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Cashcloud: Ohne Kapitalerhöhung droht die Pleite

10.06.2015 08:16 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Das Handy als elektronische Geldbörse. Experten rechnen damit, dass iPhone und Co. mehr und mehr klassisches Bargeld, Keditkarten etc. ersetzen werden. Mobile Payment soll sich durchsetzen. In der Branche aber herrscht hohe Konkurrenz.

FinTech ist „in“, die „Cloud“ ist in aller Munde und zuletzt hat der Wirtschaftsweise Peter Bofinger mit seinen Gedanken zur Abschaffung des Bargeldes gleich noch das Thema digitales Bezahlen befeuert, Aldi Nord mit der Akzeptanz des Mobile Payments ebenso. Ein gutes Timing also, wenn man in diesen Bereichen aktiv ist und jetzt an die Börse geht – so wie die Schweizer Cashcloud, ein Unternehmen, das gleich alle diese Wellen zu reiten versucht.

12 Millionen Aktien von Cashcloud notieren seit Montag an der Frankfurter Börse. Der erste Kurs im XETRA-System wurde bei 3,75 Euro festgestellt und in den ersten beiden Handelstagen ging es dann gewaltig zur Sache. Bis zu 6,20 Euro musste man am Dienstag im Tagesverlauf für einen Anteilsschein von Cashcloud im XETRA-Handel zahlen, mit 6,14 Euro liegt der Schlusskurs vom Dienstag satte 41 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag und noch sattere knapp 64 Prozent über dem ersten Kurs. Allein am Dienstag wurden Papiere des Unternehmens im Wert von rund 1,7 Millionen Euro gehandelt.

Für die Altaktionäre der Gesellschaft, die sich mit digitalen Bezahlsystemen beschäftigt, war die Notierungsaufnahme ein lohnendes Geschäft. Laut Emissionsprospekt ist Bluestar Capital über die Tochtergesellschaft SPP Capital AG größte Einzelaktionärin, größere Einzelpositionen halten zudem Steffen Korbach über die Cybernet Capital Limited und Sven Donhuysen über die Foresight Foundation – hier sei Donhuysen, zugleich Chairman von Cashcloud, der letztlich wirtschaftlich Begünstigte, so die Eidgenossen im Emissionsprospekt. Lockup-Vereinbarungen bestehen laut Emissionsprospekt keine.

Noch im November 2014 Kapitalerhöhung zu nur 1,00 Schweizer Franken

Interessant vor diesem Hintergrund und angesichts der Kursentwicklung in den ersten beiden Handelstagen: Im November 2014 hatte Cashcloud eine Kapitalerhöhung durchgeführt. 3,2 Millionen Aktien wurden emittiert, womit das Aktienkapital der Gesellschaft um 0,64 Millionen Schweizer Franken auf 2,4 Millionen Schweizer Franken bzw. 12 Millionen Anteilsscheine erhöht wurde. Der Ausgabekurs der 3,2 Millionen Aktien lag bei 1,00 Schweizer Franken, umgerechnet beläuft sich der gestrige XETRA-Schlusskurs auf knapp 6,45 Schweizer Franken. Ein netter Gewinn für die Zeichner der Kapitalerhöhung.

Der Kurshype in den ersten beiden Handelstagen kommt nicht ohne externe Unterstützung zustande. Von der ersten Minute des Börsenlebens an begleitete die Cashcloud Aktie ein kleines mediales Feuerwerk, das für eine einfache Notierungsaufnahme an der Frankfurter Börse sehr ungewöhnlich ist. Es beschäftigten sich einige große und kleine Börsenmedien ausführlich mit dem FinTech-Startup, das 2014 den Umsatz von 0,4 TCHF auf 1,6 TCHF steigern konnte. Zugleich kletterte der Periodenverlust von 2,36 Millionen Schweizer Franken auf 3,38 Millionen Schweizer Franken. Mit einem medialen Empfehlungsfeuerwerk schoss ein Informationsanbieter aus dem lettischen Riga (!) allerdings den Vogel ab und pries die Cashcloud Aktie in den höchsten Tönen an - „unbedingt kaufen“ heißt es in einer komplett reißerisch formulierten Analyse. Eine der wichtigsten Informationen tauchte allerdings erst im ellenlangen Disclaimer zum Bericht auf: „Der Ersteller dieser Publikation sowie mit ihm verbundene Personen halten maßgebliche Beteiligungen an den empfohlenen Aktien“, heißt es dort.

Zumal die Notierungsaufnahme und die geschäftliche Situation der Schweizer einige Fragezeichen am Erfolg des Geschäftsmodells und der weiteren Zukunft der Aktie aufwerfen. Der Grund ist akuter Kapitalmangel bei Cashcloud: Man verfüge „zum Prospektdatum nicht über ausreichendes Geschäftskapital, um die für die kommenden zwölf Monate absehbaren fälligen Zahlungsverpflichtungen zu decken“, heißt es von Seiten der Eidgenossen, die laut Prospekt gerade noch auf 0,2 Millionen Schweizer Franken an liquiden Mitteln kommen. Man hofft auf eine „Darlehensgewährung durch nahestehende Personen in Höhe des jeweils monatlichen Geschäftsbedarfs bis zur erfolgreichen Durchführung einer Kapitalerhöhung“, so Cashcloud im Emissionsprospekt. Eine Kapitalerhöhung soll im zweiten Halbjahr folgen – muss folgen, weil die Schweizer sonst voraussichtlich pleite sind.

