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SMT Scharf: „Wir sehen an den Rohstoffmärkten derzeit eine leichte Erholung“

24.03.2016 07:11 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Hans Joachim Theiß, Vorstandsvorsitzender von SMT Scharf, im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de. Bild und Copyright: SMT Scharf.

Sehr offen beschreibt Hans Joachim Theiß, Vorstandsvorsitzender von SMT Scharf, im Exklusivinterview mit www.4investors.de die Lage in der Branche. Er spricht über die Geschäfte in Russland und in China und geht ausführlich auf die Prognose für 2016 ein. Das Thema Dividenden kommt im Gespräch mit Theiß ebenso zur Sprache wie eine mögliche Übernahme. Die Chance im Goldminenbergbau sowie der Investitionsstau werden ebenfalls von Theiß thematisiert.


www.4investors.de: Was waren letztlich die entscheidenden Entwicklungen dafür, dass SMT Scharf 2015 mit besser als erwarteten Zahlen abgeschlossen hat?

Theiß:
Im vergangenen Jahr haben wir uns in einem schwierigen Umfeld mehr als gut behauptet, weil wir die Anforderungen unseres Marktes sehr gut kennen. Wir sind in allen wichtigen Bergbaunationen vor Ort und treten regelmäßig mit unseren Kunden in Kontakt. Unser stabiles Servicegeschäft hilft uns dabei, auch dann profitabel zu arbeiten, wenn die Nachfrage nach Neuanlagen geringer ausfällt. 2015 haben wir auch auf der Kostenseite die positiven Effekte aus der Lokalisierung und Restrukturierung der Vorjahre gespürt. Ein weiteres Stichwort ist operative Exzellenz, z.B. bei Durchlaufzeiten, Liefertreue, Vertriebsaktivitäten oder Working Capital Management – hier streben wir nach ständiger Verbesserung. Wir haben im Vorstand Mitte des letzten Jahres außerdem einen Prozess der strategischen Grundlagenarbeit angestoßen, von dem wir uns ab 2016 weitere positive Impulse erwarten.

www.4investors.de: Für 2016 erwarten sie einerseits eine Bodenbildung in ihrem Markt, andererseits einen Umsatzrückgang um rund 10 Prozent. Ist ihre Prognose vielleicht übermäßig konservativ?

Theiß:
Sie haben Recht, unsere Prognose ist konservativ – wir gehen von einer Bodenbildung im Markt für Bergbauausrüstung aus, fahren aber weiterhin auf Sicht. Wie im Vorjahr planen wir jetzt für 2016 zunächst mit einem Umsatz von 45 Millionen Euro, gehen aber davon aus, dass wir das operative Ergebnis leicht steigern können. Wir haben diverse Maßnahmen zur Senkung der Break-Even-Schwelle erfolgreich umgesetzt, deshalb sind wir da zuversichtlich.

www.4investors.de: Vorausgesetzt, sie erreichen oder übertreffen die Planungen: Können Aktionäre dann wieder mit der Zahlung einer Dividende rechnen?

Theiß:
Augenblicklich sehen wir in der Reinvestition freier Mittel in unser Geschäft und unsere Strategien deutlich größere Chancen auf einen Wert- bzw. Vermögenszuwachs für unsere Aktionäre als durch die Ausschüttung von Dividenden. Sollte diese Einschätzung ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr zutreffen, sind Dividenden natürlich auch wieder ein Thema.

www.4investors.de: Wie sehr belasten die politische Krise mit Russland und die Situation in der Ukraine ihre Geschäfte?

Theiß:
Ich werde das häufig gefragt und es wird sie vermutlich überraschen: In den letzten Jahren sind wir in Russland von dieser Krise gar nicht behindert worden. Ganz im Gegenteil hat uns der russische Markt sehr viel Freude bereitet und stimmt uns optimistisch. Im kleineren ukrainischen Markt ist die Situation deutlich angespannter: Hier machen wir derzeit praktisch kein Geschäft mehr. Wir unterstützen im Rahmen unserer sozialen Verantwortung unsere verbliebenen Mitarbeiter und versuchen die Chance auf einen zurückkommenden Markt unter einer klaren Limitierung des Risikos zu wahren.

www.4investors.de: Wird sich bei SMT Scharf das Geschäft auch in den kommenden Jahren mehr und mehr in Richtung der Hardrock-Sparte, sprich unter anderem den Goldbergbau, verlagern?

Theiß:
Gold ist hier nur ein relevanter Rohstoff von vielen. Es geht auch um Zink, Kupfer, Platin oder Nickel – mit Lagerstätten in der ganzen Welt. Insbesondere im Platinabbau in Südafrika sind wir bereits gut vertreten, dieser Markt konnte 2015 deutlich zulegen. Wir wollen unsere Aktivitäten im Hardrock-Bergbau verstärken, ohne die Kohlemärkte zu vernachlässigen. Ein schönes Beispiel sind die Prototypen und Sondermaschinen, die wir letztes Jahr in Kupferminen geliefert haben. Dieses oder nächstes Jahr könnten daraus Nachbestellungen resultieren.

www.4investors.de: Durchschreitet China derzeit mit den zahlreichen Grubenschließungen die Talsohle? Wie sehen sie hier die Perspektiven, kurz- wie mittelfristig?

