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ProCredit Holding: „Wir wollen den Schwung in die zweite Jahreshälfte mitnehmen“

14.08.2018 11:56 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

ProCredit-Vorstand Borislav Kostadinov im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: ProCredit Holding AG + Co. KGaA.

Seit Ende 2016 an der Börse, eine Marktkapitalisierung von rund 650 Millionen Euro – und dennoch ist die ProCredit Holding vielen Investoren unbekannt. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Vorstandsmitglied Borislav Kostadinov, wo seine Bank aktiv ist. Er beleuchtet die Situation auf dem Balkan und spricht über die Strategie seiner Bank. Die Halbjahreszahlen sowie die Dividendenpolitik von ProCredit sind weitere Themen im Interview mit Vorstand Kostadinov.


www.4investors.de: Sie sind Ende 2016 an die Börse gegangen. Dennoch sind Sie den meisten Investoren völlig unbekannt. Wie erklären Sie sich dieses?

Kostadinov:
Die ProCredit Holding ist als Muttergesellschaft der entwicklungsorientierten Gruppe der ProCredit Banken vor allem in Investorenkreisen bekannt, die sich mit KMU und unseren Fokusregionen Südost- und Osteuropa beschäftigen. Das Listing der ProCredit Holding-Aktien im Prime Standard der Frankfurter Börse im Dezember 2016 war damals nicht mit einer Kapitalerhöhung und der Ausgabe neuer Aktien verbunden. Wir verfolgen seit unserem Börsendebüt eine klare Strategie, um die Bekanntheit von ProCredit zu erhöhen. Die regelmäßige Teilnahme an Kapitalmarktkonferenzen nutzen wir, um europaweit direkte Kontakte zu potenziellen Investoren aufzubauen. Außerdem betreiben wir eine aktive Medienarbeit in Richtung des Kapitalmarkts und informieren auch auf diesem Weg interessierte Anleger. Diese Aktivitäten sind aus unserer Sicht die richtigen Schritte, um die Bekanntheit von ProCredit und das Interesse an unserer Aktie kontinuierlich auszubauen. Bei der erfolgreichen Kapitalerhöhung im Februar 2018, die zur Finanzierung unseres zukünftigen Wachstums erfolgte, wurden wir in unserem Vorgehen bestätigt. Wir konnten hierbei neue Investorenkreise für unsere Gruppe gewinnen.

www.4investors.de: Worauf legen Sie bei Ihren Geschäften vor allem mit kleinen und mittelständischen Unternehmen in Osteuropa den Fokus?

Kostadinov:
In unserer Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen dynamische Unternehmen mit guten Entwicklungsperspektiven im Fokus, die unsere Werte wie Transparenz, soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein teilen. Darunter verstehen wir auch Unternehmen mit stabilen und formalisierten Strukturen, die Investitionen tätigen, ihr Geschäftskonto bei uns führen und ihren Zahlungsverkehr mit uns abwickeln. Wir legen Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit mit unseren Kunden und wollen für sie der verlässliche Partner sein, der ihre Bedürfnisse und Herausforderungen als mittelständische Unternehmen in dynamischen Ländern versteht. Eine sorgfältige Prüfung der Bonität dieser Unternehmen durch unsere gut ausgebildeten Firmenkundenberater und ein Abgleich mit unserer Ausschlussliste sind dabei Selbstverständlichkeiten. In dieser Ausschlussliste definieren wir Bereiche wie zum Beispiel Waffenproduktion oder Glücksspiel klar als diejenigen Geschäftsfelder, die wir nicht unterstützen möchten.

www.4investors.de: Ab welcher Kreditsumme wird es für Sie interessant?

Kostadinov:
Wir beobachten, dass die eben beschriebene Art der KMU typischerweise einen Investitionsbedarf im Bereich ab 50.000 Euro bis 3 Millionen Euro hat. Daher richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Kredite innerhalb dieser Bandbreite.

www.4investors.de: Viele Ihrer Kunden sitzen auf dem Balkan. Wie kommen digitale Angebote dort an?

Kostadinov:
Wir sind in Volkswirtschaften aktiv, die zu einem großen Teil noch auf Bargeldtransaktionen ausgerichtet sind. Das wandelt sich aber, gerade in unseren Kundengruppen. Die Akzeptanz seitens unserer Kunden zeigt, dass die modernen digitalen Kanäle den Anwendern einen klar erkennbaren Mehrwert bieten, weil diese die Abwicklung ihrer alltäglichen Bankgeschäfte deutlich erleichtern. Unsere Kundenberater spielten eine wesentliche Rolle bei der Begleitung dieser digitalen Umstellung. Bei individuellem Beratungsbedarf wird der jeweilige Firmenkundenberater aber jederzeit gerne einen persönlichen Termin mit dem Unternehmer vereinbaren.

www.4investors.de: Wie würden Sie die aktuelle Stimmung im Bereich KMU auf dem Balkan beschreiben?

