4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

4investors News

ZEW-Umfrage: Tiefpunkt ist durchschritten, Experten setzen auf Erholung - Nord LB Kolumne

16.06.2020 12:41 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Heute Vormittag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Volkswirten, Analysten und Fondsmanagern veröffentlicht. Im Juni hat sich die Konjunkturstimmung unter den Finanzmarktexperten deutlich verbessert. Im Vergleich zum Vormonat kletterten die Konjunkturerwartungen für Deutschland nochmals deutlich von 51,0 auf 63,4 Saldenpunkte, was den höchsten Stand seit über 14 Jahren darstellt. Dies muss aber natürlich im Zusammenhang mit der weiterhin sehr schlechten aktuellen Lage beurteilt werden.

Allerdings hat sich unter den Finanzexperten im Berichtsmonat Juni auch die Lagebeurteilung erstmals seit dem Jahresanfang wieder verbessert. Die Lagekomponente kletterte um immerhin gut zehn Saldenpunkte auf -83,1 Punkte. Dies stellt zwar noch immer einen historisch schlechten Wert dar, gleichwohl scheint sich auch diesbezüglich die Stimmung der befragten Experten zu drehen.

Diese Einschätzung passt zu den jüngsten Signalen hochfrequenter Konjunkturindikatoren, die erste leichte Verbesserungen im Mai nach einem durchweg desaströsen April andeuten. Die abnehmenden Corona-Fallzahlen und die zunehmenden Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen waren die Grundlage für eine wirtschaftliche Bodenbildung. Bereits im Mai scheint der konjunkturelle Tiefpunkt in Deutschland durchschritten und der Beginn der Erholung eingeläutet zu sein. Für das zweite Quartal ist zwar weiterhin mit dem stärksten BIP-Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen, es könnte jedoch nicht ganz so desaströs ausfallen wie dies vor einigen Wochen noch zu befürchten war. Dennoch ergibt sich für das Gesamtjahr 2020 mit einem BIP-Minus von voraussichtlich rund -7% ein Konjunktureinbruch wahrhaft historischen Ausmaßes.

Bei aller Hoffnung auf eine zügige Belebung: Die Pandemie bleibt der bestimmende Faktor für die gesamtwirtschaftliche Aktivität, und hieran wird sich vor Verfügbarkeit eines Impfstoffes auch nichts ändern. Jüngste Meldungen zu einem möglichen Wiederaufflammen des Infektionsgeschehens aus den USA und China belegen, wie fragil die Lage derzeit noch ist. An den Kapitalmärkten hatte dies – gemeinsam mit relativ pessimistischen Äußerungen der führenden Zentralbanken zum Wirtschaftsausblick – zu einer deutlichen Korrektur beigetragen. Ganz offensichtlich war an den Finanzmärkten zwischenzeitlich schon zu viel Optimismus eingepreist worden.

Sofern eine zweite Welle ausbleibt, ist aber eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr zu erwarten. Hierzu tragen auch die massiven Unterstützungsmaßnahmen der Geld- und Fiskalpolitik bei. Insofern ist auch die Einigung der Bundesregierung auf ein Konjunkturprogramm sehr zu begrüßen. Sicherlich sind einzelne Elemente auch kritisch zu diskutieren. So ist bei der Mehrwertsteuersenkung nicht gesichert, dass hierdurch hinreichend starke Preissenkungen ausgelöst werden, um Konsumenten in einem unsicheren Umfeld kurzfristig zu größeren Anschaffungen zu bewegen. Bei aller Kritik an Einzelmaßnahmen: Eine faire Bewertung muss das Paket der Bundesregierung in seiner Gesamtheit in den Blick nehmen. Das Konjunkturprogramm beinhaltet viele kluge Elemente und vor allem ist das Volumen hinreichend hoch, um das Rad wieder ins Rollen zu bringen.

