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fashionette: „Unser volles Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“

01.04.2022 14:23 Uhr - Autor: Dena Altdörfer  auf twitter

fashionette CEO Daniel Raab im Exklusivinterview mit der 4investord-Redaktion. Bild und Copyright: fashionette.

Die fashionette AG hat ihre vorläufigen Zahlen 2021 und einen optimistischen Ausblick für 2022 veröffentlicht, der ein Umsatzwachstum auf mindestens 180 Millionen Euro vorsieht. Analyst Christian Salis von Hauck Aufhäuser Lampe schreibt in seiner aktuellen Analyse: „Angesichts des herausfordernden Konsumumfelds sehen die Prognosen von fashionette für 2022 unserer Meinung nach solide aus. Tatsächlich dürfte fashionette zu den wenigen E-Commerce-Unternehmen gehören, die im Geschäftsjahr 2022 ein zweistelliges Wachstum bei solider Profitabilität aufweisen.“

Überlagert wird das Zahlenwerk der in Düsseldorf beheimateten E-Commerce-Gruppe für Premium- und Luxus-Modeaccessoires allerdings vom angekündigten Rücktritt von CEO Daniel Raab, der sein Amt aus persönlichen Gründen zum 30. September 2022 niederlegen wird. Die Redaktion von www.4investors.de spricht mit Vorstandschef Raab über seinen Abschied, die aktuellen Herausforderungen und die Prognose für 2022.


www.4investors.de: Die fashionette AG hat am Donnerstag die vorläufigen Zahlen für 2021 veröffentlicht. Es gab aber auch eine Ad-hoc-Meldung Ihre Person betreffend. Sie haben überraschend Ihren Rücktritt zum 30. September erklärt. Reizt Sie die fashionette AG nicht mehr?

Raab:
Ganz im Gegenteil. In den zurückliegenden Monaten haben wir gemeinsam sehr viel geschafft und alle Expansionsziele erreicht, die wir zum IPO angekündigt haben. Dazu gehören neben dem steten Ausbau unserer Technologieplattform insbesondere die Erweiterung des Sortiments im Bereich Beauty als neueste Produktkategorie sowie die Übernahme und erfolgreiche Integration von Brandfield mit der damit verbundenen deutlichen Erweiterung unserer regionalen Präsenz.

Es waren allerdings auch sehr intensive Zeiten. Ich möchte meine Batterien wieder aufladen und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Daher habe ich den Aufsichtsrat um eine Auflösung meines Vertrags gebeten. Diese Entscheidung ist mir wahrlich nicht leichtgefallen, zum einen wegen der vielen guten Beziehungen zu den engagierten Kolleg*innen bei fashionette, zum anderen natürlich, weil ich persönlich als Investor engagiert bin. Ich möchte sicherstellen, dass die Übergabe bis zu meinem Ausscheiden im September so erfolgreich und reibungslos wie möglich verläuft und unterstütze daher auch aktiv bei der Suche nach meinem Nachfolger. Ich bin unverändert voll davon überzeugt, dass die fashionette AG eine großartige Zukunft hat und wir insbesondere im letzten Jahr ausgezeichnete Rahmenbedingungen für das weitere profitable Wachstum von fashionette geschaffen haben.

www.4investors.de: Kommen wir auf das Geschäftsjahr 2021 zu sprechen: Sind Sie persönlich mit dem Erreichten zufrieden?

Raab:
2021 war eines der ereignisreichsten und außergewöhnlichsten Jahre für fashionette und wir gehen deutlich gestärkt aus diesem Jahr hervor. 2021 haben wir alle strategischen Wachstumssäulen erfolgreich ausgebaut. Mit derzeit mehr als 25.000 Artikeln von mehr als 300 Premium- und Luxusmarken haben wir unser Sortiment signifikant vergrößert, inklusive der neuen Produktkategorie Beauty, der unsere Kund*innen große Aufmerksamkeit entgegenbringen und die uns in unserer Cross-Selling-Strategie bestätigt: Jede zweite Beauty-Kund*in kaufte bisher Beauty-Produkte zusätzlich zu anderen Premium- und Luxus-Modeaccessoires. Zudem generieren wir mit nahezu jeder auf der Plattform vertretenen Beauty-Marke attraktive Umsätze. Da wir uns mit Beauty noch in der Startphase befinden, sind wir angesichts der Entwicklung sehr zufrieden.

www.4investors.de: Und wie sieht es bei einem Blick auf die Umsatzentwicklung aus, insbesondere auch hinsichtlich des Logistikthemas aus dem dritten Quartal? fashionette hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatzplus von 41 Prozent auf 134 Millionen Euro abgeschlossen und liegt damit im Rahmen der Guidance.

Raab:
Auch hier können wir zufrieden sein. Der Jahresstart war mit einem Wachstum des Netto-Umsatzes von 32 Prozent auf 23,4 Millionen Euro im ersten Quartal 2021 sehr erfolgreich. Gleichzeitig starteten die Aktivitäten rund um die Brandfield-Akquisition. Im zweiten Quartal wuchs der Netto-Umsatz um 19 Prozent auf 25,4 Millionen Euro. Das dritte Quartal war das erste Quartal, in dem wir Brandfield konsolidiert haben, und in Summe ein Wachstum des Netto-Umsatzes von rund 42 Prozent auf 31,8 Millionen Euro erreicht haben.