Cashcloud hat millionenschweren Kapitalbedarf und die Zeit drängt

Und so erscheint die Trommelei, die derzeit rund um die Cashcloud Aktie zu sehen ist, in einem anderen Licht. Zweifels ohne wird hier eine Kapitalerhöhung vorbereitet, die schlicht das Überleben des Unternehmens sichern soll. Wie erfolgreich die anstehende Kapitalerhöhung sein wird, steht derzeit natürlich nicht fest – ein enormes Risiko für Investoren, die sich zu einem risikoreichen Spielchen mit der Cashcloud Aktie verleiten lassen. Die Schweizer benötigen einen großen Schluck aus der Pulle. Das Unternehmen selbst schätzt den Kapitalbedarf für zwölf Monate auf 7,6 Millionen Schweizer Franken, davon würden 0,9 Millionen Schweizer Franken für die Tilgung eines fälligen Darlehens benötigt. Von Seiten des Wirtschaftsprüfers KPMG wird ein Kapitalbedarf von 10 Millionen Schweizer Franken für den 24-Monats-Zeitraum angesetzt – 2017 soll die Gesellschaft laut Businessplan überhaupt erst in der Lage sein, Überschüsse zu erzielen. Ob es dazu wirklich kommt und die Luft der Schweizer bis dahin reicht, bleibt abzuwarten.

Vor dem Hintergrund des Kapitalbedarfs wird allerdings klar: Ohne die Börsennotiz und vor allem den massiven Kursanstieg an der Börse wäre Cashcloud vielleicht kaum in der Lage, das benötigte Kapital in zweistelliger Millionenhöhe aufzutreiben. Ein solcher Kapitalbedarf ist bei jungen Technologieunternehmen zwar alles andere als unnormal, auffällig sind aber vor allem die Diskrepanzen zwischen der letzten Kapitalerhöhung, dem aktuellen Aktienkurs in Verbindung mit einem zweifelhaften Medienbericht sowie der prekären finanziellen Lage.

Was dabei in den Hintergrund gerät, ist die Technologie der Schweizer. Die verweisen auf einige Preise, die man für die eigene eWallet-Applikation einheimsen konnte. Auch in Fachmedien aus der Elektronikwelt finden sich die einen oder anderen positiven Beiträge zum Produkt der Eidgenossen. Die Branche ist sich sicher, dass Systeme wie die Cashcloud eWallet zukünftig die Funktion der aktuellen Geldbörse übernehmen werden – Bargeld, Kreditkarte, alles werde digitalisiert, so die Überzeugung.

Hohe Konkurrenz, viele Anbieter werden verschwinden

Damit liegt man mitten in einem Trend. Zwar stehen laut einer aktuellen Bitkom-Studie rund zwei Drittel der Deutschen dem mobile Payment skeptisch gegenüber. Doch das bedeutet andererseits bereits einen recht großen potenziellen Kundenkreis im kleinen zweistelligen Millionenbereich hierzulande für die Branche. Laut Branchenverband Bitkom haben bisher aber lediglich 7 Prozent der Deutschen das mobile Payment bereits benutzt, vor allem junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren akzeptieren das Zahlungsverfahren. Allerdings sind bisher die Kassenterminals, mit denen das System genutzt werden kann, noch rar gesät. Doch die Abdeckung dürfte steigen, damit auch die Nutzung mobiler Zahlungsverfahren. „2015 wird das Jahr des mobilen Bezahlens“, sagt VISA-Manager Volker Koppe im Interview mit der Börsen-Zeitung.

Das Problem der Branche aber liegt woanders: Zwar ist die Entwicklung rasant, aber auch die Konkurrenz enorm hoch – darunter viele kapitalstarke Großunternehmen, die bereits jetzt Zugang zu vielen Millionen Kunden haben. Innovative Startups setzen technologisch dagegen, was auch Cashcloud durchaus zu gelingen scheint. Die App des Unternehmens hat diverse Auszeichnungen eingeheimst und gilt als sehr umfangreich bei den Funktionen, doch ob das reicht, sich gegen die „Großen“ des Marktes durchzusetzen, bleibt abzuwarten.

Bis 2020 soll laut einer PwC-Studie für den deutschen mobile Payment Markt das Erlösvolumen der Branche „von derzeit lediglich 7,4 Millionen Euro im B2C-Segment auf insgesamt über eine Milliarde Euro“ klettern, zugleich aber auch die Zahl der Anbieter massiv konsolidieren. PwC rechnet zugleich damit, dass von den derzeit rund 80 Anbietern nur drei bis fünf übrig bleiben. Hohe Investitionen, wettbewerbsbedingt sinkende Margen sowie das Interesse der Kunden an Standardanwendungen und Sicherheit werden viele Anbieter scheitern lassen.

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