Kostadinov:
Unsere Kundengruppe sieht optimistisch in ihre Zukunft. Die Unternehmer wissen die Möglichkeiten zu nutzen, die sich ihnen mit den zunehmenden positiven wirtschaftlichen Veränderungen auf dem Balkan bieten. Die meisten sind in der ganzen Region tätig und orientieren sich international.

www.4investors.de: Arbeiten Sie nur mit Firmen, vor allem aus dem Mittelstand, zusammen oder gehören auch Regierungen und Behörden zu Ihren Kunden?

Kostadinov:
Wir konzentrieren uns auf kleine und mittlere Unternehmen.

www.4investors.de: Sie engagieren sich verstärkt bei grünen Krediten. Welche Entwicklung erwarten Sie dort?

Kostadinov:
Wir haben unser eigenes Umweltmanagementsystem gruppenweit etabliert in dem Bestreben, unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren und berichten über den Impact unserer Geschäftstätigkeit seit 2017 nach GRI Standard. Unser Kreditportfolio der „Grünen Kredite“ umfasst diejenigen Kredite, die wir speziell zur Förderung ökologisch verantwortungsvoller Projekte vergeben. Dabei wollen wir unseren Kunden bewusst in der Beratung aufzeigen, welchen Vorteil es für sie bringt, zum Beispiel in energieeffiziente Produktionsmaschinen zu investieren. Im ersten Halbjahr 2018 ist unser Green Loan Portfolio um rund 21 Prozent auf einen Wert von 590,6 Millionen Euro gewachsen und zum Stichtag 30. Juni 2018 machten diese Kredite einen Anteil von 13,9 Prozent am gesamten Kundenkreditportfolio aus. Der Schwerpunkt der entsprechenden Investitionen liegt mit über 60 Prozent im Bereich der Energieeffizienzmaßnahmen. Wir erwarten, dass unser Green Loan Portfolio weiterwächst.

www.4investors.de: Andere Banken in Deutschland klagen über die Risikovorsorge. Bei Ihnen sinken diese Aufwendungen hingegen. Was machen Sie anders?

Kostadinov:
Aus unserer Sicht sind zwei Aspekte entscheidend für die positive Entwicklung unserer Risikovorsorgeaufwendungen: Zum einen ist das unsere strategische Fokussierung auf solide, zukunftsorientierte KMU, die über langfristig gute Entwicklungsperspektiven verfügen und für die wir die Hausbank sind. Zum anderen spielt für unser Risikomanagement die sorgfältige Auswahl und Weiterbildung unserer Mitarbeiter eine wichtige Rolle und dass wir uns sehr genau ansehen, mit welchen Firmen wir eine Geschäftsbeziehung eingehen wollen. Wir möchten das Geschäft unserer Kunden genau verstehen, um beurteilen zu können, wie tragfähig ein Unternehmen ist. Eine Überschuldungssituation unserer Kunden von vorneherein zu vermeiden, genießt für uns als Gruppe verantwortungsvoller Banken hohe Priorität. Wir nehmen eher Abstand von einem Geschäft, als für uns und unsere Kunden unverhältnismäßige Risiken einzugehen. Unser Entlohnungssystem sieht daher auch keinerlei vom Kreditvolumen abhängige Bonuszahlungen vor. Unserer Meinung nach bietet dies die beste Voraussetzung dafür, wirklich vertrauensvolle Kundenbeziehungen aufzubauen.

www.4investors.de: Wie zufrieden sind Sie mit den Halbjahreszahlen?

