Mobotix: Berg- und Talfahrt ist noch nicht beendet

Aktionäre der Mobotix AG sind nicht zu beneiden. Dabei sah zunächst alles gut aus. 2007 feierte die Aktie ihre Börsenpremiere. Der Kursverlauf seitdem glich aber einer Berg- und Talfahrt. Vom ersten Kurs bei 5,40 Euro aus ging es bis auf 27 Euro nach oben - das war Ende 2012. Wer nicht rechtzeitig ausstieg, steckte plötzlich im Fahrstuhl nach unten. Es folgte eine jahrelange schwankungsreiche Baisse, die erst im Corona-Crash 2020 bei 4 Euro ihr - vorläufiges - Ende fand. Und auch eine zwischenzeitliche Erholung auf Kurse um 8 Euro war nicht der Beginn einer besseren Zeit bei Mobotix. Seit Ende Januar 2021 ist das Papier wieder auf Talfahrt und unter der 6-Euro-Marke angekommen.

Immerhin: Zuletzt konnte eine charttechnische Unterstützung bei 5,25/5,35 Euro bestätigt werden und der Kurs hat sich zuletzt deutlich stabilisiert. Mobotix selbst aber hatte Mitte Mai eine weitere Enttäuschung für die Aktionäre im Gepäck: Das Geschäftsjahr 2020/2021 läuft schlechter als erwartet - die Covid-19 Pandemie hinterlässt Spuren. Großprojekte wurden verschoben und das Geschäft mit Auftragsentwicklungen für Großaktionärin Konica Minolta, die knapp 65 Prozent der Mobotix-Aktien hält, kam zum Erliegen, wie der Vorstand auf einer Investorenkonferenz von Montega Connect einräumt.

Nun aber soll alles besser werden. Von 62 Millionen Euro bis 64 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2020/2021 will man bis 2022/2023 auf 100 Millionen Euro Umsatz wachsen. Aus einem EBIT von 1,5 Millionen Euro bis 2,5 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr sollen 2022/2023 satte 12 Millionen Euro werden. Das ist doppelt so viel wie Mobotix 2019/2020 vor Zinsen und Steuern verdient hat.

Das soll der Beginn der Wachstumsstory sein, die Mobotix in den vergangenen Jahren nicht war und auch im laufenden Geschäftsjahr nicht sein wird. Von 2017/2018 auf 2019/2020 kletterte der Umsatz um ganze 4 Millionen Euro auf 70,4 Millionen Euro. Der Cashflow pendelte mal leicht im Plus, mal leicht im Minus.

Der Aktienkurs aber zeigt: An der Börse traut man der Mittelfrist-Prognose des Tech-Konzerns bisher nicht - unter dem Claim „BeyondHumanVision entwickelt und fertigt Mobotix nach eigenen Angaben „intelligente, cyber-sichere Videotechnologien jenseits des menschlichen Sehvermögens”. Und der Anbieter von „hochauflösenden, digitalen, netzwerkbasierten Videosicherheitssystemen” ist mitten im Umbruch, der aber bald beendet sein soll. Statt ein reiner Produktanbieter will man sich zum Lösungsanbieter weiter entwickeln. Den Preiskrieg der Konkurrenz will man nicht mitmachen, wie die Vorstände Klaus Kiener und Thomas Lausten auf der Montega-Konferenz betonen. Man will sich stattdessen die Technoloieführerschaft wiederholen.

Die überzeugende Antwort auf die Frage, wie Mobotix die eigenen Mittelfristziele erreichen will und wird, liefern die Manager bisher aber nicht. Ein Mix aus diversen Punkten soll Umsatz und Ergebnis treiben. Hierzu will man unter anderem die Produktpalette ausweiten und vor allem beim Vertrieb und im Softwaregeschäft Gas geben. Größere Wachstumsimpulse sollen dabei aus dem US-Geschäft kommen. 30 Millionen Dollar werden genannt, die man umsetzen will. 2019/2020 konnte man auf dem US-Markt vor allem mit Thermalkameras punkten und 9,7 Millionen Dollar allein in diesem Bereich umsetzen. Das allerdings war auch ein Effekt der Corona-Krise, der den Thermalkameras eine Sonderkonjunktur bescherte - ein Effekt, auf den sich kaum auf Dauer setzen lässt, wie auch das aktuelle Geschäftsjahr zeigt.

Bleibt Großaktionärin Konica Minolta, mit der das Auftragsentwicklungsgeschäft langsam wieder anzulaufen scheint. Von hier erhofft sich Mobotix im Laufe des Jahres 2021 wieder stärkere Impulse und große Aufträge. Hinzu kommen die verschobenen Großprojekte. Mobotix hofft auf weiteres Geschäft in dieser Sparte.

Aber reicht das aus, um die Mittelfristziele zu erreichen? Die Antwort hierauf bleibt erst einmal offen. Die Visibilität für Mobotix ist auch nach der Investorenkonferenz des Unternehmens bei Montega Connect begrenzt. Ob sich das Unternehmen auf Kurs befindet, kann man als nächstes spätestens bei den Zahlen für das Geschäftsjahr 2020/2021 prüfen. Zwischendurch stehen im August die Neunmonatsdaten an. Investoren müssen sich in Geduld üben.