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ETF: Carl Icahns Warnung

09.08.2015 10:17 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

In den USA ist ein Streit über die Gefahren von Exchange Traded Funds, kurz ETF, entbrannt. Hoch kochte alles jüngst auf einer Konferenz des US-Senders CNBC, auf der der milliardenschwere Investor Carl Icahn Vorwürfe in Richtung der Fondsgesellschaft BlackRock erhob. BlackRock, so der als streitbarer Firmenjäger bekannte Icahn mit Blick auf die ETF des Konzerns, sei eine gefährliche Gesellschaft. Sein Vorwurf: BlackRock verkaufe den Anlegern ein Produkt, das Liquidität vorgaukele, wo gar keine sei.

Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass Icahn und BlackRock-Chef Larry Fink aneinander rasseln. Immer wieder kritisiert Fink Icahn für dessen Art, auf Firmen als Aktionär Einfluss zu nehmen. Icahn schießt verbal zurück. Doch die persönlichen Differenzen der beiden Alphatiere aus der New Yorker Finanzmarktszene muss man eigentlich beiseite lassen, denn Icahns Warnung ist nicht an den Haaren herbei gezogen. Das Handelsvolumen in ETF ist in den vergangenen Jahren nicht nur in den USA massiv gestiegen. Daraus ergibt sich zunächst einmal kein Problem, denn viele Teilbereiche, in die Anleger via ETF investieren können, sind hoch liquide. Schwieriger ist es in Bereichen des Finanzmarktes, die illiquider sind.

Letzteres trifft nach Icahns Ansicht auf Hochzinsanleihen zu. Die erfreuten sich bei Anlegern in Zeiten sinkender Zinsen Beliebtheit. Bei Emissionen und im Handel wurden in den vergangenen Jahren immer wieder neue Rekordvolumen verzeichnet. Fallende Zinsen, damit einher gehend Kursgewinne und die dennoch hohen Zinskupons versprachen ein gutes Auskommen für risikobereite Investoren, speziell wo risikoarme Anleiheninvestments nach Steuern und Kosten bisweilen sogar negative Renditen abwarfen.

Mittlerweile aber dreht der Trend bei den Zinsen, noch 2015 wird die US-Notenbank Fed wohl das erste Mal seit Jahren die Leitzinsen erhöhen. Icahn, der schon länger vor einer Blase bei den High-Yield-Anleihen warnt, zeichnet deswegen ein düsteres Bild: Steigende Zinsen könnten Investoren reihenweise zum Ausstieg aus den Hochzinsanleihen und den High-Yield-ETF veranlassen. Dann sei niemand da, der den Investoren die Anleihen und Fondsanteile abkaufen würde – ein Crash wäre die Folge.

Dass jüngst der bekannte US-Finanzblog Zerohedge nachlegte und in Icahn-ähnlicher Manier vor ETF warnte, hat die Diskussion um mögliche Gefahren dieser Fondskategorie auch in Deutschland wieder angefacht. Die Diskussion ist in der Heftigkeit, in der die Debatte in den USA geführt wird, für viele Anleger neu. Hierzulande galten die börsengehandelten Fonds bisher vor allem als kostengünstige Möglichkeit, schnell in ganze Märkte zu investieren. Nun steht die Fondsart plötzlich unter Generalverdacht, die Stabilität des Finanzmarktes zu gefährden.

Tatsächlich aber muss man stark differenzieren. Das ETF-Universum ist enorm vielschichtig, es wurden Fonds auf alle möglichen Basismärkte aufgelegt. Viele dieser Märkte sind hoch liquide, seien es im Aktienmarkt zum Beispiel der DAX, die großen US-Indizes oder europäische Stoxx-Leitindizes. Das gilt ebenso für die Derivatemärkte auf diese Indizes, an denen viele der Fonds aktiv sind und mit deren Hilfe sie die zugrunde liegenden Indizes nachbilden. Es scheint selbst im Crashfall kaum wahrscheinlich, dass Investoren hier illiquide Märkte vorfinden werden und nicht verkaufen können.

Tatsächlich ist Icahns Warnung daher auch speziell auf den Sektor der Hochzinsanleihen und damit einen zuletzt zwar beliebten, aber immer noch sehr speziellen Teil des Finanzmarktes zu beziehen. Dass Investoren hier in höhere Risiken einsteigen, liegt aber in der Natur der Sache. Die Schuldner sind schlechterer Qualität und die Märkte in den einzelnen Anleihen in der Regel deutlich enger als zum Beispiel bei Emissionen guter Schuldner aus dem staatlichen oder dem Unternehmenssektor. Die in Aussicht stehende höhere Rendite ist das Entgelt für dieses in vielfacher Hinsicht höhere Risiko. Daraus allerdings den Vorwurf abzuleiten, ETF seien per se gefährlich, ist falsch. Wer in diese Fonds investieren will, sollte sich vor allem im Vorfeld über alle Risiken schlau machen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne aus der aktuellen Ausgabe des BondInvestor, einer redaktionellen Kooperation der wallstreet:online AG mit www.4investors.de. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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