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Ferratum: „Wir wollen uns als führende Mobile Bank etablieren“

30.01.2015 07:35 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Ferratum Vorstandschef und Gründer Jorma Jokela stellt sich im IPO-Interview mit der Redaktion von www.4investors.de den Fragen zum anstehenden Börsengang der Gesellschaft.

Am 6. Februar soll die Erstnotiz von Ferratum im Prime Standard in Frankfurt erfolgen. Derzeit können die Aktien des Börsenkandidaten gezeichnet werden. Die Preisspanne beim Börsengang liegt zwischen 15,00 Euro und 18,00 Euro. Im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de verrät Vorstandschef und Gründer Jorma Jokela, was sein Unternehmen mit dem frischen Kapital aus dem IPO machen wird. Der CEO erläutert die Wachstumsziele seiner Gesellschaft und spricht über Margen und Marketingmaßnahmen. Offen redet er über mögliche Konkurrenten sowie über Kooperationspartner. Das Produktportfolio sowie neue Möglichkeiten für Verbraucher sind weitere Themen im IPO-Interview mit Jorma Jokela.


www.4investors.de: Im Herbst 2013 haben Sie eine Anleihe an den Markt gebracht. Jetzt steht der Börsengang an. War die damalige Platzierung eine Art Testballon für das IPO? Wie waren die bisherigen Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt?

Jokela: Wir haben uns 2013 für die Emission einer 25 Millionen Euro Mittelstandsanleihe in Deutschland entschieden, da es uns wichtig war, möglichst unabhängig von einzelnen Banken agieren zu können. Zu diesem Zeitpunkt haben wir außerdem den Markteintritt in Deutschland vorbereitet, der uns schließlich planmäßig zu Beginn des Jahres 2014 gelungen ist. Eine Anleiheemission in Deutschland war daher naheliegend. Mit unserer Anleiheplatzierung an der Frankfurter Wertpapierbörse haben wir seitdem sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir sind erfreut über die positive Resonanz und das Vertrauen, das wir bislang von Investoren erfahren haben. Neben strategischen Erwägungen und aufgrund der Tiefe des deutschen Finanzmarkts, haben wir uns auch aus diesem Grund für einen Börsengang in Deutschland entschieden.

www.4investors.de: Warum gehen Sie in Frankfurt und nicht in Helsinki an die Börse?

Jokela: Ferratum wurde 2005 in Helsinki gegründet. Daher haben wir zwar finnische Wurzeln, fühlen uns aber mit einer operativen Präsenz in derzeit 19 Ländern als ein internationaler Anbieter von mobilen Konsumentenkrediten. Der Börsenplatz Frankfurt als eine der bedeutendsten Finanzmetropolen fiel sehr früh in unsere engere Auswahl – nicht zuletzt, weil wir mit unserer Unternehmensanleihe im Entry Standard an der Frankfurter Wertpapierbörse schon sehr gute Erfahrungen gesammelt haben und auf großes Interesse bei institutionellen und privaten Investoren gestoßen sind. Die Frankfurter Wertpapierbörse und insbesondere der Prime Standard genießen aufgrund der hohen Transparenzstandards und der umfassenden Offenlegungspflichten international einen sehr guten Ruf. Wir sind überzeugt, dass wir mit einem Listing im Prime Standard den Interessen von internationalen Investoren gerecht werden können. Daneben sind wir seit einem Jahr über Cross-Border Banking mit unserer EU-Banklizenz auch in Deutschland operativ tätig. Deutschland ist für uns ein wichtiger Wachstumsmarkt mit erheblichem Potenzial. Nach ersten positiven Erfahrungen wollen wir das Mikrokreditgeschäft in Deutschland noch populärer machen und die Marke Ferratum stärker etablieren. Entsprechend war es für uns ein logischer Schritt, in Frankfurt an die Börse zu gehen.

www.4investors.de: Sie vergeben Mikrokredit via Smartphone oder Handy. Gibt es dabei in Europa ernsthafte Konkurrenz?

Jokela: Die Kombination aus leistungsfähigen mobilen Prozessen, langjähriger Expertise im Bereich mobile Bankdienstleistungen, einem Kundenstamm von rund 1,0 Millionen Menschen und 2,8 Millionen Benutzerkonten in unserer Datenbank sowie unsere EU-Banklizenz geben Ferratum eine besondere Stellung. Wettbewerber verfügen über verschiedene Attribute, jedoch nicht in dieser Kombination. Unsere Wettbewerber sind einerseits eine große Anzahl von kleineren lokalen Anbietern von Mikrokrediten mit einer limitierten Kundenbasis, meist mit Offline-Prozessen und begrenzten internationalen Aktivitäten, andererseits aber auch einige größere Anbieter, die sich aber insbesondere auf einige wichtige Einzelmärkte, z.B. Großbritannien, fokussieren. Das obere Marktsegment wird von den global agierenden Banken abgedeckt, die sich tendenziell auf große Verbraucherkredite fokussieren und keine unkomplizierte mobile Abwicklung anbieten. Wir sehen Ferratum derzeit sehr gut positioniert, um unseren Wachstumskurs in diesem Marktumfeld weiter voranzutreiben und werden die Erlöse aus dem IPO insbesondere für geographisches Wachstum, aber auch für eine Diversifizierung unseres Produktportfolios und in die weitere Entwicklung hin zu einer Mobile Bank mit diversen Finanzprodukten verwenden.

www.4investors.de: Wie hoch ist der durchschnittliche Kredit, den Sie vergeben?

