. In Summe sprechen wir von einem zusätzlichen Umsatzbeitrag der neuen Beteiligungen von rund 45 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

www.4investors.de: Wenn Sie weitere Akquisitionen anstreben: Was müssen die möglichen Kandidaten haben?

Schmidt:
Wir suchen wirtschaftlich stabil aufgestellte Mittelstandsunternehmen aus dem produzierenden Sektor mit einem wachstumsstarken Geschäftsmodell. Insbesondere in den von uns identifizierten Zukunftsbranchen wie der Bau-, Automatisierungs- oder Umwelttechnik sehen wir hier Potenzial.

Indus-Zentrale in Bergisch Gladbach


www.4investors.de: Wie viel Geld wollen bzw. können sie für neue Unternehmen ausgeben?

Schmidt:
Wir wollen jährlich über den Zukauf von zwei bis drei Hidden Champions wachsen. Pro Jahr investieren wir dafür durchschnittlich rund 60 Millionen Euro.

www.4investors.de: Wären Finanzierungsrunden in diesem Zusammenhang für Indus ein Tabu?

Schmidt:
Mit der Kapitalerhöhung vom März 2021 sind wir gut gerüstet für weiteres Wachstum. Außerdem setzt INDUS weiter auf ihr bewährtes diversifiziertes Finanzierungssystem mit einer Mischung aus Bankkrediten und ESG-linked Schuldscheindarlehen. Damit sind wir gut aufgestellt. Das zeigt auch unsere Entschuldungsdauer von 2,3 Jahren und unsere Eigenkapitalquote, die zum Jahresende bei 42,4 Prozent und damit deutlich über der Zielquote von 40 Prozent lag.

www.4investors.de: Wären neue Bereiche für Indus insgesamt ein Thema?

Schmidt:
Bei der Weiterentwicklung unseres Portfolios legen wir einen besonderen Fokus auf attraktive Zukunftsbranchen. Konkret heißt das für uns: Wir suchen bevorzugt nach Zukäufen in den Bereichen Automatisierungs-, Mess- und Regeltechnik, Bau- und Sicherheitstechnik, Medizin- und Gesundheitstechnik, Technik für Infrastruktur und Logistik sowie Energie- und Umwelttechnik.

www.4investors.de: Wie stark sind Sie in Russland und der Ukraine engagiert?

Schmidt:
Die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges auf das INDUS-Geschäft sind überschaubar: Nur rund 1 Prozent des Konzernumsatzes entfällt auf Russland und die Ukraine.

www.4investors.de: Steigende Material- und Energiepreise sowie Lieferkettenprobleme dürften auch Indus belasten. Können Sie die Konsequenzen schon abschätzen? Wie sehr konnten Sie sich dagegen schützen?

Schmidt:
Materialengpässe und Materialpreissteigerungen sind übergreifend in allen Segmenten zu spüren. Die Frage ist, wie stark der Russland-Ukraine-Krieg die Preise weiter treibt. Intelligente Vorratshaltung kann Materialknappheit temporär abfedern. Wichtig wird sein, die Preissteigerungen weiterhin schnell an die Kunden weiterzugeben. Die Möglichkeiten sind in den Branchen und auch bei den einzelnen Beteiligungen sehr unterschiedlich. Wir haben aber frühzeitig darauf hingewirkt, Vorräte aufzubauen, um trotz längerer Lieferzeiten produzieren zu können. Das ist bisher gut aufgegangen.

Um sagen zu können, wie schnell die Energiepreissteigerungen bei unseren Beteiligungen ankommen, sind die individuellen Vertragsstrukturen entscheidend. Prinzipiell sind die höheren Energiepreise zunehmend spürbar, auch wenn INDUS nicht in klassisch energieintensiven Industrien aktiv ist.

www.4investors.de: Vor der Krise gingen sie von einem Umsatz zwischen 1,8 Milliarden Euro und 1,95 Milliarden Euro sowie einem EBIT von 115 Millionen Euro bis 130 Millionen Euro aus. Ist dies noch haltbar?

Schmidt:
Die Unternehmen der INDUS-Gruppe haben ein wirklich gutes Jahr 2021 hingelegt und sind auch gut ins Jahr 2022 gestartet. Die wirtschaftliche Dynamik ist aktuell noch intakt und ein Großteil der Unternehmen blickt auf gute Auftragsbestände. Allerdings wissen wir Stand heute nicht, ob und wie sich der Krieg für uns – als Volkswirtschaft und als INDUS-Gruppe – wirtschaftlich auswirkt. Das macht eine realistische Prognose derzeit unmöglich. Was wir wissen, ist, dass es Herausforderungen geben wird. Unsere Beteiligungen haben diese bisher wirklich gut gemeistert.

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