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Ifo Geschäftsklima: Was bleibt vom Optimismus übrig nach Putins Eskalation? - Nord LB

22.02.2022 14:06 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage unter rund 9.000 deutschen Unternehmen veröffentlicht. Demnach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Februar spürbar aufgehellt. Das ifo-Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft verbesserte sich im laufenden Monat auf 98,9 Punkte und liegt damit nach kurzer Unterbrechung wieder deutlich oberhalb des Vorkrisenniveaus. Der ifo-Geschäftsklimaindex folgt damit den positiven Vorgaben der ZEW-Umfrage und der Markit Einkaufsmanagerindizes. Die ifo-Zahlen aus dem Februar würden für sich genommen eine sehr positive Überraschung darstellen.

Der Stimmungsaufschwung zog sich zudem durch nahezu alle Wirtschaftsbereiche – stellt aber eben nur eine Momentaufnahme vor der jüngsten Eskalation im Russland/Ukraine-Konflikt dar. Auf die Anerkennung der beiden Separatistenregionen in der Ostukraine durch Russlands Präsidenten Vladimir Putin und den Einmarsch russischer Truppen in diese Gebiete dürfte der Westen nun eine Verschärfung der Sanktionen beschließen. Die Aktienmärkte reagierten mit erheblichen Kursabschlägen auf die jüngste Eskalation, zugleich waren klassische Safe-Haven-Anlagen verstärkt gesucht. Der DAX konnte daher von den überraschend guten ifo-Zahlen naturgemäß nicht profitieren.

Der Sprung des ifo-Geschäftsklimas wird von beiden Teilkomponenten unterstützt. So beurteilen die Unternehmenslenker die aktuelle Geschäftslage mit einem Indexstand von 98,6 Punkten deutlich besser als in den beiden Vormonaten. Dies ist ein Indiz für eine allmählich nachlassende Belastung durch die Coronamaßnahmen, auch wenn der Scheitelpunkt der Omikron-Welle erst vor kurzem überschritten wurde und noch immer relativ hohe Infektionszahlen gemeldet werden.

Zwar ist für das laufende Quartal insgesamt nochmals von einer deutlichen Dämpfung der Wirtschaftsaktivität durch Corona auszugehen, was insgesamt zu einem erneuten BIP-Minus gegenüber dem Vorquartal führen könnte. Ab dem Frühjahr ist jedoch allein wegen der Verringerung der Corona-Belastungen eine kräftige Erholung zu erwarten. Hierauf setzen die Unternehmen, die Erwartungskomponente kletterte auf 99,2 Punkte und damit den höchsten Stand seit dem letzten Juli.

Was bleibt aber von dem Optimismus, der in den ifo-Zahlen zum Ausdruck kommt? Dies hängt nun stark von der weiteren Entwicklung in der Russland-Krise ab. Da Putin de facto das Minsker Abkommen und damit die wichtigste Basis für eine diplomatische Lösung weggewischt hat, sind härtere und nicht nur symbolische Sanktionen nun wohl unumgänglich. Der ökonomische Effekt ist derweil noch schwer abzuschätzen, da er von den konkret gewählten Einzel- und möglichen Gegenmaßnahmen abhängt. Vor dem Hintergrund der hohen Abhängigkeit Europas von russischen Gaslieferungen wäre ein Gaslieferstopp durch Russland ein scharfes Schwert. Selbst wenn sich dies derzeit nicht abzeichnet, ein weiterer Schub bei den ohnehin deutlich erhöhten Energiepreisen ist infolge der Krise sehr wohl möglich. Von der hiervon ausgehenden Kostenbelastung der Unternehmen und sinkenden Kaufkraft der Verbraucher droht am ehesten ein konjunktureller Dämpfer. Für die Geldpolitik droht die Lage mit steigenden Inflationsrisiken noch komplizierter zu werden.

Fazit: Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im Februar deutlich verbessert, der ifo-Geschäftsklimaindex legte auf 98,9 Punkte zu. Der in fast allen Sektoren spürbar zunehmende Optimismus ist jedoch nur eine Momentaufnahme der Stimmungslage vor der jüngsten Eskalation im Russland-Konflikt. Die Finanzmärkte reagierten nervös auf die Zuspitzung der Lage in der Ostukraine. Die ökonomischen Folgen hängen maßgeblich von der weiteren Entwicklung und den konkreten Sanktionen des Westens ab. Zumindest auf eine länger angespannte Situation bei den Energiepreisen muss man sich nun einstellen. Sorgen muss bereiten, dass Putin mit dem Minsker Abkommen die wichtigste Möglichkeit für einen gesichtswahrenden Rückzug auf den Boden des Völkerrechts weggewischt hat.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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