Die angesprochene Problematik aufgrund des Wechsels des Logistikdienstleisters war sicherlich temporär belastend. Doch wir konnten dieses Problem schnell lösen und noch im September mitteilen, dass wir unser Einkaufsversprechen erfolgreich wieder auf das Niveau vor der Umstellung zurückgeführt haben. So konnten wir im Jahres-Schlussquartal ein starkes Wachstum von 60 Prozent erreichen, das deutlich über dem Marktwachstum lag. So ist es uns gelungen, unsere gesteckten Ziele für 2021 zu erreichen und uns eine starke Ausgangslage für die Zukunft zu erarbeiten.

www.4investors.de: Beim bereinigten operativen Ergebnis liegen Sie mit 3,6 Millionen Euro aber deutlich unter dem Vorjahresniveau von 8,9 Millionen Euro nach HGB. Was sind die wichtigsten Ursachen für den Rückgang?

Raab:
Das ist richtig. Allerdings haben wir auch stets offen kommuniziert, dass die Rentabilität im Jahr 2021 unter dem Niveau von 2020 liegen wird. Ursächlich hierfür waren geplante Investitionen im Rahmen unserer Unternehmensstrategie, um neue Kund*innen zu gewinnen, in weitere Regionen zu expandieren und unsere Technologieplattform zu erweitern. Diese Investitionen waren notwendig, um optimale Strukturen und Rahmenbedingungen für das weitere profitable Wachstum von fashionette zu sichern.

www.4investors.de: Auch das Profil der Gruppe hat sich in 2021 durch die Integration von Brandfield stark verändert.

Raab:
Korrekt. So haben wir beispielsweise den Netto-Umsatzanteil von Märkten außerhalb der DACH-Region von 15 Prozent im Jahr 2020 auf 26 Prozent in 2021 deutlich ausgeweitet. In dieser Hinsicht macht sich die Übernahme von Brandfield positiv bemerkbar. Brandfield bringt zudem eine starke Expertise in der Entwicklung von Eigenmarken mit. So konnte unser Eigenmarkenanteil im Jahr 2021 mit 12 Prozent erstmals einen zweistelligen Wert vorweisen. Das ist für uns sehr erfreulich, da Eigenmarken wesentlich dazu beitragen, die Marge langfristig zu erhöhen.

www.4investors.de: Wie hat sich Brandfield seit der Übernahme entwickelt? Wo sehen Sie weiteres Potenzial für die neue Tochter?

Raab:
Wir sind mit der Integration von Brandfield sehr zufrieden. Dennoch haben wir unser volles Potenzial noch nicht ausgeschöpft – weder auf der Kostenseite noch beim Gewinn. Wir glauben, dass insbesondere die Einführung unserer Technologieplattform sowie des automatisierten Marketing Brandfield dabei unterstützen wird, ein höheres Maß an Effizienz zu erreichen. Zudem werden wir uns weiterhin auf das Setzen richtiger Prioritäten konzentrieren, wie beispielsweise die technologische Konsolidierung unserer CRM-Aktivitäten sowie den Ausbau der Eigenmarken.

Uns ist klar: Mit zunehmendem Wachstum wird es einfacher, eine operative Hebelwirkung zu erzielen, was sich sicherlich wiederum positiv auf die Rentabilität auswirkt, auf die wir uns zunehmend fokussieren.

www.4investors.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Jahresstart? Und wie stark wirkt sich aktuell das herausfordernde Umfeld auf Ihr Geschäft aus?

Raab:
Der Januar und die erste Februarhälfte waren starke Monate für uns. Seit der zweiten Februarhälfte beobachten wir ein gewisses Maß an Verlangsamung, was wir auch bei der gestrigen Präsentation unserer vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2021 diskutiert haben. Angesichts der geopolitischen Lage und des einhergehenden inflationären Umfelds sinkt die Konsumneigung. Das ist punktuell herausfordernd, ändert aber nichts an unserer Strategie. Im Mittelpunkt unseres Geschäftsmodells steht die Kund*in, die meist ein Geschenk für sich selbst kauft. Unsere Plattformen bieten eine große Auswahl an Produktkategorien und Marken unterschiedlicher Preisklassen. Die kontinuierliche Ausweitung unseres Sortiments ist ein essenzieller Teil unserer Wachstumsstrategie. Mit Beauty haben wir beispielsweise eine neue Kategorie etabliert, die den Kauf von Produkten mit „Wohlfühlfaktor“ zu einem niedrigeren Preis ermöglicht.

www.4investors.de: Die Liefersituation wird durch die Krise ebenfalls nicht besser bzw. die Erholung nach Corona wird gebremst. Wie stabil ist die Supply-Chain bei fashionette? Befürchten Sie, dass auch Ihre Lieferketten stocken?

