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Commerzbank: EZB reagiert weniger aktionistisch, als es die Märkte erwartet hatten

04.12.2015 09:56 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Michael Barck / www.4investors.de.

Die EZB hat gestern neue geldpolitische Beschlüsse gefasst; doch blieben diese hinter den von ihr geschürten, hochgesteckten Markterwartungen zurück. Sie senkte den Einlagensatz um weitere 10 Basispunkte; er liegt jetzt bei -0,30%. Zudem verlängerte sie ihr monatliches Anleihekaufprogramm um ein halbes Jahr; es läuft jetzt bis mindestens März 2017 – oder länger, falls sie ihrem Inflationsziel bis dahin nicht entscheidend näher gekommen ist. Zudem beschloss sie, Fälligkeiten und Zinszahlungen aus ihrem Anleihebestand zu reinvestieren. Auch erweiterte sie den Kreis der ins Kaufprogramm aufgenommenen Papiere: Künftig will sie auch Anleihen regionaler und lokaler Gebietskörperschaften erwerben. Zudem sollen bis Ende 2017 alle Hauptrefinanzierungsgeschäfte als Festzinstender mit Vollzuteilung ausgestattet bleiben. Der Markt hatte mit einer Einlagensatzsenkung auf -0,40% gerechnet, zudem waren die meisten Beobachter von einer Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe, nicht bloß von einer Verlängerung über September 2016 hinaus ausgegangen. In der Pressekonferenz zeigte sich der EZB-Chef mit dem Erfolg des Programms bisher zufrieden und hob dessen positive Wirkungen auf die Kreditvergabe und dämpfenden Effekte auf die Kreditzinsen hervor. Die gestrigen Maßnahmen dienten, so Draghi, vor allem dazu, die bisher erreichten Erfolge absichern, indem sie die Widerstandskraft der sich erholenden Wirtschaft in einem Umfeld erhöhter globaler Risiken stärken sollen. Insoweit passen die Maßnahmen zu den aktualisierten Projektionen der EZB: Die BIP-Projektion blieb für 2016 und 2017 im Kern unverändert, die Inflationsprojektion revidierte sie mit +1,0% für 2016 und +1,6% für 2017 leicht nach unten. Nach diesem Paket ist der geldpolitische Kurs für die nächsten Monate abgesteckt. Ob sich nochmals neue Lockerungsphantasie entfaltet, hängt ganz von der Preisentwicklung ab.

Zinsen und Anleihen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie von den Analysten erwartet den Einlagensatz von -0,2% auf -0,3% gesenkt. Nicht geändert hat die EZB aber das Volumen der monatlichen Käufe (zu weiteren Details vgl. „Im Blickpunkt“). Die Märkte reagierten daher gestern enttäuscht auf die Ankündigung und das Fazit: „außer Spesen nichts gewesen“ ist gerechtfertigt. Die Rendite der Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sprang zurück auf 0,68%. Der Euro erholte sich deutlich. Der Kurs zum US-Dollar kletterte in kurzer Zeit von 1,05 auf knapp 1,10 US-Dollar je Euro. Die Entscheidung wurde, laut EZB-Präsident Draghi, nicht einstimmig getroffen. Vermutlich konnten sich die geldpolitischen Tauben – die die Erwartungen in den letzten Wochen geprägt haben – nicht durchsetzen. Künftig dürften die Mitglieder des geldpolitischen Rates daher noch stärker als bislang unter Beobachtung stehen – also ähnlich wie aktuell jede Äußerung von stimmberechtigten FOMC-Mitgliedern bewertet wird. In den USA hinterlässt der starke US-Dollar Spuren in der dem internationalen Wettbewerb ausgesetzten Industrie. Der Dienstleistungsbereich ist dagegen besser vor Konkurrenz geschützt. Der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe bewegte sich daher in den letzten Monaten auf Rekordniveaus. Daher sollte der gestern gemeldete Rückgang von 59,1 auf 55,9 Punkte nicht überbewertet werden. Der Dienstleistungssektor und die Gesamtwirtschaft expandieren weiter – nur mit etwas weniger Schwung, was angesichts der hohen Auslastung keine ungesunde Entwicklung ist. In Deutschland legten die Aufträge im Oktober kräftig um 1,8% zum Vormonat zu. Die Septemberzahlen wurden nach oben revidiert.

Aktien

Die EZB hat am Donnerstag die hohen Erwartungen der Anleger in Bezug auf eine noch expansivere Geldpolitik nicht erfüllen können. Bereits mit der Verkündung der Leitzinsentscheidung zeigten sich die Kurse rückläufig, doch besonders auf die Pressekonferenz zur künftigen Gestaltung des QE- Programms folgten massive Abgaben. Für die größte Enttäuschung sorgte der Umstand, dass das Volumen der monatlichen Anleihekäufe nicht erhöht wurde. In diesem Umfeld gab es im Dax 30 keine Gewinner. Lediglich die Aktien des defensiven Versorgers E.ON (-0,3%) konnten, unterstützt durch einen positiven Analystenkommentar, die Verluste in Grenzen halten. Dagegen gerieten die Anteilsscheine von Daimler (-5,3%) besonders unter Druck. Sieben weitere Titel aus dem deutschen Leitindex mussten Verluste von über 4% hinnehmen. Im EUROSTOXX 50 zeigte sich das gleiche Bild. Belastet durch einen deutlich steigenden Euro gab es auch hier nur Verlierer. Versorger (-1,5%) konnten sich im allgemeinen Abwärtstrend noch am besten behaupten. An der Wall Street sorgten die Enttäuschung durch die EZB und sich immer stärker abzeichnende Hinweise auf eine künftige Zinswende durch die Fed ebenfalls für fallende Kurse. Auch hier schlossen alle Branchen im Minus. Besonders stark belastet zeigten sich dabei Gesundheitswerte (-2,2%) und Energietitel (-2%). Hier konnte sich der Basiskonsum (-0,5%) dank des Kursanstiegs von Wal-Mart (+1,2%) am besten halten. Ebenfalls positiv präsentierte sich Medtronic (+0,7%) nach besser als erwarteten Quartalszahlen und einem optimistischeren Ausblick. Auch in Asien sorgt die Enttäuschung über die Geldpolitik der EZB einheitlich für fallende Kurse. Besonders stark sind die Abgaben beim Nikkei 225. In Europa dürfte die negative Stimmung weiter anhalten und somit ist mit einer schwachen Eröffnung zu rechnen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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