Kostadinov:
Das erste Halbjahr 2018 ist für die ProCredit Gruppe sehr erfreulich verlaufen und wir können gute Halbjahreszahlen vorlegen. Das starke Wachstum unseres Kreditportfolios um 8,9 Prozent seit Jahresbeginn auf ein Volumen von 4,3 Milliarden Euro zum 30. Juni 2018 zeigt, dass unsere Strategie, uns schwerpunktmäßig auf vielversprechende KMU zu konzentrieren, gut umgesetzt und angenommen wurde. Um für diesen Fall gut gerüstet zu sein, hatten wir im Februar 2018 mit der erfolgreichen Kapitalerhöhung unsere Eigenkapitalbasis gestärkt. Auch ergebnisseitig sind wir mit dem ersten Halbjahr 2018 zufrieden. Das Ergebnis aus fortgeführten Geschäftsbereichen haben wir gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf 26,7 Millionen Euro gesteigert und die Eigenkapitalrendite legte gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent zu. Neben den Kostensenkungen im Filialbereich ernten wir die ersten Früchte aus der Einführung unseres Direktbankkonzepts im Privatkundenbereich und haben ein deutliches Wachstum unseres Provisionsüberschusses auf 24,0 Millionen Euro erzielt.

www.4investors.de: Können Sie nach den aktuellen Zahlen Ihre Prognose für 2018 bestätigen? Gibt es ein Wachstum des Bruttokreditportfolios um 12 Prozent bis 15 Prozent sowie einen Anstieg der Eigenkapitalrendite auf 7,5 Prozent bis 8,5 Prozent?

Kostadinov:
Ja, auf Basis der Halbjahreszahlen bestätigen wir die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Wir sehen uns auf einem guten Weg, die gesetzten Ziele zu erreichen, und wollen den Schwung der ersten sechs Monate in die zweite Jahreshälfte mitnehmen.

www.4investors.de: Sie sagten jüngst, dass das Jahr 2017 für die ProCredit Gruppe als das letzte Transformationsjahr betrachtet werden könne. Die Gruppe werde nun einen beschleunigten Wachstumskurs im Kreditgeschäft einschlagen. Können Sie dies näher erläutern und auch an Zahlen festmachen?

Kostadinov:
Bis einschließlich des Jahres 2017 war die Entwicklung unseres Kreditportfolios deutlich von der strategischen Neuausrichtung der ProCredit Banken mit klarem Fokus auf KMU mit guten Entwicklungsperspektiven geprägt. In diesem Zusammenhang erfolgte der Rückzug aus der Vergabe von Kleinstkrediten. Wir haben unser Portfolio an Krediten an Kleinstunternehmen abgebaut und konzentrieren uns auf wachstumsstarke KMU. ProCredit will gemeinsam mit diesen erfolgreichen KMU wachsen. Dass uns dies gelingt, unterstreicht das gute Portfoliowachstum von 8,9 Prozent im ersten Halbjahr 2018.

www.4investors.de: Wie sieht Ihre künftige Dividendenpolitik aus?

Kostadinov:
Wir sind stolz darauf, auf Konzernebene seit der Formierung als Unternehmensgruppe im Jahr 2003 immer profitabel gearbeitet zu haben. Uns ist wichtig, dass unsere Investoren an unseren positiven Ergebnissen teilhaben. Für das Geschäftsjahr 2017 wurde an die Aktionäre der ProCredit Holding eine Dividende von 0,27 EUR je Aktie ausgeschüttet, was in Summe einem Drittel des Konzernergebnisses im Geschäftsjahr 2017 entspricht. Auch zukünftig soll sich die Höhe der Dividendenausschüttung an diesem Verhältnis orientieren.

www.4investors.de: Wo liegt Ihre harte Kernkapitalquote derzeit und wie soll sich diese entwickeln?

Kostadinov:
Zum Stichtag 30. Juni 2018 lag unsere harte Kernkapitalquote bei 14,6 Prozent nach 13,7 Prozent zum Ende des Geschäftsjahres 2017. Der Anstieg ist vor allem auf die erfolgreiche Kapitalerhöhung im Februar zurückzuführen, mit der wir unsere Eigenkapitalausstattung gestärkt haben. Auf Gesamtjahressicht prognostizieren wir eine harte Kernkapitalquote von über 13 Prozent.

www.4investors.de: Sie haben eine Marktkapitalisierung von rund 650 Millionen Euro. Im SDAX gibt es mit SAF Holland, der Cewe Stifung, Borussia Dortmund, Deutsche Beteiligungs AG und JOST Werke gleich fünf Unternehmen mit einer geringeren Marktkapitalisierung. Ist der SDAX für Sie ein Ziel?

Kostadinov:
Für die Aufnahme in den SDAX gibt es klar definierte Regeln. Dabei spielen die Mechanismen von Angebot und Nachfrage an der Börse eine entscheidende Rolle, die von vielfältigen Erwartungen und Entscheidungen der individuellen Investoren abhängig sind. Diese können wir nicht vorhersehen und beteiligen uns nicht an Spekulationen zu möglichen Indexzusammensetzungen. Wir konzentrieren uns vollständig auf das operative Geschäft und die Entwicklung der ProCredit Gruppe.

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