Raab:
Was die Lieferkette betrifft, befinden wir uns in einer komfortablen Position. Unser Lieferkettenzyklus in Kategorien wie Handtaschen beträgt etwa sechs Monate; daher haben wir bereits alle Aufträge für die aktuelle Frühjahrs-/Sommerkollektion getätigt und erhalten. Für die kommende Herbst-/Winterkollektion haben wir unsere Planung bereits abgeschlossen und Aufträge platziert.

Unseren Partnern gelingt es, ihre Versorgung aus den Produktionsländern gut zu managen. Zudem ist die allgemeine Angebotslage in Europa inkl. potenzieller Mengen für kurzfristige Zusatzaufträge innerhalb der Saison ausreichend gegeben. Zwar können Verzögerungen bei Einzellieferungen vorkommen, doch lassen sich diese durch unser vorausschauendes Lagerbestandsmanagement auffangen. Auch in Bezug auf unsere Eigenmarken haben wir ein sehr hohes Maß an Flexibilität und können kurzfristig reagieren.

www.4investors.de: Das Geschäftsjahr 2021 hat fashionette mit einem Nettoumsatz von rund 134 Millionen Euro und einem bereinigtem EBITDA von 4,4 Millionen Euro abgeschlossen. Welche Erwartungen haben Sie umsatz- und ergebnisseitig an das laufende Geschäftsjahr?

Raab:
Die geopolitische Entwicklung sowie deren Einfluss auf die Stimmung der Verbraucher sind Faktoren, die wir – wie auch andere Marktteilnehmer – nicht beeinflussen können. Wir basieren unseren Ausblick auf das Geschäftsjahr 2022 auf Daten, die uns für 2021 sowie die aktuellen Handelsentwicklungen vorliegen. Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir daher ein Umsatzwachstum auf konsolidierter Basis von 134 Millionen Euro um circa 34 bis 40 Prozent bzw. auf Pro-Forma-Basis von 155 Millionen Euro um circa 16 bis 21 Prozent auf rund 180 Millionen Euro bis 187 Millionen Euro. Auf Basis des bereinigten EBITDA rechnen wir mit einer Ergebnisentwicklung auf Pro-Forma-Basis von 5,7 Millionen Euro in 2021 auf 5 Millionen Euro bis 7,5 Millionen Euro in 2022. Wir sind zuversichtlich, dass die konsequente Umsetzung unserer Expansionsstrategie uns ein dynamisches und profitables Wachstum ermöglicht, mit der wir eine nachhaltige Wertschöpfung für unsere Aktionär*innen erzielen.

www.4investors.de: Ihre Aktie wird aktuell nur noch mit dem 0,3-fachen Umsatz bezogen auf die Prognose 2022 bewertet. Sind Aktienrückkäufe eine Option, um auf das niedrige Kursniveau zu reagieren?

Raab:
Ein Aktienrückkaufprogramm ist ein ad hoc-relevantes Thema, daher werde ich das an dieser Stelle weder ankündigen können, noch haben wir bisher Pläne kommuniziert, dass wir eines durchführen werden. Wichtig ist, dass wir unserer Unternehmensstrategie folgen und uns operativ weiterentwickeln. Im Hinblick auf unsere Vision, Europas führende datengesteuerten E-Commerce-Gruppe für Premium- und Luxus-Modeaccessoires zu werden, sind wir in den vergangenen Quartalen entscheidende Schritte vorangekommen. Und wir schauen mit großer Zuversicht in die Zukunft und sind überzeugt, mit einer erhöhten Online-Durchdringung und zusätzlichen Synergien auch künftig schneller als der Markt zu wachsen. Wenn wir uns weiterhin auf unsere strategischen Wachstumssäulen fokussieren, wird sich dies auch im Aktienkurs widerspiegeln.

Lesen Sie mehr zum Thema The Platform Group AG im Bericht vom 31.03.2022

fashionette: Raab vor Abschied - Zahlen vorgelegt

Gleich zwei Neuigkeiten gibt es von fashionette - darunter eine überraschende: CEO Daniel Raab wird sich im Jahresverlauf aus dem Unternehmen verabschieden. Der Manager habe „den Aufsichtsrat der Gesellschaft darüber informiert, dass er sein Amt aus persönlichen Gründen zum 30. September 2022 niederlegen wird”, teilt fashionette am Donnerstag mit. Eine Nachfolge solle zeitnah diskutiert und entschieden werden, kündigt die Gesellschaft aus Düsseldorf an.

Zudem hat fashionette vorläufige Zahlen für das Jahr 2021 vorgelegt. Netto hat die Aktiengesellschaft ihren Umsatz um mehr als 41 Prozent auf knapp 134 Millionen Euro gesteigert. Auf bereinigter Basis meldet man nach IFRS ein EBITDA von 4,4 Millionen Euro, nach HGB liege der operative Gewinn auf EBITDA-Basis bei 3,6 Millionen Euro, so fashionette.

„Damit hat die fashionette AG ihre kürzlich prognostizierten Ziele für das Geschäftsjahr 2021 erfolgreich erfüllt”, so das Unternehmen. „2021 haben wir alle ... diese News weiterlesen!

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