Börse am Morgen: Healthineers, Siemens, Vestas, Shein/Temu, Holz - Nord LB Marktbericht

Im September sind die Erzeugerpreise im Euroraum weiter rückläufig (-0,1% im Vergleich zum August). Dies ist eine Überraschung; Marktbeobachter gingen bisher von einer Stagnation aus. Schon im August kam es zu einem Minus von 0,4%. Erzeugerpreise sind traditionell ein Early Indicator für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Erst letzte Woche ließ die EZB ihren Leitzins zum dritten Mal in Folge bei 2,0%. Mit 2,1% notiert die Inflation in der Euro-Zone derzeit fast auf dem Zielwert der Europäischen Zentralbank.

Tagesausblick
Daten zur deutschen Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze auf supranationaler Europaebene werden heute Vormittag im Fokus stehen. Wir gehen davon aus, dass beide Headline-Raten positive Vorzeichen haben werden, was gerade angesichts der zuletzt beobachteten Schwäche Deutschlands ein gutes Signal darstellen sollte. Außerdem wird die Bank of England heute entscheiden, auf welchem Niveau der als Bank Rate bekannte Leitzins festgesetzt werden soll. Unsere Prognose ist, dass diese zunächst bei 4,00% verbleiben wird, perspektivisch aber noch eine Senkung möglich sein sollte.

Aktienmärkte
Der längste Shutdown der US-Geschichte belastet die Kauflaune der Marktteilnehmer. Überdies hinterfragen immer mehr Börsianer die astronomisch wirkenden Bewertungen der Technologie-Aktien an der Wall Street. Auch die Berichtssaison der Unternehmen ist eher durchwachsen als überzeugend. Am Ende reicht es für den DAX dennoch zum Überwinden der 24.000er-Marke.

DAX +0,42%; MDAX -0,18%; TecDAX -1,35%; Dow Jones +0,48%; S&P 500 +0,37%; Nasdaq Comp. +0,65%.

Unternehmen
Gemäß einer Studie des Handelsverbandes Deutschland (HDE) werden die chinesischen Online-Plattformen Shein und Temu im Jahr 2025 allein in Deutschland ca. EUR 3,3 Mrd. Umsatz generieren (Schätzung). Der Trend ist laut HDE dabei sogar „stark wachsend“. Wirft man einen Blick auf den Gesamtumsatz von Händlern aus sogenannten Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union in Deutschland so beziffert sich ein Gesamtbetrag von EUR 8 Mrd. Shein und Temu sind als günstige Online-Anbieter umstritten. Ergebnisse der Stiftung Warentest zeigen, dass in einer Prüfung von 162 Produkten Shein und Temu bei 110 nicht die EU-Standards erfüllen würden. HDE-Präsident von Preen benutzt drastische Worte und spricht von einem „Stück von Staatsversagen“. Europ. Händler und Hersteller würden hohe Hürden aufgebürdet und im Wettbewerb benachteiligt. Der HDE fordert indes die Abschaffung der Zollbefreiung für Importwaren im Wert von bis zu EUR 150. Dies wird laut den aktuellen EU-Zollreformplänen aber erst Mitte 2028 zum Tragen kommen.

Beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers zeigen ganz andere Zölle Wirkung. Die Zollpolitik des US-Präsidenten Donald Trump kostete der Siemens-Tochter 2024/25 bereits rd. EUR 200 Mio. und für das laufende Geschäftsjahr wird es voraussichtlich sogar der doppelte Betrag sein. Zwar sind im GJ 2024/25 sowohl Umsatz (+5,9% auf EUR 23,4 Mrd.) als auch EBIT (+10% auf EUR 23,4 Mrd.) gestiegen, beide Kennzahlen blieben aber unterhalb der Markterwartungen. Überdies herrscht für die Zukunft Unsicherheit. Die Mutter Siemens hält noch rd. 70% an der Tochter (derzeitiger Wert rd. EUR 35 Mrd.), eine Reduktion in Richtung Minderheitsbeteiligung steht zur Disposition. Würde Siemens seinen Anteil auf weniger als 50% senken, müssten „interne Kredite“ refinanziert werden, ggf. wäre auch längerfristig eine unabhängige, externe Bonitätseinschätzung von Ratingagenturen notwendig. An der Börse kamen die Nachrichten nicht wirklich gut an. Die Aktie verlor gestern über 8%.

Für den dänischen Windenergiekonzern Vestas herrscht hingegen derzeit Rückenwind. In Q3 wurde ein operatives Ergebnis von EUR 416 Mio. vor Sondereffekten erzielt. Nach Jahren von Verlusten wurden die Erwartungen mehr als übertroffen (Analysten hatten im Schnitt nur mit EUR 305 Mio. gerechnet). Die oper. Gewinnmarge vor Sondereffekten wurde auf 5 und 6 % angepasst. Vestas schafft es einfach, höhere Kosten an die Kunden durchzureichen. Außerdem wurde ein Aktienrückkaufprogramm über EUR 150 Mio. angekündigt. In diesem Umfeld haussierten Vestas-Papiere gestern zweistellig (rd. 16%).

Rohstoffe
Der dt. Holzmarkt leidet derzeit unter einer Rohstoffunterversorgung. Holz ist Mangelware. Preise sind so hoch wie seit 35 Jahren nicht mehr. In vielen dt. Regionen übersteigt der Preis für Fichtenrundholz das Niveau von EUR 130 pro Festmeter.

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