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Deutschland: Corona-Schock stürzt Wirtschaft in schwere Rezession - Nord LB Kolumne

15.05.2020 12:22 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat heute eine vorläufige Schätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2020 veröffentlicht. Demnach haben die einschneidenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bereits im ersten Quartal einen deutlichen Einbruch der realen Wirtschaftsleistung verursacht. Das BIP ist preis-, saison- und kalenderbereinigt um -2,2% gegenüber dem Vorquartal geschrumpft, die Jahresrate ging auf -2,3% Y/Y zurück.

Auch wenn die Details der BIP-Entwicklung erst am 25. Mai veröffentlicht werden, haben die Statistiker in der heutigen Pressemeldung wie üblich bereits erste Hinweise gegeben. Demnach verzeichnete der private Konsum einen deutlichen Rückgang, während der öffentliche Konsum ebenso wie die Bauinvestitionen stabilisierend gewirkt haben. Letzteres ist aber vor allem auf die fast durchgängig sehr milden Witterungsverhältnisse in diesem Winter zurückzuführen. Die Unternehmen haben bereits in den ersten drei Monaten des Jahres deutlich weniger in Ausrüstungen investiert. Sowohl die Exporte als auch die Importe fielen deutlich niedriger als im Vorquartal aus.

Die Kontaktbeschränkungen in den letzten Wochen im März haben die deutsche Wirtschaft in eine regelrechte Schockstarre versetzt. Trotz einer in den ersten beiden Monaten guten Wirtschaftsentwicklung hat dies in der Summe zu einem deutlichen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität geführt. So verzeichnete die Industrie im März sowohl bei der Produktion (-9,2% M/M) als auch bei den Auftragseingängen (-15,6% M/M) die stärksten Monatsrückgänge seit der Wiedervereinigung. Auch die Einzelhandelsumsätze entwickelten sich im gleichen Monat stark rückläufig (-4,0% M/M).

Dabei ist Deutschland zumindest bis Ende März besser durch die Krise gekommen als die meisten anderen europäischen Staaten. Dies gilt vor allem für den Vergleich mit Italien, Spanien und Frankreich, die deutlich schwerere Pandemieverläufe hatten. In der Eurozone insgesamt ging das reale BIP entsprechend deutlich stärker um -3,8% Q/Q zurück.

Leider war dies aber erst der Auftakt für ein erheblich stärkeres Quartalsminus im Frühjahr. Die Kontaktbeschränkungen dauern an, trotz erster vorsichtiger Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Wirtschaftsstimmung in einem Rekordtempo verschlechtert. Die verfügbaren Indikatoren signalisieren unisono die schwerste Rezession der Nachkriegszeit. Wir rechnen für das zweite Quartal mit einer zweistelligen Schrumpfungsrate und für das Gesamtjahr 2020 mit einem BIP-Minus von rund -8% im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist ein relativ optimistisches Szenario, das keine ausgeprägte zweite Welle unterstellt, womit eine Erholung bereits für das zweite Halbjahr möglich würde. Sowohl aus gesundheitspolitischer als auch aus ökonomischer Sicht muss es das Ziel sein, die Pandemie unter Kontrolle zu behalten. Bei den Lockerungen sollte daher weiter mit Bedacht und schrittweise vorgegangen werden – nicht zuletzt, weil sich die Wirkung einzelner Maßnahmen nur zeitverzögert offenbart.

Fazit: Deutschland ist im ersten Quartal in eine schwere Rezession gerutscht. Im Vergleich zum Vorquartal verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt um -2,2%. Dies ist im Wesentlichen auf die Pandemie und die ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung zurückzuführen. Zwar ist der wirtschaftliche Einbruch in den besonders betroffenen Ländern wie Italien, Spanien und Frankreich erwartungsgemäß noch stärker ausgefallen. Aber auch die deutsche Wirtschaft befindet sich seit dem März in einer regelrechten Schockstarre, und trotz Lockerungen nimmt die gesamtwirtschaftliche Aktivität nur langsam wieder zu. Leider waren die Wachstumszahlen für das erste Vierteljahr erst der Auftakt für einen historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung im laufenden zweiten Quartal, der sogar zweistellig ausfallen könnte. Für das Gesamtjahr erwarten wir daher die schärfste Rezession der Nachkriegszeit.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Konjunktur im Bericht vom 15.05.2020

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Der deutsche Leitindex testete gestern das avisierte Gap-Closing. Das Tagestief lag bei 10.160 Indexzählern. Eine etwaige charttechnische Inselrückkehrformation hin zu 10.100 steht daher weiterhin im Raum. Das zugehörige Gap-Closing (10.255 – 10.100) ebenso. Alles in allem bleibt es eine Wackelpartie. Der Bärenmarkt ist bis auf weiteres intakt. Die 38-Tage-Linie verläuft bei 10.229 Punkten. Die Situation ist nach oben gedeckelt, nach unten zunächst bei 10.100 abgesichert. Dies zeigte auch die gestrige Tagesentwicklung. Der Trendfolgeindikator MACD generiert weiterhin ein Verkaufssignal. Die Slow-Stochastik bietet ebenfalls noch Spielraum für rückläufige Notierungen. Diese verzeichnet für heute ebenso ein Verkaufssignal.

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