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Advantag: Das Wachstum ist noch lange nicht abgeschlossen

15.07.2014 07:07 Uhr - Autor: Johannes Stoffels  auf twitter

Advantag-Vorstandschef Raik Oliver Heinzelmann im Interview mit www.4investors.de. Bild und Copyright: Advantag.

Dieses Papier hat bisher kaum ein Investor auf seiner Liste. Dabei kommt Advantag im ersten Halbjahr auf exorbitante Steigerungsraten von mehr als 1.000 Prozent bei den gehandelten Emissionszertifikaten. Das hat entsprechende Auswirkungen auf den Umsatz. Vorstandschef Raik Oliver Heinzelmann erläutert im Gespräch mit der Redaktion von www.4investors.de, wie sich das Wachstum weiter entwickeln kann. Er redet über die steigende Zahl der Kunden sowie über die Entwicklung der Margen. Die Internationalisierung des Geschäfts ist ebenso Thema des Interviews wie die Perspektiven der verschiedenen Geschäftsbereiche. Zum Thema Dividenden gibt es ein Statement von Heinzelmann, das Anleger erfreuen und vielleicht sogar überraschen dürfte.


www.4investors.de: Im ersten Halbjahr hat sich die Zahl der gehandelten Emissionszertifikate bei Advantag um 1.355 Prozent auf rund 25,6 Millionen Stück erhöht. Kann man diese Steigerung ungefähr so auch auf den Umsatz hochrechnen?

Heinzelmann: Wenn Sie unsere entsprechenden Zahlen und die Entwicklung aus den letzten beiden Jahren betrachten, dann kann man zumindest Anhaltspunkte für eine Hochrechnung ausmachen - und das Ganze auf einem immer noch recht tiefen Preis-Niveau der Emissionszertifikate.

Im Jahr 2012, mitten im Aufbau der Unternehmensgruppe, haben wir bei einem Umsatz von 1,7 Millionen Euro knapp 358.000 Zertifikate gehandelt. Im letzten Jahr – wo unser Börsengang dem kleinen Team viel abverlangte – wurden 11,4 Millionen Zertifikate gehandelt und 51,4 Millionen Euro erlöst. Im ersten Quartal dieses Jahres haben wir bei 9,3 Millionen Zertifikaten und einem Umsatz von 46,3 Millionen Euro dann schon fast die Werte des gesamten Vorjahres erreicht und konnten das Tempo im 2. Quartal 2014 nochmals steigern. Wir handelten hier alleine über 16,3 Millionen Zertifikate.

Zu konkreten Zahlen möchte ich mich noch nicht äußern, aber wir werden im ersten Halbjahr einen Umsatz in dreistelliger Millionenhöhe ausweisen.

Dreistelliger Millionenumsatz im ersten Halbjahr

www.4investors.de: Auf der Hauptversammlung sprachen sie indirekt davon, dass 2014 ein Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro realisierbar erscheine. Sollten sie diese Gedankenspiele nach den jüngsten Zahlen nicht modifizieren?

Heinzelmann: Nun, wörtlich genommen stimmt das doch. Und es geht uns weniger um Umsatz, sondern in dem Zusammenhang natürlich ganz besonders darum, unsere Margen spürbar zu verbessern und Gewinne zu erwirtschaften.

www.4investors.de: Ist das erste oder das zweite Halbjahr bei ihnen normalerweise stärker?

Heinzelmann: In den vergangenen Jahren hat es sich gezeigt, dass dies auf die Planungen der Kunden ankommt. Die Abgabefrist für Emissionsrechte für das Vorjahr endet jeweils am 30. April eines Jahres. Daher haben wir nach den Verifizierungen der Vorjahres-Emissionen in den Monaten März und April viel zu tun. Das ist quasi wie das Weihnachtsgeschäft im Emissionshandel. Aber es gibt immer mehr Unternehmen, welche unseren Empfehlungen folgen und sich bereits unterjährig bei interessanten Einstiegslevels mit Zertifikaten versorgen. Besonders zum Jahresende hin wissen große Emittenten häufig bereits anhand von Hochrechnungen, wie groß ihr Bedarf sein wird. Daher gehen wir aktuell davon aus, dass dies einigermaßen ausgeglichen sein sollte.

www.4investors.de: Ist eine Dividende für 2014 ein Thema?

Heinzelmann: Aktuell sind wir äußerst zufrieden mit der Ertrags- und Liquiditätslage. Können wir dies beibehalten, wonach es derzeit aussieht, ist die Dividendenzahlung für 2014 eine Angelegenheit, die eine breite Zustimmung bei Vorstand und Aufsichtsrat finden sollte.

www.4investors.de: Im Raum stehen bei Advantag Gratisaktien. Wann werden diese an die Aktionäre ausgeliefert?

