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Nord LB – EZB unter Druck – Draghi sendet klares Signal für weitere Lockerung im März

21.01.2016 16:14 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Die Europäische Zentralbank hat heute auf ihrer turnusmäßigen Sitzung keine erneute Anpassung der Leitzinsen beschlossen. Der EZB-Rat beließ nach der Tagung in Frankfurt den Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte bei 0,05%. Auch die Sätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität (0,30%) sowie den Einlagesatz (-0,30%) blieben unverändert. Die war so allgemein erwartet worden. Immerhin hatte der EZB-Rat erst auf seiner letzten Sitzung – neben Anpassungen des Ankaufprogramms (EAPP) – eine Senkung des Einlagesates um 10 Basispunkte auf -0,30% beschlossen. Eine Anpassung des EAPP erfolgte heute ebenfalls nicht.

Vor dem Hintergrund des Ölpreisverfalls und der jüngsten Marktkapriolen waren die Ausführungen von EZB-Präsident Mario Draghi im Anschluss an die Sitzung mit Spannung erwartet worden. Zunächst bekräftigte Mario Draghi die Forward Guidance, wonach die Leitzinsen für einen ausgedehnten Zeitraum auf dem gegenwärtigen oder niedrigeren Niveau verharren werden. Zudem betonte Draghi, dass die bislang von der EZB ergriffenen Maßnahmen wirksam seien.

Sehr deutlich bereitete Mario Draghi dann jedoch eine weitere geldpolitische Lockerung für die nächste Sitzung Anfang März vor. So verwies er auf seit der letzten Sitzung gestiegene Risiken für die Wirtschaftsentwicklung und den Ölpreisverfall, der nicht in den Projektionen enthalten sei. Für China, das gerade für 2015 mit 6,9% das geringste Wirtschaftswachstum seit 25 Jahren veröffentlicht hatte, sieht Draghi eine Wachstumsverlangsamung. Anfang März wird die EZB neue Projektionen – erstmals auch für das Jahr 2018 – veröffentlichen. Ungewöhnlich deutlich dürfte vor allem die Revision der Inflationsprognose für 2016 ausfallen: Die EZB wird die im Dezember prognostizierte Inflationsrate von 1,0% Y/Y voraussichtlich halbieren müssen.

Vor dem Hintergrund der Vorlage neuer Projektionen im März kündigte Draghi an, dass auf der nächsten Sitzung eine Überprüfung und möglicherweise Anpassung des geldpolitischen Kurses nötig werde. Dies weist klar auf eine weitere geldpolitische Lockerung hin. Zumindest eine Senkung des Einlagesatzes um 10 Basispunkte ist zu erwarten, aber auch zusätzliche Maßnahmen sind nicht auszuschließen: Draghi verwies darauf, dass bis März die gesamte Bandbreite der Politikmaßnahmen für eine mögliche Implementierung verfügbar gemacht würde. Dies könnte auch eine Beschleunigung der EAPP-Ankäufe beinhalten. Immerhin gab es gemäß Sitzungsprotokoll der EZB bereits im Dezember einige Befürworter im Rat für eine solche Maßnahme. Auf Nachfrage zeigte sich Draghi besonders besorgt über den erneuten Absturz der Inflationserwartungen.

An den Märkten sorgten die Äußerungen für deutliche Reaktionen, obwohl eine weitere geldpolitische Lockerung durchaus von vielen bereits prognostiziert worden war. Offensichtlich waren die Marktteilnehmer nach der Enttäuschung im Dezember diesmal zu vorsichtig. Die Rendite zweijähriger Bunds sackte auf -0,44% ab, der Euro verlor schlagartig rund einen Cent auf 1,08 USD an Wert. Wer geglaubt hatte, die Position Mario Draghis innerhalb des Rates sei nach der Dezembersitzung geschwächt gewesen, sieht sich spätestens jetzt eines Besseren belehrt!

Fazit: Der EZB-Rat hat bei seiner ersten Sitzung des Jahres 2016 wie erwartet keine geldpolitische Lockerung beschlossen. Allerdings waren die Ausführungen Mario Draghis im Anschluss an Eindeutigkeit kaum zu überbieten. Bereits im März werde demnach mit den neuen Projektionen der EZB eine Überprüfung und ggf. Anpassung des geldpolitischen Kurses notwendig. Für die Märzsitzung erwarten wir mindestens eine Senkung des Einlagesatzes um 10 Basispunkte, aber auch eine Erhöhung des monatlichen Ankaufvolumens beim EAPP könnte beschlossen werden. Nach der Dezembersitzung sahen einige Draghis Position im Rat als geschwächt an. Dies war ein gewaltiger Irrtum!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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