Theiß:
Kurzfristig haben die Schließungen die bestehende Investitionszurückhaltung verstärkt, was wir natürlich nicht begrüßen. Die chinesische Regierung schließt aber vorrangig die kleinen und wenig technisierten Minen, die ohnehin nicht unsere Zielkunden sind. Mittelfristig muss deshalb der weiterhin bestehende Kohlebedarf durch Abbaustandorte befriedigt werden, die stärker technisiert sind bzw. deren technische Standards weiter verbessert werden müssen – und da kommen wir wieder ins Spiel.

www.4investors.de: Der Goldpreis hat sich im laufenden Jahr deutlich erholen können. Sorgt dies bei den Goldminenbetreibern bereits für ein Umdenken in der Investitionspolitik, oder bleibt man zurückhaltend?

Theiß:
Zum Jahresbeginn haben Großaufträge über Bahnsysteme aus unseren Kernmärkten uns den Rücken gestärkt. Wir sehen darin ein gutes Marktsignal und hoffen auf eine weitere Stabilisierung des Marktumfelds – ein durchgängiges Umdenken können wir in der Investitionspolitik unserer Kunden aber noch nicht erkennen. Der beratungsorientierte Vertrieb vor Ort wird deshalb auch 2016 von zentraler Bedeutung sein.

www.4investors.de: Ist überhaupt abzusehen, wann sich der Investitionsstau in der Bergbaubranche auflösen wird?

Theiß:
Wir sehen an den Rohstoffmärkten derzeit eine leichte Erholung, wollen aber kein zu rosiges Szenario entwerfen. Für uns ist entscheidend, dass wir uns für den nächsten Aufschwung so aufstellen, dass eine überproportionale Partizipation an Marktchancen möglich wird. Die Maßnahmen auf der Kostenseite der Vorjahre waren hier nur der erste Schritt. Es geht jetzt auch darum, unsere Positionierung im Markt durch strategische Maßnahmen zu verbessern.

www.4investors.de: SMT Scharf ist im Kerngeschäftsfeld der entgleisungssicheren Untertage-Bahnsysteme zuletzt vereinzelt als Betreiber solcher Bahnen aufgetreten. Wird das Betreibermodell angesichts der starken Investitionszurückhaltung in der Branche ausgebaut? Oder bleiben dies Einzelfälle?

Theiß:
Wir haben in diesen Pilotprojekten als Betreiber unserer Bahnen in Kundenminen wertvolle Erfahrungen gesammelt und können mit dieser gewonnenen Informationsbasis ein professionelles Betreibermodell bedarfsweise aufbauen. Ein Betreiberkontrakt wurde gerade Ende letzten Jahres mit angepassten Konditionen erneuert. So gesehen sind wir in der Lage, auf unterschiedlichste Kundenbedürfnisse mit angepassten Geschäftsmodellen reagieren zu können.

www.4investors.de: Im Geschäftsbericht für 2015 werden ein Ausbau der Produktpalette und die Expansion in neue Märkte genannt. Welche Pläne verfolgt SMT Scharf in diesen beiden Gebieten?

Theiß:
Wir möchten zunehmend als Systemanbieter und Problemlöser für unsere Kunden wahrgenommen werden, nicht nur als reiner Lieferant von Transportsystemen. Wir analysieren gezielt die Anforderungen unserer Kunden: Rund um das Kernprodukt Zugverbände ergeben sich eine ganze Reihe von Produkten und Dienstleistungen im schienengebundenen Transport wie die Projektierung von Schienennetzen oder das Angebot einbaurelevanter Maschinen und Verbrauchsmaterialien, die mit den jeweiligen Aufgabenstellungen vor Ort zusammenhängen und für uns interessant sind. Unser After Sales-Bereich ist hier hoch relevant, weil er um Beratungs- und Schulungsleistungen zur Optimierung der Kundensysteme erweitert werden soll. Neben der Erweiterung der Produktpalette spielen natürlich auch Hardrock und neue geographische Märkte eine Rolle.

www.4investors.de: Werden Zukäufe beim Ausbau der Aktivitäten eine Rolle spielen?

Theiß:
Zukäufe sind im Rahmen unserer Strategie in der Tat relevant. Wir wollen das Unternehmen strategisch hin zur erweiterten Angebotspalette im Bereich Bergbaulogistik entwickeln: Dabei ist externes Wachstum – Zukäufe und strategische Partnerschaften – neben operativer Exzellenz und organischem Wachstum einer von drei Bereichen.

www.4investors.de: Sehen sie SMT Scharf angesichts einer Marktkapitalisierung im mittleren zweistelligen Millionenbereich, die gerade einmal etwa dem Umsatzvolumen entspricht, angesichts möglicher Erholungspotenziale im Bergbaumarkt und ihrer technologischen Stellung selbst als Übernahmekandidaten an?

Theiß:
SMT ist sicherlich ein attraktives Unternehmen und zur Zeit recht günstig bewertet. Unsere Aktionäre sehen eine faire Bewertung aber sicher höher und wissen, dass wir noch ein großes internes Wertentwicklungspotenzial haben.

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