Aktien: Linde, Jenoptik, Siemens und ThyssenKrupp im Fokus - Nord LB

Die Aufträge der deutschen Industrie reichen einer Umfrage des Ifo-Instituts mit 4,5 Monaten so weit wie noch nie. „Das gab es noch nie, seit wir diese Frage im Jahr 1969 zum ersten Mal gestellt haben. Die Auftragseingänge der vergangenen Monate konnten nicht abgearbeitet werden, weil den Unternehmen wichtige Vorprodukte und Rohstoffe fehlten”, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Wollmershäuser. Besonders groß sei der Auftragsbestand in der Autoindustrie (Hersteller und Zulieferer) mit einer geschätzten Produktionsdauer von 8,0 Monaten.

Die US-Inflation stieg im Januar etwas stärker als erwartet und mit 7,5% Y/Y auf den höchsten Stand seit Anfang 1982. Ein wesentlicher Faktor ist die Energiepreisentwicklung. Daneben halten Güterengpässe, Lieferunterbrechungen, Hafenschließungen und Containermangel den Preisdruck hoch. So ziehen auch die Nahrungsmittelpreise stark an. Zudem treiben niedrige Leerstände sowie gestiegene Immobilienpreise und Einkommen die Mieten in die Höhe. Die Fed hat mit der Beendigung des Tapering im nächsten Monat erste geldpolitische Schritte eingeleitet. Die erste Zinsanhebung wird im März anstehen. Weitere werden folgen. Die Finanzmärkte preisen mittlerweile eine ganze Reihe von Zinsanhebungen ein. Auch erste Wertpapierverkäufe noch in 2022 sind unseres Erachtens höchstwahrscheinlich. Dies gilt, solange sich nicht noch gefährlichere Covid-19-Varianten ausbreiten werden und nicht die Geopolitik dazwischenfunkt. Doch ein Handeln der Fed ist höchste Eisenbahn!

Rentenmarkt
Die im Januar etwas stärker als prognostiziert gestiegene US-Inflation hat die Kurse deutscher Bundesanleihen belastet. Die Rendite der 10-jährigen Treasury ist nach den Inflationsdaten und den Aussagen von St. Louis-Notenbankpräsident Bullard über die 2%-Marke gestiegen. Bullard hatte eine Leitzinsanhebung bis Juli um 1% ins Spiel gebracht.

Aktienmarkt
Die US-Inflationsdaten haben dem deutschen Aktienmarkt am Nachmittag zugesetzt. Enttäuschende Aussagen zum laufenden Jahr sorgten beim Essenslieferdienst Delivery Hero für einen Kurseinbruch um 30,45%. DAX +0,05%, MDAX -0,75%, TecDAX -1,60%. Nachdem zunächst der noch höher als erwartet ausgefallene Preisschub den US-Aktienmarkt belastete, sorgten die Aussagen des Notenbank-Präsidenten von St. Louis, Bullard, für weiteren Verkaufsdruck. Dow Jones -1,47%, S&P 500 -1,81%, Nasdaq Comp. -2,10%.

Unternehmen
Vor allem gute Geschäfte in den USA haben den Konzernumsatz von Linde in Q4 um 14% auf 8,23 Mrd. US-$ ansteigen lassen. Das bereinigte operative Ergebnis lag bei 1,84 (1,61) Mrd. US-$, das bereinigte Ergebnis nach Steuern erreichte 1,43 (1,21) Mrd. US-$. Im Gesamtjahr 2021 wurde bei Erlösen von 30,79 (27,24) Mrd. US-$ ein bereinigtes Ergebnis nach Steuern von 5,57 (4,37) Mrd. US-$ erzielt.

Siemens hat in Q1 deutliche Zuwächse verzeichnen können. Die Erlöse verbesserten sich auf vergleichbarer Basis um 9% auf 16,5 Mrd. EUR, der Auftragseingang erhöhte sich um 42% auf 24,2 Mrd. EUR. Das Ergebnis des industriellen Geschäfts wuchs um 12% auf 2,5 Mrd. EUR, die Ergebnismarge in diesem Bereich erreichte 15,7%, was leicht unter dem Vorjahreswert lag. Der Gewinn nach Steuern stieg um 20% auf 1,8 Mrd. EUR. Die Prognose für das Gesamtjahr ließ der Konzern unverändert.

ThyssenKrupp ist u.a. dank positiver Effekte aus Performancemaßnahmen und preisbedingt gestiegener Erlöse im Stahlgeschäft und im Werkstoffhandel gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. Der Auftragseingang erhöhte sich um 33% auf 10,4 Mrd. EUR. Der Umsatz stieg um 23% und lag bei 9 Mrd. EUR, der bereinigte operative Gewinn (EBIT) betrug 378 (78) Mio. EUR. Gebremst wurde der Aufschwung durch gestiegene Kosten für Material, Logistik und Energie. Durch den weltweiten Mangel an Halbleitern nahm zudem die Autobranche weniger Stahl u. Komponenten ab.

Devisen
Die über den Erwartungen liegende US-Teuerungsrate hat den Euro nur temporär belastet. Am Ende zeigte er nur wenig Veränderung.

Öl
Nach Aussagen der Opec+, wonach die Nachfrage im lfd. Jahr die Prognosen übersteigen könnte, legten die Ölpreise zu.

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