4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

4investors News

ifo Geschäftsklima: Deutsche Wirtschaft im April schockgefroren - Nord LB Kolumne

24.04.2020 12:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Soeben hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner Umfrage unter rund 9.000 deutschen Unternehmen veröffentlicht. Im Berichtsmonat April – in dem die deutsche Wirtschaft durch die Eindämmungsmaßnahmen gegen das Coronavirus regelrecht schockgefroren wurde – ist die Stimmung unter den deutschen Unternehmen in den Keller gerauscht. Das Geschäftsklima für die gewerbliche Wirtschaft ist im April auf ein Rekordtief von nur noch 74,3 Punkten abgestürzt. Der Rückgang geht auf beide Teilkomponenten zurück. Die aktuelle Geschäftsbeurteilung wird mit 79,5 Punkten erheblich schlechter beurteilt als im März. Und auch die auf die Entwicklung in sechs Monaten gerichteten Geschäftserwartungen haben sich nochmals auf nur noch 69,4 Punkte verringert.

Die sektorale Betrachtung zeigt, dass praktisch alle Bereiche der deutschen Wirtschaft hart und auf breiter Front von der aktuellen Krise getroffen wurden. Es leiden aktuell zwar ganz besonders die direkt von der Pandemie bzw. den ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Unternehmen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der Reise- und Tourismusbranche, aber eben nicht nur. Ein breiter Nachfrageeinbruch, unterbrochene Lieferketten und eine extrem hohe Unsicherheit bezüglich der weiteren gesamtwirtschaftlichen Perspektiven haben auch in der Industrie, im Handel und im Bauhauptgewerbe tiefe Spuren hinterlassen.

Die Ergebnisse der ifo-Umfrage liegen auf einer Linie mit den bereits gestern von Markit publizierten Umfragedaten zur Stimmung unter den deutschen Einkaufsmanagern. Im April sind die Einkaufsmanagerindizes infolge der pandemiebedingten Shutdowns ähnlich tief eingebrochen. Der Dienstleister-Index sackte dramatisch auf 15,9 Punkte ab und zeichnet damit ein Bild eines katastrophalen Einbruchs im April. Der PMI Industrie sackte zwar „nur“ auf 34,4 Punkte ab, hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass in den Hauptindex Industrie die Teilkomponenten Lieferzeiten und Lager eingehen. Betrachtet man nur die Produktionskomponente, so ergibt sich auch für die Industrie ein historischer Einbruch (von 41,0 auf nur noch 19,4 Punkte).

In der Summe ist es im April infolge der Eindämmungsmaßnahmen in der Eurozone schlagartig zu dem stärksten Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Aktivität gekommen. Die extrem hohe Anzahl von Anzeigen auf Kurzarbeit deutet in die gleiche Richtung. Trotz des sehr wirkungsvollen Instruments Kurzarbeit wird aber auch die Zahl der Beschäftigten abnehmen und ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit festzustellen sein. Dies dämpft bereits jetzt massiv das Konsumklima: Das GfK-Verbrauchervertrauen etwa befindet sich regelrecht im freien Fall und rutschte auf -23,4 Punkte abwärts. Die größte Gefahr der aktuellen Krise für die Wirtschaft stellen Spillover- und Hysterese-Effekte dar. Dies weitgehend zu verhindern ist die vordringlichste Aufgabe der Wirtschaftspolitik.

Leider fällt der Stimmungseinbruch im April noch drastischer als unsere ohnehin pessimistischen Erwartungen aus. Trotz erster Versuche, die rigiden Eindämmungsmaßnahmen sukzessive etwas zu lockern, ist ein Absturz in die tiefste konjunkturelle Krise für Deutschland nicht mehr abzuwenden. Wir rechnen für das Jahr 2020 mit dem stärksten BIP-Einbruch seit dem zweiten Weltkrieg. Sofern bald weitere Lockerungen möglich werden, ohne eine zweite Infektionswelle zu riskieren, stehen jedoch die Chancen für eine kraftvolle Erholung zumindest für Deutschland nicht schlecht.

