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Sieben Arten an digitalen Plattformen – Was sind eigentlich Auto1, Scout24 oder Siemens Mindsphere?

19.07.2021 07:48 Uhr - Autor: Marcus Disselkamp  auf twitter

Buchautor Marcus Disselkamp ist Gastautor von 4investors zu dem Themenkomplex der Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten der Digitalen Transformation. Bild und Copyright: Marcus Disselkamp.

Um das Thema Plattformen ist ein wahrer Hype ausgebrochen. Nachdem elf der aktuell zwanzig wertvollsten globalen Firmen Plattformen und nicht mehr wie früher Ölproduzenten, Händler oder Banken sind, wollen viele Firmen nun selbst auch eine Plattform werden oder bezeichnen sich bereits als eine solche. Dabei existieren bereits sieben verschiedene Arten von digitalen Plattformen, die den vier unterschiedlichen Generationen zuzuordnen sind.

Die erste Generation an digitalen Plattformen im Sinne der Plattformökonomie stellen die transaktionszentrierten Plattformen dar. Hier ist der Name Programm, indem der Fokus wirklich auf der reinen Transaktion (wie ein Angebot, Kauf, Verkauf oder Tausch) liegt. Gleich drei verschiedene Plattformtypen repräsentieren diese erste Stufe der Plattformökonomie: die Marktplätze, On-Demand-Service Plattformen sowie die Directory Plattformen. Gerade mit den (digitalen) Marktplätzen, wie AirBnB, WirKaufenDeinAuto.de von Auto1 oder Lieferando, verbinden die meisten Interessierten den Begriff einer digitalen Plattform. Hier steht eine Transaktion im Fokus, bei der sehr viele unterschiedliche Anbieter ihre Sortimente (z.B. Hotelzimmer, Konsumgut oder Lizenz) zu ihren eigenen Preisen und Lieferkonditionen anbieten, wobei die gesamte Transaktion (inklusive Bezahlung, Rechnungsstellung und Lieferung) über den Marktplatz arrangiert wird.

Anders bei den sogenannten Directory (bzw. auch „Classified“) Plattformen: hier finden nicht wie bei den Marktplätzen die eigentlichen Transaktionen innerhalb, sondern außerhalb der Plattformen statt. Unter dem englischen Begriff „directory“ versteht man ein Verzeichnis bzw. einen Katalog, und genau um einen solchen Katalog handelt es sich bei den Beispielen Immowelt, Monster, Tinder oder MyHammer. Hier findet lediglich über ein digitales Verzeichnis die Zusammenführung der an einer Transaktion interessierten Teilnehmer statt, während sich die eigentliche Transaktion (wie der Kauf oder die Anmietung einer Immobilie, die Übernahme einer neuen beruflichen Herausforderung oder die Zusammenarbeit mit einem Handwerker) direkt zwischen den Transaktionsteilnehmern vollzieht.

Der dritte Plattformtyp innerhalb der transaktionszentrierten Plattformen ist die On-Demand-Service Plattform. Unternehmen wie Uber, Soundcloud, Zoom, Minecraft oder PayPal bieten als Plattformen nicht nur eine transaktionszentrierte Infrastruktur, sondern auch eine zentrale Dienstleistung mit eigener Preishoheit. So fährt der Uber-Fahrer zwar als selbständiger Anbieter seiner Fahrleistung und seines eigenen Wagens einen Uber-Fahrgast, doch entscheidet Uber als On-Demand-Service Plattform über die Transaktionspreise und -Regelungen.

