Nord LB – Griechenland-Krise: Eurogruppe stoppt Hilfsprogramm

Überraschend kamen am Wochenende die Verhandlungen zwischen Griechenland und den internationalen Kreditgebern ergebnislos zum Erliegen. Nachdem die griechische Regierung angekündigt hatte, ihr Volk via Referendum über die Reformvorschläge abstimmen zu lassen und gleichzeitig für ein „Nein“ bei der Abstimmung warb, wurden die Verhandlungen über die Auszahlung der letzten Tranche aus dem zweiten Hilfspaket am Samstag für gescheitert erklärt. Gleichwohl wies die EU darauf hin, dass die Tür für weitere Gespräche offen bleibe.

Nicht nur aber vor allem in Griechenland greift damit nun erhöhte Unsicherheit über den weiteren Weg des Landes um sich. Am Wochenende bildeten sich lange Schlangen an den Geldautomaten. Zwischenzeitlich hat die Regierung erklärt, dass die Banken des Landes – abgesehen von einigen Ausnahmen – bis einschließlich 6. Juli geschlossen bleiben. Bankgeschäfte sind damit für die allermeisten Griechen in den kommenden Tagen nur sehr eingeschränkt möglich. Auch die Abhebungen an Geldautomaten sind ab sofort auf 60 Euro pro Tag und Bankkarte begrenzt. Um einen weiteren Abfluss von Kapital ins Ausland zu verhindern hat sich die Regierung zudem für Kapitalverkehrskontrollen entschieden. Überweisungen in das Ausland brauchen nunmehr die Genehmigung des Finanzministeriums.

Die Märkte reagierten unterschiedlich auf die neue Lage in der „Causa Hellas“. Während der Aktienmarkt und auch die europäische Gemeinschaftswährung deutlich unter Druck gerieten (siehe separaten News Flash), waren die Reaktionen an den Rentenmärkten erwartungsgemäß uneinheitlich. Bundesanleihen waren als „sicherer Hafen“ stark gefragt. Die Rendite sank mit Handelsstart bis auf gut 0,70%, erholte sich dann aber wieder und liegt aktuell bei etwa 0,80%. Spiegelbildlich war die Reaktion bei den Staatsanleihen Südeuropas. Die Rendite spanischer BONOs legte am Morgen knapp 20 Basispunkte zu, italienische Staatspapiere gleicher Laufzeit zogen in ähnlicher Größenordnung an. Auch wenn die Risikoprämie für Papiere südeuropäischer Staaten damit zugenommen hat, sind die Verwerfungen zumindest bislang als beherrschbar zu bezeichnen. Dies dürfte auch klar im Sinne der europäischen Politiker sein, die verschiedentlich betont hatten, dass man alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werde, um mögliche Ansteckungseffekte zu verhindern.

Allerdings ist auch darauf zu verweisen, dass man sich derzeit in einer Situation befindet, in der vor allem die Unklarheit überwiegt. Noch hat kein Zahlungsausfall Griechenlands stattgefunden und auch ein wahrscheinliches Ausbleiben der Rückzahlung der Kredite an den IWF am morgigen Dienstag dürfte wohl nicht dazu führen, dass die im Rahmen des Umtauschprogramms begebenen „neuen“ griechischen Staatsanleihen fällig gestellt werden können. Außerdem ist nicht klar, inwieweit ein „Ja“-Votum beim griechischen Referendum die Situation verändern würde. Gleiches gilt für ein mögliches und offenbar diskutiertes neues Entgegenkommen seitens der europäischen Bündnispartner.

Fazit: Überraschend wurden die Verhandlungen über den Reformprozess in Griechenland und damit über die Auszahlung der letzten Tranche des zweiten Hilfsprogramms am Wochenende gestoppt. Damit spitzt sich die Lage Griechenlands dramatisch zu. Gleichwohl ist derzeit noch nicht klar, welches Konsequenzen aus der jetzigen Situation resultieren werden. Ein Ausbleiben der Rückzahlungen an den IWF dürfte jedenfalls noch nicht das viel befürchtete Kreditereignis auslösen. Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten war zwar am Montag stark ausgeprägt, allerdings sind die Renditebewegungen der Staatsanleihen der Länder Südeuropas – bislang jedenfalls – als beherrschbar zu bezeichnen.

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