Heinzelmann: Auf der ordentlichen Hauptversammlung haben unsere Aktionäre dem Vorschlag zur Ausgabe von Gratisaktien zugestimmt. Wir erwarten nun kurzfristig die Eintragungsbestätigung vom Handelsregister und stimmen dann den genauen Zeitplan mit der Bank ab, über welchen die Aktionäre kurzfristig informieren werden.

Handelsvolumen mit Emissionszertifikaten wird sich deutlich ausweiten

www.4investors.de: Sie wachsen nach eigener Aussage vor allem dank neuer Kunden. Welche Kosten entstehen bei ihnen je neuem Kunden?

Heinzelmann: In der Tat basiert unser Wachstum insbesondere auf zwei Punkten. Zum einen gewinnen wir sehr erfolgreich neue Kunden und damit Marktanteile. Zum anderen würden wir über die kommenden Jahre aber auch nur auf Basis der vorhandenen Kunden bereits deutlich wachsen.

Es steht ja fest, dass die Anzahl der an die Anlagenbetreiber kostenlos zugeteilten Zertifikate sinkt und zwar linear von 85 Prozent im letzten Jahr bis auf 30 Prozent im Jahr 2020. Ab 2027 soll es keine kostenlosen Emissionsrechte mehr geben. Demnach sind die Unternehmen gezwungen, immer mehr Zertifikate zu kaufen, was automatisch zu einer erheblichen Ausweitung des Handelsvolumens führt.

Die Kosten für die Gewinnung eines neuen Kunden lassen sich hierbei eher vernachlässigen, da die jeweils beteiligten Mitarbeiter neben einem Grundgehalt lediglich eine Erfolgsbeteiligung erhalten. Und diese haben sich gegenüber den bisherigen Zahlen nicht exorbitant erhöht.

www.4investors.de: Wie viele Kunden hatten sie zum Jahresanfang, wie viele haben sie aktuell? Und wo sehen sie die Kundenzahl am Jahresende?

Heinzelmann: Wir gewinnen aktuell pro Woche im Schnitt einen Neukunden hinzu, haben jedoch auch Kunden in Form von Intermediären, welche über uns für ihre Kunden handeln. Von daher ist eine konkrete Aussage, für wie viele Endkunden wir tätig sind, schwer möglich. Da aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2008 noch viele Anlagenbetreiber auf kostenlosen Zertifikaten sitzen, sehen wir einen weiteren Zulauf von Neukunden in den kommenden Monaten, wenn diese aufgebraucht werden. Aktuell sind wir mit über 750 Interessenten europaweit in Kontakt, welche sich bereits durch unsere Marktberichte informieren lassen.

www.4investors.de: Im Oktober 2013 kosteten die Emissionsrechte je Tonne rund 5,00 Euro, derzeit werden 5,70 Euro verlangt. Wird sich die Preisspirale weiter nach oben drehen?

Heinzelmann: In der Tat liegen die Preise für ein Emissionsrecht derzeit bei lediglich 5,70 Euro pro Tonne. Demgegenüber muss ein Kurs von 17,50 Euro je europäisches Emissionsrecht gesehen werden, der gemäß Wissenschaftlern und Analysten erst die Grenze für einen Investitionsanreiz in treibhausgasreduzierende Technologien darstellt. Die Politik ist derzeit damit beschäftigt, eine Marktstabilitätsreserve einzuführen. Hierdurch werden Eingriffe in die am Markt verfügbare Anzahl an Emissionsrechten möglich. Auf diesem Weg kann ein deutlicher höherer und stabiler Preis erreicht werden. Die meisten Marktteilnehmer und Analysten gehen aktuell davon aus, dass sich der Markt in den kommenden Monaten in Richtung 7,50 Euro bewegen sollte. Im kommenden Jahr ist eine Acht vor dem Komma möglich und spätestens 2017 sollte der Preis wieder im zweistelligen Bereich angesiedelt sein. Privatanleger können hier beispielsweise ebenso partizipieren, da wir mit unserem „Klimakonto“ eigens hierfür ein beispielloses Direktinvestment geschaffen haben.

www.4investors.de: Partizipieren sie dann davon mit höheren Gewinnen oder ändern sich die Margen für sie dadurch nicht?

