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Heidelberg Pharma: Anfang 2019 wird es spannend - Exklusiv-Interview

26.03.2018 15:49 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Jan Schmidt-Brand, Vorstandschef von Heidelberg Pharma, im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Heidelberg Pharma.

Nach zwei Kapitalerhöhungen ist Heidelberg Pharma bis 2020 durchfinanziert. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Jan Schmidt-Brand, Vorstandschef von Heidelberg Pharma, welche Schritte die Gesellschaft in naher Zukunft gehen will. Er geht auf zwei interessante Partnerschaften ein und spricht über die Beziehungen zum Großaktionär dievini. Die unterschiedlichen Projekte in der Pipeline von Heidelberg Pharma sowie die Zusammenarbeit mit MD Anderson sind weitere Themen im Gespräch mit Schmidt-Brand.


www.4investors.de: Es gibt viele neue Ansätze in der Behandlung von Tumorerkrankungen. Können Sie kurz und möglichst einfach beschreiben, was an dem Ansatz von Heidelberg Pharma mit Antikörpern und dem Gift Amanitin besonders ist und wie die Behandlung funktionieren soll?

Schmidt-Brand:
Der Einsatz von Amanitin, einem Gift des grünen Knollenblätterpilzes, in der Krebsmedizin ist ein völlig neuer Ansatz. Die Kernidee besteht darin, diesen toxischen Wirkstoff an Antikörper zu binden, um ihn sicher und zielgerichtet durch den Körper zu den Krebszellen zu bringen. Dabei nutzen wir einen bislang therapeutisch nicht nutzbaren Wirkmechanismus. Amanitin bindet an die RNA-Polymerase II, wodurch es die mRNA-Synthese inhibiert. Daher werden in der Krebszelle keine Proteine mehr produziert. Durch diesen Mechanismus führt Amanitin gezielt den programmierten Zelltod, die sogenannte Apoptose, herbei. Gegenüber anderen Toxinen hat Amanitin den Vorteil, dass es zusätzlich zu den teilenden Zellen auch gegen Standardtherapeutika resistente oder ruhende Zellen angreift.

Wir haben eine proprietäre Technologie zur Herstellung dieser Antikörper-Wirkstoff-Konjugate entwickelt, die wir ATAC-Technologie (Antibody Targeted Amanitin Conjugates) nennen. Die ATAC-Technologie hat eine hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit in präklinischen Tests gezeigt.

www.4investors.de: Welche Tumorarten lassen sich auf diese Weise vor allem behandeln?

Schmidt-Brand:
Der Einsatz von Amanitin und sein Wirkmechanismus ermöglichen uns über die ATAC-Technologie prinzipiell eine Anwendung auf jede Tumorart, wenn man den passenden Antikörper dazu findet. Aber das ist natürlich in klinischen Studien zu erproben, denn die Biologie der Tumore ist verschieden.

www.4investors.de: Ihr am weitesten fortgeschrittenes Projekt, quasi ihr „Flaggschiff”, ist HDP-101, das in der Behandlung von Multiplen Myelomen eingesetzt werden soll. Wie sieht hier ihr Fahrplan aus und wann kann man mit Ergebnissen der Ende 2018 startenden klinischen Studie rechnen?

Schmidt-Brand:
Nachdem wir Anfang 2017 den Antikörper gegen das Zielprotein BCMA einlizenziert und humanisiert haben, arbeiten wir am „Good Manufacturing“-Prozess für die Herstellung des Antikörpers, des Amanitins und des eigentlichen ATACs. Hier sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen und im Fahrplan. Parallel haben wir die Studiensynopse vorbereitet und erste Gespräche mit der deutschen Regulierungsbehörde, dem Paul Ehrlich Institut (PEI), geführt. Diese wissenschaftlichen Beratungen werden mit dem PEI fortgesetzt und sollen auch mit der US-Zulassungsbehörde FDA geführt werden. Unser Ziel ist es, den Antrag auf Durchführung einer klinischen Studie - einer sogenannten IND - Ende des Jahres zu stellen. Wir hoffen, dass wir nach Erteilung der IND die ersten Patienten Anfang 2019 behandeln können.

www.4investors.de: Sie haben zudem noch zwei Projekte in ihrer Pipeline. Welche Tumoren sollen damit attackiert werden und wo stehen Sie da?

Schmidt-Brand:
Für das PSMA Forschungsprojekt wurden erste Pilotstudien durchgeführt. Hier ist vorgesehen, die Antikörper in einer präklinischen Studie auf die Verträglichkeit und Wirksamkeit zu prüfen. Dieses PSMA soll zur Behandlung von Prostatatumoren entwickelt werden. Das CD19-ATAC Forschungsprojekt befindet sich noch in einer sehr frühen Phase der Testung gegen hämatologische Tumoren. Beide Projekte sind früher als unser HDP-101 und haben in Bezug auf unsere finanziellen Ressourcen nur zweite Priorität.

www.4investors.de: Ein wichtiger Bestandteil Ihres Geschäftsmodells ist die Lizensierung der ATAC-Technologie. Hier sind Sie gut vorangekommen und haben gerade einen neuen Vertrag abgeschlossen.

