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YieldCo international: Stürmische Zeiten

18.12.2015 12:13 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Wie so viele Neuerungen am Finanzmarkt hat das YieldCo-Konzept seinen Ursprung im angelsächsischen Raum. Hierzulande machen mittlerweile Unternehmen wie PNE Wind und Capital Stage das Investmentprinzip, das wir in den beiden letzten Ausgaben näher beleuchtet haben, bekannter. International gilt Brookfield Renewable als „Mutter“ der YieldCo-Gesellschaften, die in Erneuerbare-Energien-Projekte investieren, vor allem langfristig orientierte Anleger ansprechen und deren Ziel möglichst hohe Cashflows sowie Dividendenrenditen sind, die zugleich aber beim Risikoprofil erheblich voneinander divergieren.

2012 ging Brookfield Renewable an die Börse – im Jahr zuvor hatte der kanadische Asset Manager seine Stromerzeugungskapazitäten im Bereich Wasserkraft und Windenergie in der neuen Gesellschaft gebündelt. Damit ist das Unternehmen, das als wichtigster Pionier unter den YieldCos gilt, gleichzeitig ein spezieller Vertreter: Die meisten Unternehmen konzentrieren sich auf Solarenergie und Windenergie, Brookfield Renewables betreibt große Wasserkraftkapazitäten. Diese machen rund vier Fünftel des Portfolios aus, aktiv ist man vor allem in Nord- und Südamerika. Mittlerweile kommt der nordamerikanische Konzern auf rund 6,7 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung. Rund 60 Prozent bis 70 Prozent der Fonds from Operations schüttet die Gesellschaft als Dividende aus, kommt damit auf rund 6 Prozent Dividendenrendite. Jährlich will man zwischen 5 Prozent und 9 Prozent wachsen.Allerdings musste der Aktienkurs von Brookfield Renewables 2015 deutlich Federn lassen.

Doch nicht nur im Aktiensektor hat sich etwas bei den YieldCos in Sachen Zuwachs getan. Von der Schweizer Bank Julius Bär ist jüngst ein neues Tracker-Zertifikat an den Markt gekommen, das sich auf einen Clean Energy Yieldco Basket bezieht, allerdings bereits am 25. November 2016 letztmalig gehandelt und am 5. Dezember 2016 zurückgezahlt wird – eine recht kurze Laufzeit für ein Investment in Anlagevehikel, das eigentlich vor allem für langfristig orientierte Anleger interessant sein dürfte. Das Tracker-Zertifikat wird in US-Dollar notiert und an der SIX Structured Products Exchange gehandelt. Anfallende Dividenden werden laut Zertifikatebeschreibung wieder reinvestiert. In dem Basket befinden sich 14 Aktien – Brookfield ist nicht darunter. Sechs Titel sind mit jeweils 10 Prozent gewichtet, unter anderem Abengoa Yield und Pattern Energy, weitere acht Titel mit jeweils 5 Prozent, darunter Innergex Renewable.

Unter den mit 5 Prozent gewichteten Titeln in dem Basket befinden sich auch die beiden an der Nasdaq notierten TerraForm-YieldCos aus dem Einflussbereich von SunEdison, das früher unter dem Namen MEMC bekannt war. Die beiden Gesellschaften illustrieren gut, dass die Risiken im YieldCo-Sektor sich nicht nur aus dem Grad der Fremdfinanzierungen, die die Unternehmen nutzen, speist, sondern auch bei den Aktivitäten starke regionale Unterschiede zu sehen sind. Investoren sollten sich daher genau anschauen, in welchen Ländern die Stromerzeugungskapazitäten der jeweiligen YieldCos beheimatet sind. Während sich Terraform Power vor allem auf etablierte Märkte konzentriert, in erster Linie die USA und Großbritannien, in kleinem Umfang Kanada und Chile, so ist Terraform Global auf Emerging Markets ausgerichtet. Neben Anlagen in Brasilien, Honduras und China finden sich Projekte unter anderem in Indien, Südafrika und Uruguay.

Bleibt abzuwarten, wie sich die YieldCo-Aktienkurse in der nächsten Zeit entwickeln werden. Das Jahr 2015 war für die Notierungen in der Branche bisher nicht gerade ein Lichtblick. Im Gegenteil: Deutliche Kursverluste waren zu verzeichnen, der Branche blies ein starker Gegenwind ins Gesicht – so stark, dass SunEdison beschlossen hat, zukünftig wieder stärker Projekte an Drittabnehmer zu verkaufen anstatt an die beiden eigenen Terraform-YieldCos. Allerdings kann man das Desaster bei SunEdison nicht auf die gesamte Branche ausweiten, denn vor allem Terraform Global muss aufgrund eines hohen Risikoprofils enorm hohe Dividenden ausschütten, um für Investoren attraktiv zu sein. Die ausgeschütteten Gelder stehen dann aber nicht mehr für den Kauf neuer Projekte zur Verfügung. Das Konzept geht bisher nicht auf: Der Aktienkurs von Terraform Global ist seit dem IPO im Sommer dieses Jahr an der Nasdaq von 14,44 Dollar auf gerade erst erreichte 4,12 Dollar gefallen. Immerhin: In den vergangenen Tagen konnte sich die Notierung stabilisieren.

Auch wenn SunEdison/Terraform längst nicht der Regelfall ist und die hohen Cashflows und Dividendenrenditen der YieldCos attraktiv erscheinen – risikolos ist ein Investment in die Unternehmen nicht. Das gilt gerade in der aktuellen Lage an den Märkten. Die Wirtschaftsflaute bremst den Energieverbrauch weltweit. Globale Unsicherheiten haben Investoren zudem deutlich vorsichtiger werden lassen und längst nicht jede YieldCo kann man als defensives Investment einstufen. Dazu sind vor allem die Verschuldungen einiger Konzerne viel zu hoch. Besonders einige US-Vertreter arbeiten mit einem hohen Krediteinsatz und gleichzeitig hohen Ausschüttungsquoten, was ihre Aktien anfällig macht – gerade in Zeiten, wo die Leitzinswende in den USA eine reine Frage der Zeit geworden ist.

Eine dieser aggressiven US-Gesellschaften ist NRG Yield, die zum Einflussbereich von NRG Energy gehört. Ein hoher Verschuldungsgrad, hohe Ausschüttungsquoten und hohe Wachstumsversprechen haben bisher die Börsenhistorie des 2013 an die Börse gegangenen Konzerns geprägt. Das funktionierte zunächst, die NRG-Yield-Aktie konnte 2013 und in Teilen des Jahres 2014 deutliche Gewinne verzeichnen, anschließend ging es in einer monatelangen Seitwärtsbewegung weiter. Doch mittlerweile ist die Euphorie längst raus, der Aktienkurs der Company fällt seit Mitte des Jahres: Anfang Juni kostete das Papier mehr als 28 Dollar, das bisherige Jahrestief wurde Ende September bei 10,79 Dollar notiert. Dass zuletzt NRG-Chef David Crane zurückgetreten ist, verkleinert die Unsicherheiten rund um das Unternehmen nicht gerade. Interimschef ist nun Mauricio Gutierrez, der den Trend beim Aktienkurs wird herumreißen müssen. Ob eine Bodenbildung gelingt, ist bisher offen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne aus der aktuellen Ausgabe des BondInvestor, einer redaktionellen Kooperation der wallstreet:online AG mit www.4investors.de. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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