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ZEW Umfrage: Warnschuss vor den Bug, zahlreiche Imponderabilitäten belasten! - Nord LB

10.08.2021 13:36 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Soeben hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage unter Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht.

Im August haben die ZEW-Konjunkturerwartungen einen deutlichen, dritten Dämpfer in Folge erhalten. Sie fallen von 63,3 auf nun 40,4 Punkte deutlicher als erwartet und sogar fast bis zum Tiefststand letzten Winters. Im historischen Vergleich bleiben aber auf einem noch recht hohen Niveau.

Dieser erhebliche Rücksetzer bei den Erwartungen muss natürlich mit der erneut positiveren Beurteilung der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation in Relation gesetzt werden: Die Lagekomponente zog nochmals von 21,9 auf 29,3 Saldenpunkte an. Dies ist zwar der höchste Wert seit Anfang 2019, allerdings nahm das Tempo der Aufhellung der aktuellen Lage nun schon deutlich ab.

Ein ähnliches Bild, bestehend aus schwächeren Konjunkturerwartungen bei verbesserter Lageeinschätzung, hatte bereits gestern die sentix-Umfrage für Deutschland gezeichnet.

Nach schwierigen Monaten deutet einiges auf ein weiteres Anziehen der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in den Sommermonaten hin. Daran ändert auch der dritte Rückgang in Folge der noch recht hohen ZEW Konjunkturerwartungen wenig. Denn diese schließt sich an eine deutlich aufgehellte Lageeinschätzung an. Allerdings beinhalten die heutigen Zahlen auch eindeutige Warnsignale: Die Zuversicht könnte im Falle nachlassender Effektivität der Impfungen ziemlich schnell weiter schwinden – und das schneller als Eis in diesem wenig heißen Sommer in Deutschland.

Andere Konjunkturindikatoren weisen auf das noch wahrscheinliche Szenario eines Anziehens der deutschen Konjunktur hin: Der Arbeitsmarkt bleibt robust, die Einzelhandelsumsätze zogen im Juni signifikant an. Während auch die Auftragseingänge deutlich stärker ausfielen, ging allerdings die Industrieproduktion unerwartet zurück, was Knappheiten bei Gütern und Arbeitskräften geschuldet sein dürfte. Hochfrequente Indikatoren bestätigen die Signale der Stimmungsindikatoren, wonach aufgrund des Wegfalls von Lockdown-Restriktionen ein wirtschaftlicher Rückpralleffekt nach oben zu beobachten ist, der sich allerdings als noch fragil herausstellen könnte. Für das III. Quartal rechnen wir mit einem BIP-Wachstum um die Marke von 3% Q/Q. Doch die Frage bleibt, was ab Herbst geschieht. Eigentlich sollten die Impfungen gegen „Delta“ schützen, aber bleibt diese Einschätzung bei so vielen Imponderabilitäten bestehen?

Aktuell notieren die Aktienindizes nahe der Höchststände. Denn spekuliert wird auf expansiv agierende Notenbanken. Daran etwas zu ändern hat die EZB angesichts der Konjunkturdynamik und der Inflationsgefahren auch weniger Anlass als die Fed. Entsprechend steigen die Renditen von US-Treasuries stärker als die deutscher Bundesanleihen und es fällt der Euro unter 1,1750 USD

Fazit: Die Stimmung der Finanzmarktexperten hat sich im August unfreundlich entwickelt: Demnach sanken die ZEW-Konjunkturerwartungen den dritten Monat in Folge unerwartet deutlich auf 40,4 Punkte nahe dem Tiefststand aus dem Winter, gleichzeitig hat sich die aktuelle Lage verbessert – allerdings bereits langsamer als noch zuletzt. Das Ergebnis der ZEW-Umfrage ist demnach als Warnsignal für die konjunkturelle Entwicklung im 2. Halbjahr aufzufassen. Für das später im Monat zur Veröffentlichung anstehende ifo-Geschäftsklima ergibt sich eine ähnliche Indikation. Noch kommt es aufgrund des Wegfalls der meisten Restriktionen zu einem kräftigen Rückpralleffekt nach oben. Doch die Aussichten könnten sich schnell eintrüben und die noch vorhandene Zuversicht wieder schwinden, wenn die Eindämmung von Virusmutanten nicht gelingen sollte. Die EZB ist jedenfalls gut beraten, vorerst kühlen Kopf zu bewahren und erst eine nachhaltige Erholung abzuwarten. Sie hat angesichts der Konjunkturdynamik und der Inflationsgefahren auch viel weniger Anlass als die Federal Reserve beim Blick auf die USA. Entsprechend steigen die Renditen von US-Treasuries stärker als die deutscher Bundesanleihen und es fällt der Euro unter 1,1750 USD.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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