Schmidt-Brand:
Wir freuen uns sehr, dass wir nach Takeda nun auch Magenta Pharmaceuticals, ein sehr innovatives und gut finanziertes US-Biotechunternehmen, als Partner gewonnen haben. Magenta will bis zu 4 ATACs mit uns testen und hat eine Option, diese zu lizenzieren und bis zum Markt zu entwickeln. Wir würden dann zusätzlich erfolgsabhängige Zahlungen für klinische Entwicklungs-, regulatorische und umsatzabhängige Meilensteine von insgesamt bis zu 334 Millionen Dollar erhalten, wenn Magenta die Optionen für alle Zielmoleküle ausüben und alle Meilensteine erreicht würden. Der Ansatz ist ein neues Feld für unsere ATACs, denn sie sollen zur Vorbereitung von Knochenmarkstransplantationen bei der sogenannten Konditionierung von Patienten eingesetzt werden.

www.4investors.de: Die eigenen ATAC-Projekte sind bisher nicht verpartnert. Könnten die Verträge mit Magenta und Takeda Vorbild für Partnerschaften dafür sein? Wo und wann macht es für Heidelberg Pharma Sinn, Verstärkung oder Vermarktungspartner ins Boot zu holen?

Schmidt-Brand:
Die Technologie-Kooperationen mit Magenta und Takeda beruhen darauf, dass beide Unternehmen eigene Antikörper nutzen und wir diese mit unserem Amanitin und unseren Linkern zu ATACs koppeln. Die Auswahl der Indikation und die Entwicklung erfolgen bei den Partnern.

Wenn HDP-101 und unsere beiden frühen Projekte weiter gute Daten liefern, ist es durchaus eine Möglichkeit, diese in die Hände von Entwicklungspartnern zu geben. Aber aktuell ist das keine Option. Wir wollen mit HDP-101, den „proof of concept“ der ATAC-Technologie erreichen, d.h. in der klinischen Erprobung dieses innovativen Krebsmedikaments Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit zeigen.

www.4investors.de: Welche Bedeutung hat beim Aufbau der eigenen ATAC-Projektpipeline die neue Partnerschaft mit MD Anderson für Heidelberg Pharma?

Schmidt-Brand:
Heidelberg Pharma arbeitet mit dem MD Anderson zusammen an einem Biomarker zur Identifizierung von Patienten, welche von einer Behandlung mit der ATAC-Technologie besonderes profitieren könnten.

Die Zusammenarbeit mit dem MD Anderson legte die Grundlage für dieses Konzept. Wir haben kürzlich die Lizenz auf das darauf basierende Patent erworben. Nächster Schritt ist die technische Umsetzung und klinische Validierung eines solchen „Companion Diagnostic“ (Therapiebegleitendes Diagnostikum).

www.4investors.de: In der Servicesparte sind sie ziemlich ausgelastet. Bestehen Pläne, die Sparte zu erweitern oder zum Beispiel in einer Partnerschaft weiterzuführen, um hier zu wachsen?

Schmidt-Brand:
Das klassische Servicegeschäft mit präklinischen Untersuchungen außerhalb des ATAC-Geschäfts liefert stabile Umsatzbeiträge und ermöglicht uns den Betrieb einer sehr leistungsfähigen Pharmakologie, die wir auch für die Erforschung der eigenen Projekte nutzen. Wir haben aktuell keine Erweiterungspläne in diesem Bereich.

www.4investors.de: Heidelberg Pharma hat 2017 zwei Kapitalerhöhungen vollzogen und sieht sich bis 2020 finanziert. Wären, zum Beispiel für neue Projekte, oder den Einstieg eines strategischen Investors, dennoch weitere Kapitalmaßnahmen im Bereich des Möglichen?

Schmidt-Brand:
Das sollten wir als Unternehmer nie ausschließen. Für unser aktuelles Programm sind wir finanziert.

www.4investors.de: Mit Dietmar Hopps Investmentgesellschaft dievini haben Sie weiterhin einen starken Großaktionär, der rund drei Viertel der Anteile hält. In unserem Gespräch Mitte 2017 hielten Sie dies angesichts der Umbruchphase für essentiell, einen starken Ankeraktionär zu haben. Würden Sie sich nun, nachdem der Umbruch bei Heidelberg Pharma abgeschlossen ist und große Finanzierungen beendet wurden, etwas mehr „Freefloat“ und Handelsumsatz in der Aktie wünschen?

Schmidt-Brand:
Wir sind sehr dankbar für die langjährige Unterstützung durch dievini als großen Ankerinvestor. Aber selbstverständlich sind wir daran interessiert, den Freefloat und den Handel in unserer Aktie zu steigern. Bei letzterem sehen wir erste Erfolge. Wir haben unsere Investor Relations-Arbeit wieder intensiviert und halten den Kontakt zu internationalen institutionellen Investoren, die an den Fortschritten unserer Technologie interessiert sind. Wir wissen, dass es viel Arbeit und Geduld bedarf, um gerade in den USA langfristige Investoren zu gewinnen. Aber wir sind sehr optimistisch, dass wir mit guten klinischen Daten unserer innovativen Technologie neue Investoren an Bord holen können.

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