Fazit: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im April auf ein Rekordtief von 74,3 Punkten gesunken. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen sind wegen der zur Eindämmung der Pandemie ergriffenen Maßnahmen regelrecht abgestürzt. Nennenswerte sektorale Differenzierungen sind bereits jetzt fast nicht mehr möglich. Auf breiter Front ist die wirtschaftliche Aktivität in den vergangenen Wochen eingebrochen, teilweise gar ganz zum Erliegen gekommen. Trotz aller Prognoseschwierigkeiten bestätigt sich, dass wir uns inmitten der schärfsten konjunkturellen Krise seit dem zweiten Weltkrieg befinden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema Konjunktur im Bericht vom 24.04.2020

ifo-Geschäftsklimaindex: Highway to Hell - VP Bank Kolumne

Der ifo-Geschäftsklimaindex fällt von 85.9 auf 74.3. Der ifo-Geschäftsklimaindex war heute eine spannende Angelegenheit, da bereits in dieser Woche zwei extreme Varianten von Konjunkturfrühindikatoren veröffentlicht wurden. Da waren zum einen die ZEW-Konjunkturerwartungen, nach denen die aktuelle Corona-Krise nur ein kurzzeitiger Einbruch der Wirtschaft darstellt. Zum anderen wurden die Einkaufsmanagerindizes publiziert, die auch Volkswirten mit langjähriger Berufserfahrung die Beine zum Schlottern brachten. Es war nun die Frage, welche Richtung der ifo-Geschäftsklimaindex einschlagen würde.

Der ifo-Geschäftsklimaindex schlug sich leider auf die Seite der Einkaufsmanagerindizes. Betrachtet man den jüngsten Verlauf des ifo-Geschäftsklimaindex, fällt einem dazu eigentlich nur „Highway to Hell“ ein. Der Index liegt nun deutlich unter den Werten des Jahres 2009. Das zeigt dann auch, was uns in den kommenden Monaten noch erwartet. Die einfache Botschaft lautet: Massive ... diese News weiterlesen!

4investors-News - Konjunktur

20.10.2021 - Bundesbank: Weidmann geht ...
07.02.2021 - Wachstumsstrategien für Unternehmen – Wettbewerbsfähigkeit in disruptiven Ze ...
15.11.2020 - Automatisierung und Projektifizierung: Wo bleibt der Mensch? ...
08.09.2020 - Warum so viele Startups scheitern! ...
04.08.2020 - Das Tal der Tränen der Digitalisierung ...
17.06.2020 - Die Krise kann uns mal: Chef als Vorbild - Podcast ...
02.06.2020 - Mythos Agilität! - Podcast ...
16.03.2020 - Invest: Erst wieder 2021 ...
09.03.2020 - Corona-Virus und die Folgen: ifo-Zahlen zur Produktion mit Vorsicht zu genießen ...
21.06.2016 - EZB: Verfassungsgericht gibt grünes Licht ...
16.12.2015 - USA: FED erhöht die Zinsen ...

DGAP-News dieses Unternehmens

27.04.2024 - EQS-News: Neotech Metals ändert die endgültige Vereinbarung für ...
26.04.2024 - EQS-Adhoc: ams-OSRAM AG: ams OSRAM hat den Geschäftsbericht 2023 ...
26.04.2024 - EQS-News: STRATEC BERICHTET ZAHLEN ZUM ERSTEN QUARTAL ...
26.04.2024 - EQS-News: Branicks Group erweitert Geschäftsmodell um Asset-Klasse Renewables ...
26.04.2024 - EQS-News: BB Biotech mit solidem Quartalsergebnis, Biotechkapitalmarkt von ...
26.04.2024 - EQS-Adhoc: BB Biotech AG veröffentlicht ...
26.04.2024 - EQS-News: PALFINGER AG mit hervorragendem Ergebnis im 1. ...
26.04.2024 - Ordentliche Generalversammlung der Espace Real Estate Holding ...
26.04.2024 - EINLADUNG ZUR AUSSERORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG 2024 DER AKTIONÄRE DER ...
26.04.2024 - EINLADUNG ZUR AUSSERORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG 2024 DER AKTIONÄRE DER ...