Jokela: Im Schnitt verleiht Ferratum Mikrokredite von etwas über 200 Euro je Schuldner für durchschnittlich rund 30 Tage. Allerdings bieten wir neben Mikrokrediten auch längerfristige und tendenziell höhere Verbraucherdarlehen an (PLUS Loans), sowie flexible und einem Überziehungskredit ähnliche Kredite – unser Credit Limit Produkt. Das Besondere bei allen Kreditvergaben ist, dass Ferratum eine einfache, schnelle, unbürokratische und vertrauliche Kreditvergabe ermöglicht. Die Kredite können über das Internet – insbesondere über mobile Geräte – abgeschlossen werden. Gewöhnlich erfolgt dabei die Kreditvergabe nach der Überprüfung der Kreditwürdigkeit innerhalb weniger Minuten.

www.4investors.de: Wie hoch ist Ihre Marge pro Kredit?

Jokela: Wir verfügen über ein Produktportfolio mit lukrativen Margen. Die Marge pro Kredit hängt vom jeweiligem Kreditprodukt und dem jeweiligen Markt ab. Im Falle der Mikrokredite, die wir aktuell in allen 19 Märkten anbieten, in denen wir operativ tätig sind, erzielen wir einen jährlichen Umsatz von etwa 80 Euro pro Kunde. Die Mikrokredite machen einen Anteil von 77 Prozent am Gesamtumsatz aus. Bei unseren PLUS Loans sind es ca. 300 Euro pro Kunde und Jahr und bei unserem Credit Limit Produkt, das wir erst 2013 gelauncht haben, aber das bereits 18 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, sind es 800 Euro pro Kunde und Jahr.

www.4investors.de: Wie sehen die Marketingmaßnahmen von Ferratum aus, um bekannter zu werden?

Jokela: Marketing spielt für uns eine entscheidende Rolle, um das Wachstum unseres Geschäfts konsequent weiter voranzutreiben. Im Jahr 2014 haben wir ein neues automatisiertes Marketing-Tool eingeführt und unsere Weboberfläche ins Web 3.0 überführt. Insgesamt greifen wir auf unterschiedliche Marketing-Tools zurück wie Suchmaschinenmarketing (SEM), Suchmaschinenoptimierung (SEO), bezahlte Online-Werbung und Social Media Optimierung. Die Erlöse aus dem Börsengang wollen wir unter anderem auch nutzen, um unsere mobile Bankplattform zu bewerben, sobald diese im Markt eingeführt ist.

www.4investors.de: Sie sind derzeit in 19 Märkten aktiv. Welche Zahl können Sie bis Ende 2015 erreichen?

Jokela: Wir haben uns das Ziel gesetzt, die Geschäftstätigkeit mittelfristig von 19 auf 30 Länder auszuweiten. Mit der Expansion nach Norwegen und Kanada haben wir bereits begonnen. In naher Zukunft wollen wir darüber hinaus auch in der Türkei operativ tätig werden. Mittelfristig steht auch die Expansion in andere größere EU-Länder wie Italien und Frankreich, in denen wie in Deutschland Verbraucherkredite eine Banklizenz benötigen, auf unserem Plan.

www.4investors.de: Ferratum arbeitet im Bereich Mobile Banking. Gibt es da auch Kontakte zu den großen Smartphoneherstellern oder Telekommunikationsunternehmen?

Jokela: Als ein Pionier im mobilen Mikrokreditgeschäft wollen wir uns in den kommenden Jahren als führende Mobile Bank etablieren und unseren Kunden über eine zentrale mobile Plattform weitere Dienstleistungen anbieten – und gleichzeitig den Kundenservice weiter verbessern. Dabei profitieren wir von unserer langjährigen Erfahrung im Bereich Mobile Banking und der Innovationskraft im Unternehmen. Beispielsweise betreiben wir auch unser Scoring zur Prüfung der Kreditwürdigkeit der Kunden inhouse mit einem eigenen Team. Eine Zusammenarbeit mit Smartphoneproduzenten und Unternehmen aus der Telekommunikationsbranche besteht derzeit nicht.

www.4investors.de: Sie können durch den Börsengang rund 50 Millionen Euro an frischem Kapital ins Unternehmen bekommen. Damit wollen Sie weiter wachsen. Wie soll das Geld konkret investiert werden?