Bei der zweiten Plattformgeneration überschneiden sich die Rollen der Plattform-Teilnehmer: Kunden können sowohl Nachfrager als auch Anbieter bzw. Lieferanten auch Kunden sein (sog. Multi-Side Effekt). Zwei Plattformtypen repräsentieren diese Multi-Sided Plattformgeneration: die Interaction-Plattform sowie die Content-Crowdsourcing Plattform. Während sich bei sozialen Medien wie Facebook, Clubhouse bzw. einem Nachrichtendienst wie WhatsApp oder Signal die Interaktion auf der Interaction-Plattform zwischen sich bekannten Anwendern stattfindet, erfolgt der Informationsaustausch bei einer Content-Crowdsourcing Plattform wie Wikipedia oder TripAdvisor zwischen anonymen Massen.

Ab der dritten Plattformgeneration steht die Datenzentrierung, also die datenbasierte Vernetzung, im Vordergrund. Zwei Plattformtypen charakterisieren sehr passend diese dritte Generation an datenzentrierten Plattformen: die Aggregatoren und die Technologie-Plattformen. Bei den Aggregatoren (wie bei Amazon, Google oder Immobilienscout24) werden externe Inhalte (wie Nachrichten, Informationen oder Empfehlungen) nicht nur gesammelt, sondern zusammen mit weiteren Daten (wie besuchte Angebote, echte oder abgebrochene Käufe) ergänzt, aggregiert und dann zu einem neuen Leistungsangebot im Sinne des „Matchmakings“ verpackt. Spätestens bei den Aggregatoren geht es gar nicht mehr darum, wer eine Ware oder eine Information (wie Wissen oder Nachricht) anbietet, sondern wer die Hintergrunddaten über die Transaktion (wie Kunde und Preis) erhält. Aggregatoren-Plattformen benötigen gar keine externen Marktforschungsdaten, sie bedienen sich an ihrem eigenen Datenbestand und sehen alle Wettbewerbsaktivitäten, Kundenbedürfnisse und identifizieren damit ihre eigenen Schwächen und Chancen.

Die zweite Form einer datenzentrierten Plattform sind die Technologie (bzw. IoT- oder Utility-) Plattformen, wie Amazon Web Service (AWS), Microsoft’s Azur, Bosch IoT Suite, SAP Leonardo oder Siemens Mindsphere oder die deutsche Immobilien-Datendrehscheibe Realcube. Hier geht es um eine Infrastruktur zum Verknüpfen von Software und Applikationen, oder gar als Basis des Internets der Dinge (engl. Internet of Things – IoT). Die Plattformen ermöglichen dabei einen reibungslosen, systemübergreifenden Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Datenquellen und -Empfängern, als Basis zur Steuerung und Analyse von Daten.

Manche der Technologie-Plattformen, aber vor allem auch der siebte Plattformtyp der Computing Plattformen, repräsentieren die vierte Entwicklungsstufe bzw. Generation an digitalen Plattformen: digitale Ökosysteme. Denn hier kann sich ein Anwender kaum noch der Attraktivität und Sog-Wirkung einer Infrastruktur entziehen. Bei den Computing-Plattformen, wie Apple’s IOS Betriebssystem (inkl. Apple Store) oder Google’s Android, kreieren eine Unmenge von Entwicklern eine Vielzahl neuer (Software-) Produkte und erreichen damit eine enorme Anzahl von Nutzern, denen wiederum eine Vielzahl von weiteren Dienstleistern (z.B. für die Logistik oder Abrechnung) zur Verfügung stehen.

Alle Blogbeiträge von Marcus Disselkamp zum Themenkomplex der Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten der Digitalen Transformation finden Sie auf seiner Blog-Seite auf 4investors: hier klicken!

Von unserem Gastautor Marcus Disselkamp ist gerade sein neues Buch „Wachstumsstrategien von Unternehmen – Wettbewerbsfähigkeit in disruptiven Zeiten sichern“ im Haufe Verlag erschienen. Mehr über ihn und sein Business Coaching finden Sie unter www.disselkamp.com. Auf den etablierten Streaming Diensten finden Sie zudem seine Podcastfolgen „Kurz Nachgedacht“ mit Themen zur Unternehmensführung in Rahmen der digitalen Transformation.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne von Marcus Disselkamp. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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