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Solarworld: Kurskapriolen und Fake-News-Alarm - Kommentar

24.09.2017 11:45 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Bild aus besseren Zeiten bei Solarworld. Mittlerweile macht Frank Asbeck mit einer neuen GmbH gute Geschäfte, die alte AG ist pleite. Bild und Copyright: Solarword.

Es ist auf vielen Ebenen schlicht unglaublich, was in den letzten Tagen rund um die Solarworld Aktie zu sehen war. Da ist zum einen der Aktienkurs: Die Pleite-Aktie vervielfachte sich binnen weniger Tage von 0,30 Euro auf 2,59 Euro, um anschließend einzubrechen und große Teile der Gewinne wieder herzugeben. Es war das letzte Glied einer bemerkenswerten Kette von Zockereien, die zuletzt an der deutschen Börse die Trader in Atem hielten - zuvor vollzogen die Kurse schon unter anderem bei den Aktien der Bitcoin Group Kapriolen, die selbst für Freiverkehrsverhältnisse nichts, aber auch gar nichts mehr mit Börse und einem einigermaßen geordneten Handel zu tun haben.

Zum anderen fielen die Begleitumstände dieser Achterbahnfahrt auf. Was bei Solarworld passiert ist, spottet gleich auf mehreren Ebenen jeder Beschreibung. Es gab bemerkenswertes in einigen Börsenmedien und den Börsenboards zu lesen. Wie üblich begleiten Pleitewerte in den Internet-Boards neben den üblichen Postings der Kategorie „Einsteigen, gleich geht die Post ab”, die ohnehin nicht ernst zu nehmen sind, stets heiße Gerüchte um wie auch immer geartete Rettungen der insolventen Gesellschaft, von denen derzeit angeblich noch niemand etwas ahnt und die heftige Kursgewinne ermöglichen sollen. Dieses - mit Verlaub - „blabla” ist altbekannter Unsinn, der immer wieder in dieser und ähnlicher Form bei Insolvenzaktien in den Chatboards zu finden ist. Gut endet das nie, Aktionäre gehen in Insolvenzverfahren regelmäßig leer aus und von diesen heißen Gerüchten bewahrheitet sich ebenso regelmäßig gar nichts.

Immer wieder lassen sich aber auch Börsenmedien auf das unseriöse Spiel mit den Insolvenzaktien ein. Die „heißen” Insolvenzwerte locken Leser an, eine knallige Überschrift garantiert beste Aufrufzahlen und Werbeeinnahmen. Dabei wird gerne mal die journalistische Sorgfalt zugunsten der Aufrufzahlen komplett über Bord geworfen, was zu absurden Berichten führt - Fake-News-Alarm. Das Beispiel Solarworld zeigte wieder einmal die Auswüchse dieses unwürdigen Treibens. Reihenweise verwischten Journalisten in ihren Solarworld-Berichten die Grenzen zwischen der alten, börsennotierten Aktiengesellschaft und der neuen GmbH, die auch den Namen Solarworld in ihrer Firmenbezeichnung führt und große Teile des Geschäfts der AG im Insolvenzverfahren erworben hat. So war für viele Leser schlicht nicht mehr ersichtlich, dass der Aufschwung, den die neue GmbH derzeit im operativen Geschäft erfährt, nicht die alte, börsennotierte AG betrifft. Beide Unternehmen haben keine Berührungspunkte miteinander. Doch dieser wichtige Unterschied wird von einigen Medien ignoriert. „Das zwischenzeitlich insolvente Unternehmen kann jedoch darauf verweisen, dass die Nachfrage wieder stärker geworden ist”, meldete zum Beispiel ein Online-Dienst am 21. September in einem Beitrag zur Solarworld Aktie. Ein anderes Online-Medium legte einen Tag später noch einen drauf: „Die Solarworld-Aktie konnte sich in dieser Woche bereits um rund 150% verteuern - noch am 17. August markierte das Papier ein neues Allzeit-Tief bei 0,37 Euro. Dabei läuft die Produktion beim Solarmodulhersteller gut einen Monat nach dem Neustart des Unternehmens bereits wieder auf Hochtouren”, hieß es in einem Bericht, der mit „Solarworld: Vor dem großen Ausbruch?” überschrieben war.

Beide Beiträge können mit den zitierten Passagen zu drastischen Fehleinschätzungen führen, suggerieren sie doch, dass bei der Solarworld AG operativ alles wieder in Richtung Besserung tendiert. Das Gegenteil ist der Fall, solche Darstellungen wie oben zitiert können getrost als „Fake-News” bezeichnet werden. Das Unternehmen ist insolvent, die Abwicklung läuft und wird angesichts des Rechtsstreits mit Hemlock um Schadenersatzforderungen im hohen dreistelligen Millionenbereich auch nicht auf absehbare Zeit abgeschlossen werden können. Von Aufschwung bei der Solarworld AG kann keine Rede sein - daran ändern die verbliebenen Beteiligungen an den Solarparks und der US-Tochter nichts.

Solche journalistischen Fehlleistungen haben fatale Folgen für Anleger, richten Schaden an und sind angesichts der wirklich ausführlichen Berichterstattung zum Solarworld-Insolvenzverfahren nicht nachvollziehbar - vom damit zusammen hängenden Glaubwürdigkeitsverlust für die Medienbranche mal ganz abgesehen. An den Unsinn in den Börsenboards kann man sich vielleicht noch gewöhnen, die Börsenpresse dagegen sollte besseres abliefern.

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