Fazit: Die ZEW-Konjunkturerwartungen haben sich im Juni auf den höchsten Wert seit gut 14 Jahren verbessert. Parallel beurteilen die befragten Finanzmarktexperten auch die aktuelle Lage etwas weniger pessimistisch als noch im Mai. Diese Ergebnisse passen zu den jüngsten Signalen anderer Indikatoren, wonach der konjunkturelle Tiefpunkt bereits durchschritten zu sein scheint. Die Erholung dürfte sich auch dank der vielfältigen staatlichen Stützungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr fortsetzen, sofern eine zweite Welle vermieden werden kann. Jüngste Meldungen aus den USA und China hierzu haben für Unruhe gesorgt und mahnen Marktteilnehmer, nicht völlig sorglos alles auf die Karte Optimismus zu setzen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Konjunktur im Bericht vom 16.06.2020

Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen sprühen vor Optimismus - VP Bank Kolumne

Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen im Juni von 51 auf 63.4. Der Anstieg fällt nicht mehr ganz so stark aus wie in den Wochen zuvor, dennoch sind die ZEW-Konjunkturerwartungen weiter nach oben geklettert. Auch die Einschätzung der aktuellen Lage verbessert sich erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Lockerungsmassnahmen machen sich jetzt positiv bemerkbar.

Der Verlauf der ZEW-Konjunkturerwartungen legt eine kräftige konjunkturelle Erholung nahe. Unzweifelhaft werden in den kommenden Monaten deutliche Zuwächse bei den verschiedensten Wirtschaftsdaten zu verzeichnen sein, sei es bei den Einzelhandelsumsätzen, sei es bei der Industrieproduktion. Der Grund ist einfach: Die Vergleichsbasis ist so tief, dass auch schon kleine Verbesserungen zu hohen prozentualen Wachstumsraten führen werden. Vermutlich dürften sogar Rekorde gebrochen werden – dieses Mal auf der positiven Seite. Wenn also die ZEW-Konjunkturerwartungen klar steigen, ist das zumindest teilweise gut ... diese News weiterlesen!

4investors-News - Konjunktur

20.10.2021 - Bundesbank: Weidmann geht ...
07.02.2021 - Wachstumsstrategien für Unternehmen – Wettbewerbsfähigkeit in disruptiven Ze ...
15.11.2020 - Automatisierung und Projektifizierung: Wo bleibt der Mensch? ...
08.09.2020 - Warum so viele Startups scheitern! ...
04.08.2020 - Das Tal der Tränen der Digitalisierung ...
17.06.2020 - Die Krise kann uns mal: Chef als Vorbild - Podcast ...
02.06.2020 - Mythos Agilität! - Podcast ...
16.03.2020 - Invest: Erst wieder 2021 ...
09.03.2020 - Corona-Virus und die Folgen: ifo-Zahlen zur Produktion mit Vorsicht zu genießen ...
21.06.2016 - EZB: Verfassungsgericht gibt grünes Licht ...
16.12.2015 - USA: FED erhöht die Zinsen ...

DGAP-News dieses Unternehmens

01.05.2024 - EQS-News: H2APEX bestätigt vorläufige Zahlen für Geschäftsjahr 2023 sowie ...
01.05.2024 - EQS-Adhoc: Vitruvia Medical AG: Jahresergebnis per 31. Dezember 2023 ...
01.05.2024 - EQS-Adhoc: SHS VIVEON AG: Abschluss eines Business Combination Agreements mit ...
01.05.2024 - Leclanché verbessert Wertangebot mit neuen PFAS-freien und Nioboxid-Zellen und ...
30.04.2024 - Leclanché SA kündigt die Verlängerung der Veröffentlichungsfrist für den ...
30.04.2024 - SIG Group AG: Stabile Volumen, erste Anzeichen einer Wachstumsbelebung, ...
30.04.2024 - EQS-News: Branicks Group AG: Operativ erfolgreich in herausforderndem ...
30.04.2024 - Baloise veröffentlicht Bericht über die Finanzlage und zeigt starke ...
30.04.2024 - EQS-News: Vonovia startet operativ gut ins Jahr, erhält renommiertes ...
30.04.2024 - EQS-News: FUCHS mit gutem Start ins Geschäftsjahr ...