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USA - Zwei völlig „verschiedene Arbeitsmarktberichte“: Quote hui, Jobs pfui! - Nord LB

03.12.2021 16:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Soeben wurden Daten zum US-Arbeitsmarkt im November gemeldet. Diese Zahlen sind – nur eineinhalb Wochen vor der nächsten FOMC-Sitzung – sehr relevant für die Finanzmärkte: Ein weiterer „substantieller weiterer Jobaufbau“ könnte sogar eine Beschleunigung beim Tapering erlauben – und das ja nur wenige Wochen nach dessen Start.

Laut der vom Bureau of Labor Statistics durchgeführten Unternehmensbefragung sind im November 210.000 Jobs geschaffen worden – nur halb so viel wie erwartet. Die beiden Vormonate wurden um insgesamt 82.000 höher revidiert. Insgesamt fielen diese Beschäftigungszahlen enttäuschend schwach aus. Der Stellenaufbau weist damit einen nicht richtig überzeugenden Zick-Zack-Kurs auf. Die Zahlen von ADP hatten mehr erwarten lassen. Schwächer als in den Vormonaten entwickelten sich vor allem die Bereiche private Dienstleistungen, Bildung, Freizeit/Gastronomie sowie der verarbeitende Sektor. Insgesamt schwache Zahlen, aber möglicherweise lagen Saisonalitäten vor.

Eindeutig positiv zu bewerten ist dagegen der starke Rückgang der Arbeitslosenquote von 4,6% auf 4,2% – deutlicher als erwartet. Damit ist das Niveau von Februar 2020 sogar wieder erreicht! Anzumerken ist, dass in dieser (separat ermittelten) Haushaltsbefragung ein massiver Beschäftigungsanstieg von über 1,1 Millionen (!) gemessen wurde, der von einem Zuwachs in der Labor Force begleitet war, was letztlich die Arbeitslosenquote erheblich drückte. Somit: Sehr erfreulich!

Die Stundenlöhne zogen um 0,3% M/M etwas weniger als erwartet an. Dennoch sorgt der in einigen Sektoren vorherrschende Arbeitskräftemangel weiter für steigende Löhne. Dies wird die Fed – neben den schwachen Payrolls und der überzeugenden Quote – auch zu beachten haben.

Der Arbeitsmarkt fiel also richtig gemischt aus: Die Payrolls liegen nicht unbedingt in dem von Jerome Powell für die aktuellen Monate angestrebten Bereich von 500k bis 550k. Für einen höheren Beschäftigungszuwachs scheint weiterhin nicht die Nachfrageseite der Unternehmen der bremsende Faktor zu sein, sondern die Arbeitsangebotsseite. Derzeit finden die Unternehmen einfach nicht genügend passende Arbeitskräfte. Vielleicht fürchten einige Personen noch coronabedingt die Rückkehr zum Job, vielleicht sorgten die staatlichen Transferleistungen für ein Abwarten. Diese beiden Faktoren sollten aber perspektivisch an Relevanz verlieren.

Der Beschäftigungsmotor läuft – vielleicht aber nicht ganz so eindeutig stark wie die Fed mit einem „substantiellen Jobaufbau“ gefordert hatte. Die Arbeitslosenquote praktisch auf einem Vorcoronaniveau und die hohen Stundenlöhne (4,8% Y/Y) machen dennoch eine geldpolitische Neuausrichtung schon erforderlich. Insgesamt erhält die Fed also Rückendeckung für ihr Handeln. Offenbar bereitet sie sich sogar auf ein beschleunigtes Tapering vor. Entscheidungen dazu wird die FOMC-Sitzung am 15. Dezember liefern. Als Risiko bleiben eine resistente Covid-19-Variante oder Güterengpässe bestehen, zusammen mit einer Inflation, die die Konjunktur wieder abwürgen könnte.

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten fielen eindeutig gemischt aus: Während der Stellenaufbau mit 210.000 enttäuschend war, überzeugte der nochmalige Rückgang der Arbeitslosenquote auf sogar ein Vorcoronaniveau von 4,2%. Wieder einmal wiesen die beiden unterschiedlichen Arbeitsmarktbefragungen von Haushalten (Arbeitslosenquote: Hui) und Unternehmen (Payrolls: Pfui) völlig gegensätzlich aus. Der von der Fed angestrebte weitere „substantielle Jobaufbau“ ist zwar nicht so eindeutig eingetreten, dennoch dürfte sie sich offenbar auf ein beschleunigtes Tapering vorbereiten. Entscheidungen dazu wird die FOMC-Sitzung am 15. Dezember liefern. Als Konjunkturrisiken sind impfresistente Covid-19-Varianten, Inflation und Engpässe bei Gütern und Arbeitskräften zu nennen. Die Fed muss damit in einem Umfeld anhaltender Unsicherheiten vorsichtig – aber auch entschlossen – agieren.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Konjunktur im Bericht vom 03.12.2021

USA: Enttäuschender Arbeitsmarktbericht, Arbeitsplatzaufbau stockt - VP Bank

In der US-Wirtschaft sind im November 210´000 neue Stellen geschaffen worden. Die Arbeitslosenquote fällt von 4.6% auf 4.2%. Der Arbeitsmarktbericht bringt die US-Notenbank Fed in die Bredouille, denn der Arbeitsplatzaufbau kommt nicht recht voran. Per Saldo beläuft sich der Verlust an Arbeitsplätzen gegenüber dem Vorkrisenniveau auf noch immer knapp 4 Mio. Stellen. Dabei liegt es keineswegs daran, dass die Unternehmen kein Personal einstellen möchten. Im Gegenteil, die Arbeitnehmer wollen nicht zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren.

Augenfällig ist, dass die Partizipationsquote der über 55jährigen Arbeitnehmer seit dem Corona-Einbruch kaum nennenswert zugelegt hat. Es lässt sich vermuten, dass sich die Babyboomer in den Ruhestand verabschiedet haben. Wäre dies tatsächlich der Fall, könnte sich der demografische Wandel im Arbeitsmarkt zeitlich nach vorne verschieben.

Damit würde sich aber die Lücke am Arbeitsmarkt als nachhaltig erweisen und die Unternehmen ... diese News weiterlesen!

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