Jokela: Mit den Emissionserlösen aus dem Börsengang wollen wir unseren Wachstumskurs weiter vorantreiben. Der Fokus liegt dabei auf dem organischen Wachstum in existierenden Märkten, der weiteren geografischen Expansion und der Diversifizierung unseres Produktportfolios. Derzeit befindet sich der Bankensektor im Umbruch, was uns weitreichende Chancen eröffnet, weitere Marktanteile zu gewinnen und Ferratum langfristig als führende Mobile Bank zu etablieren.

www.4investors.de: Ihr Produktportfolio soll diversifiziert werden. Was kann man sich darunter vorstellen?

Jokela: Um die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser zu bedienen, haben wir unser Produktportfolio stetig erweitert und bieten neben den etablierten Mikrokrediten auch, wie bereits erwähnt, PLUS Loans mit größeren Kreditsummen und längerer Laufzeit sowie das Credit Limit Produkt mit flexibler Tilgung an. Dieses Angebot an Kreditprodukten ist bislang noch nicht in allen 19 Märkten verfügbar und soll sukzessive auf weitere Märkte ausgedehnt werden, in denen wir bereits tätig sind. Durch den Ausbau unseres Kreditportfolios planen wir unsere Marktposition in den bestehenden Märkten zu stärken und auch das Umsatzwachstum weiter voranzutreiben. Nach den ersten elf Monaten 2014 lag der Umsatz bereits bei 63,5 Millionen Euro, nachdem wir im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von 58,2 Millionen Euro erwirtschaftet haben.

www.4investors.de: Können Verbraucher bei Ihnen künftig auch Geld anlegen oder bleiben Sie auf der Kreditschiene?

Jokela: Die Vergabe von Mikrokrediten bildet derzeit den Kern unseres Geschäftsmodells. Wir arbeiten aber zielstrebig daran, die „Usability“ unseres Angebots weiter zu verbessern und unser Produktportfolio über eine Multi-Banking Mobile Plattform zu erweitern. Neben Einlagenprodukten, wie Spar- und Girokonten denken wir dabei auch an Kreditprodukte wie P2P lending (> 2000 €) und Kredite an Unternehmer. Alle Produkte stets einfach, schnell, unbürokratisch und onlineorientiert. Wir planen daher, die Mittel aus dem Börsengang auch zur Stärkung unserer Eigenkapitalposition für ein zukünftiges Einlagengeschäft weiter zu stärken. Kern unserer Strategie ist die Entwicklung zu einer Mobile Bank.

www.4investors.de: Sehen die großen Banken Sie als Konkurrenz an oder fliegen Sie bisher unter deren Horizont? Und sehen Sie diese Banken als Mitbewerber an?

Jokela: Es ist offensichtlich, dass immer weitere Startups aus dem Finanzdienstleistungsbereich den traditionellen Banken Konkurrenz machen. In einem sich derzeit stark wandelnden Bankensektor fühlen wir uns als Pionier für mobile Verbraucherkredite, da wir diese bereits seit 2005 anbieten, d.h. bereits vor dem Smartphone-Boom. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung im Mobile Banking und unserer breiten geographischen Aufstellung sind wir sehr gut positioniert. Der Digitalisierungstrend traditioneller Finanzdienstleistungen spielt uns natürlich auch in die Karten.

www.4investors.de: Sind die Basel-Kriterien für Sie relevant? Wie sieht es mit der Kernkapitalquote aus?

Jokela: Ferratum Bank Ltd., eine 100prozentige Tochtergesellschaft unserer Konzernmutter Ferratum Oyj, hält seit 2012 eine EU-Banklizenz und unterliegt den europäischen Vorgaben für Kreditinstitute, insbesondere CRD IV und CRR, welche die Basel III Kriterien umsetzen. Damit unterliegt unsere Bank, mit der wir derzeit bereits in Tschechien, Bulgarien, Deutschland, der Slowakei, Polen, Lettland, Estland und Schweden agieren, den europäischen Kernkapitalquoten und anderen gesetzlichen Rahmenbedingungen für Finanzinstitute. Ferratum und als Folge auch Ferratum Bank Ltd. haben im Vergleich zu vielen anderen europäischen Banken eine hohe Eigenkapitalquote, welche sich durch den IPO noch weiter erhöhen wird.

www.4investors.de: Werden Sie künftig auch mit anderen Finanzdienstleistern kooperieren?

Jokela: Unser Ziel ist es, Ferratum zu einer Mobilen Bank zu entwickeln und unser Kerngeschäft über die Markteinführung einer Multi-Banking App zu erweitern. Diese soll als zentrale Plattform für alle bestehenden Produkte von Ferratum dienen und die Möglichkeit bieten, ein Ferratum-Girokonto mit entsprechenden Einlagen zu eröffnen. Letztendlich planen wir über die Multi-Banking App, den Kunden weitere Kreditprodukte und auch Produkte von Drittanbietern anzubieten. Schließlich steht für uns im Vordergrund, das Bankgeschäft für den Kunden so einfach und schnell wie möglich zu gestalten.

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