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Commerzbank: Schweizer Nationalbank hebt Mindestkurspolitik auf – massive CHF-Aufwertung zum EUR

16.01.2015 09:12 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: Michael Barck / www.4investors.de.

Das hatte niemand erwartet: Die Schweizer Nationalbank (SNB) hob gestern den Mindestkurs des EUR gegenüber dem CHF(1,20 CHF pro EUR) auf, den sie im September 2011 eingeführt und seitdem im Bedarfsfall durch massive Käufe von EUR gegen CHF verteidigt hatte. Noch bei der jüngsten vierteljährlichen Lagebeurteilung Mitte Dezember hatte es geheißen: Man werde den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und sei bereit, zu diesem Zweck unbeschränkt Devisen zu kaufen. Die Abkehr von der Mindestkurspolitik begründete SNB jetzt so: man habe den Mindestkurs in einer Zeit der massiven Überbewertung des CHF und größter Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt; diese temporäre Maßnahme habe die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt. Der CHF bleibe zwar hoch bewertet, doch habe sich seine Überbewertung reduziert; die Wirtschaft habe diese Phase nutzen können, um sich auf die neue Situation einzustellen. Gewichtiger scheint uns ihr nächstes Argument: Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung bedeutender Währungsräume habe sich zuletzt markant verstärkt und dürfte sich weiter verstärken. Mit dem EUR habe sich auch der CHF zum USD deutlich abgeschwächt. Man sei daher zu dem Schluss gekommen, dass eine Durchsetzung und Aufrechterhaltung des Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sei. Gleichzeitig beschloss sie, das Zielband für den 3-Monats-Liborsatz auf -1,25 bis -0,25 zu senken. Unsere Lesart ist: Die Aufrechterhaltung des Mindestkurses bedeutete de facto, die Geldpolitik der EZB nachzuvollziehen. Und dazu (etwa zu einer weiteren Aufblähung der Bilanz infolge Interventionen) war die SNB offenbar nicht weiter bereit. Vielmehr will sich sie offenbar freimachen von der Geldpolitik der EZB, die eine quantitative Lockerung vorbereitet. Schwer auszuloten ist, wo sich der CHF nach seinem Aufwertungsschub einpendelt. Unsere Taxe: im Bereich von 1,00-1,10 CHF pro EUR.

Zinsen und Anleihen

An den Kapitalmärkten kam es gestern kurzzeitig zu Turbulenzen, nachdem die Schweizer Nationalbank (SNB) völlig überraschend die Verteidigung ihres Mindestkurses von 1,20 CHF ggü. dem EUR aufgeben hatte (siehe dazu „Im Blick-punkt“). Um eine zu starke Aufwertung des CHF zu verhindern nahm sie gleichzeitig den Mittelwert ihres Leitzinsbandes von -0,25% auf -0,75% zurück. Begründet wurde der Schritt damit, dass sich der Euro ggü. dem USD deutlich abgewertet und sich dadurch auch der CHF ggü. dem USD abgeschwächt habe. Offenbar will die SNB die Geldpolitik der EZB – denn dies wäre die Konsequenz der Mindestkurspolitik – nicht weiter nachvollziehen. In diesem Umfeld gingen die Renditen erstklassiger Staatsanleihen – vor allem die mit kurzen Laufzeiten – kräftig zurück. So tendieren die Renditen von Bundesanleihen mit Laufzeiten bis zu 6 Jahren in negativem Terrain. Vielfach wird der Schritt der SNB als Bestätigung dafür gesehen, dass die EZB nächste Woche tatsächlich Staatsanleihekäufe beschließen dürfte. Das hatte EZB-Chef Draghi in einem Interview noch einmal betont. In den USA sank im Handelsverlauf die Rendite 10-jähriger US-Treasuries auf 1,70%. Der EUR schwächte sich weiter ggü. dem USD ab. Er fiel unter die Marke von 1,16 USD. Mit der Aufgabe des Mindestkurses der SNB fällt künftig ein großer Käufer von EUR-Assets weg. Das reale BIP in Deutschland stieg in 2014 um 1,5% (nach nur +0,1% in 2013) und befindet sich damit in solider Verfassung. Dabei lieferten sowohl die Binnenwirtschaft (+1,1%) als auch die Außenwirtschaft (+0,4%) einen Wachstumsbeitrag. Der Überschuss im Staatshaushalt stieg von 0,1% auf 0,4% des nominalen BIP.

Aktien

Die Freigabe des Schweizer Franken versetzte die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag in Aufruhr. Dieser überraschende Schritt führte in einer ersten Reaktion zu einer großen Verunsicherung und sorgte für kräftige Kursabschläge. Binnen einer Stunde konnten sich die Märkte aber wieder fangen und setzten zu einer deutlichen Gegenbewegung an, die den Dax 30 sogar in der Nähe seines alten Rekordhochs führten. Auf Unternehmensseite überraschte Beiersdorf (+5,6%) nach einem starken Schlussquartal mit besser als erwarteten Umsatzzahlen für 2014 und führte so die Kursliste an. Am Ende des Kurstableaus standen dagegen die Aktien der Deutschen Lufthansa (+0,7%). Auch der EUROSTOXX 50 konnte sich sehr schnell wieder erholen und in der Nähe der Tageshöchststände schließen. Angeführt vom Energiesektor (+3,1%), der von einer zwischenzeitlichen Erholung der Rohölpreise profitierte, konnten alle Branchen deutlich zulegen. Einer der stärksten Einzelwerte war so im Leitindex des Euroraum der italienische Energiekonzern Eni (+3,7%). Im Gegensatz zu den anderen europäischen Börsen geriet der exportorientierte Schweizer Aktienmarkt angesichts des starken Anstiegs des Franken massiv unter Druck. Der Leitindex SMI verlor nahezu 9%. Die stärksten Verluste erlitt der Uhrenproduzent Swatch Group (-16,4%), während lediglich die Swisscom (+1%) leicht zulegen konnte. Die Wall Street blieb von den Turbulenzen verschont, aber auch hier sorgte die Maßnahme der SNB zusammen mit wieder rückläufigen Rohölpreisen und schwachen Bankergebnissen für Kursdruck. In Asien geriet heute Morgen der Nikkei angesichts des festen Yen unter Druck. Die chinesischen Festlandsbörsen konnten hingegen zulegen. Die europäischen Märkte werden mit Verlusten eröffnen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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