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ZEW-Umfrage: Optimismus nimmt zu, Rekordwachstum für Q3 erwartet - Nord LB Kolumne

15.09.2020 12:59 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Konjunkturstimmung der Finanzexperten hat sich im September deutlich verbessert. Die ZEW-Konjunkturerwartungen kletterten auf 77,4 Punkte, den höchsten Stand seit gut 20 Jahren. Bild und Copyright: SvedOliver / shutterstock.com.

Heute Vormittag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage unter Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht. Im September hat sich demnach die Stimmung unter den Finanzmarktexperten deutlich verbessert. Im Vergleich zum Vormonat kletterten die Konjunkturerwartungen für Deutschland von 71,5 auf 77,4 Saldenpunkte aufwärts. Auch für die Eurozone erhöhte sich der Indikator deutlich auf 73,9 Punkte. Dies liegt jeweils noch über unseren relativ optimistischen Prognosen.

Auch die aktuelle konjunkturelle Situation wird nun spürbar besser als in den Vormonaten bewertet. Eine Lagekomponente von -66,2 Saldenpunkten ist zwar noch immer ein historisch außerordentlich schlechter Wert, aber immerhin der höchste seit dem Beginn der Pandemie in Deutschland im März. In der Summe fallen die heutigen Ergebnisse der ZEW-Umfrage damit deutlich besser aus als die im Vorfeld befragten Analysten und Volkswirte erwartet hatten. Dem ohnehin seit Wochen positiv laufenden Aktienmarkt gaben die heutigen Konjunkturzahlen somit noch etwas zusätzlichen Rückenwind. Zumindest drehte der DAX mit Bekanntgabe der ZEW-Umfragedaten ins Plus.

Die Experten blicken derzeit so optimistisch auf die Entwicklung in den kommenden sechs Monaten wie seit gut 20 Jahren nicht mehr. Auch wenn dieser Wert natürlich durch den vorherigen Einbruch beeinflusst ist, stellt sich die Frage, ob die Finanzmarktexperten nicht allmählich schon zu euphorisch gestimmt sind und Risiken zu wenig Beachtung schenken. Weder das drohende Scheitern der Brexit-Verhandlungen durch das vom britischen Premierminister Boris Johnson geplante Binnenmarktgesetz, das einseitig den Brexit-Vertrag mit der EU ändern und damit einen klaren Verstoß gegen internationales Recht darstellen würde, noch das Anziehen der Infektionszahlen in weiten Teilen Süd- und Westeuropas scheinen der sehr optimistischen Grundstimmung derzeit etwas anhaben zu können. Auch geopolitische Konflikte wie USA vs. China oder zwischen der Türkei und Griechenland scheinen angesichts positiver Konjunkturdaten derzeit in den Hintergrund zu treten.

Gleichwohl passt die positive Stimmung zu dem sich abzeichnenden Rückpralleffekt nach dem historischen Einbruch im ersten Halbjahr. Hierfür sprechen die jüngsten Signale hochfrequenter Konjunkturindikatoren. So zeichnet sich für das dritte Quartal bei der gesamtwirtschaftlichen Aktivität der stärkste je in Deutschland gemessene Quartalszuwachs ab. Wir haben unsere Konjunkturprognose für Deutschland angepasst und rechnen „nur“ noch mit -5,8% (2020) und +4,3% in 2021.

Allerdings hängt die derzeit recht dynamische Erholung in Europa zu einem Gutteil an der expansiven Geld- und Fiskalpolitik zur Krisenbewältigung und Erwartungsstabilisierung. Zudem ist die Wirtschaft durch vielfältige Sondermaßnahmen wie die Regelungen zur Kurzarbeit oder das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht derzeit noch regelrecht in Watte gepackt. Bis zur Entdeckung eines Medikaments oder Impfstoffes, was zu einem „Game Changer“ für die Märkte werden dürfte, wird die Entwicklung der Pandemie weiterhin den Takt an den Finanzmärkten vorgeben.

Fazit: Die Konjunkturstimmung der Finanzexperten hat sich im September deutlich verbessert. Die ZEW-Konjunkturerwartungen kletterten auf 77,4 Punkte, den höchsten Stand seit gut 20 Jahren. Dies passt zu dem nach dem vorherigen Einbruch erwarteten Rückpralleffekt, der in einer Rekordwachstumsrate des BIP im dritten Quartal von gut 6% münden dürfte. Gleichwohl wird sich die Erholung im Anschluss deutlich verlangsamen und Probleme wie Brexit und geopolitische Konflikte wieder mehr Beachtung finden. Wir haben unsere Konjunkturprognose für Deutschland dennoch leicht angepasst und rechnen „nur“ noch mit -5,8% (2020) und +4,3% in 2021. Die Wirtschaft ist aber selbst bei Ausbleiben einer zweiten Infektionswelle längere Zeit auf geld- und fiskalpolitische Unterstützung angewiesen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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