Heinzelmann: In einem noch so jungen Markt wie dem Emissionshandel ist es sehr kompliziert, konkrete zukunftsgerichtete Aussagen zu machen. Denn einerseits ist auch dieser Markt von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig und andererseits sind wir darauf angewiesen, unseren Kunden marktgerechte Preise zu gewährleisten. Selbstredend liegt unser Hauptaugenmerk darauf, unsere Margen weiter auszubauen und somit trotz Beibehaltung überschaubarer Verwaltungskosten höhere Nettoerlöse zu erwirtschaften.

Erfolgreiche Testballons in China und den USA

www.4investors.de: Welche weiteren Pläne hinsichtlich der Internationalisierung gibt es bei ihnen?

Heinzelmann: Europa ist mit dem Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) 2005 vorangegangen und hat ein marktbasiertes System nach dem sogenannten Cap-and-Trade-Mechanismus eingeführt, welches aufgrund seines Erfolgs mittlerweile weltweit Nachahmer findet. Ich erwähne insbesondere China und die USA, welche das Kyoto-Protokoll zwar unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert hatten. Beide Staaten haben nun in den vergangenen Jahren eigene Testballons im Emissionshandel gestartet, welche erfolgreich sind. China hat nunmehr sieben Testprovinzen und denkt an eine nationale Ausweitung. Die USA haben mit Kalifornien ähnliche Erfahrungen gemacht und US-Präsident Obama hat die Direktive für ein nationales System vorgegeben.

Gleichzeitig soll in den kommenden Jahren ein System für den globalen Luftverkehr an den Start gehen und auch der Schiffsverkehr ist im Fokus der Verantwortlichen. Wir sind bereits mit Partnern im Gespräch, mit denen man ein gemeinsames Projekt realisieren könnte. Jedoch wollen wir hier noch mehr Rechtssicherheit abwarten, bevor wir entsprechende Investitionen tätigen, um Verlustrisiken zu minimieren.

Spätestens ab Mitte der 20er Jahre dieses Jahrhunderts gehen wir von einem globalen Emissionshandelssystem aus, in welchem alle Länder eingeschlossen sind. Je nach Verursachung für Treibhausgase wird es entsprechend ein Malus-Bonus-Prinzip in Form des Cap-and-Trade-Mechanismus geben, um nicht zuletzt auch den finanziellen Folgen des Klimawandels zu begegnen. Und bis dahin wollen wir uns eine entsprechend optimale Marktposition erarbeitet haben.

www.4investors.de: Wie weit haben sie ihr Augenmerk schon auf asiatische Märkte, z.B. China, sowie auf Australien gerichtet?

Heinzelmann: Wie soeben erwähnt, haben wir bereits Gespräche mit potentiellen Partnern geführt, müssen jedoch vorerst auf stabilere Vorzeichen in den jeweiligen Ländern warten, um Investitionsrisiken zu reduzieren.

www.4investors.de: Finden sie bei ihrem Wachstum genügend qualifizierte Mitarbeiter, um das Tempo auch weiterhin aufrecht zu erhalten?

Heinzelmann: Unser Geschäftsmodell ist in Hinblick auf unsere Umsatztätigkeit nicht besonders personalaufwendig, da unsere Durchschnittskunden nur wenige Transaktionen jährlich durchführen müssen, um ihrer Abgabepflicht nachzukommen. Unser Research-Bereich, der diese Kunden mit ständig neuen Informationen versorgt, ist dabei unabhängig von der Kundenanzahl. Bisher ist es uns gelungen, einen guten Mitarbeiterstamm aufzubauen, welchen wir je nach Bedarf weiter ausbauen werden. Hierbei steht unser Bedarf in einem guten Verhältnis zum Bewerbermarkt.

www.4investors.de: Welche weiteren Geschäftsbereiche, neben dem Handel mit Emissionsrechten, werden künftig in ihrem Fokus stehen?

Heinzelmann: Seit 2013 erfreut sich das bereits zuvor erwähnte „Klimakonto“ unserer Tochtergesellschaft Advantag Climate Invest GmbH zunehmender Beliebtheit. Private und Institutionelle Investoren haben hierbei die Möglichkeit, direkt in Emissionszertifikate zu investieren. Gehandelt werden können entweder die Europäischen Verschmutzungsrechte (EAA: European Allowances), welche den Unternehmen zum Großteil zugeteilt werden oder zertifizierte Emissionsreduktionszertifikate, sogenannte CER (Certified Emission Reductions), welche aus globalen Klimaschutzprojekten (CDM-Projekten genannt) stammen.

Darüber hinaus planen wir in Zusammenarbeit mit einem Fondsverwalter einen geschlossenen Fonds für Emissionszertifikate, hier haben wir bereits erste Sondierungsgespräche geführt. Außerdem wollen wir den Bereich der freiwilligen Kompensation von Treibhausgasemissionen von Unternehmen und Privatpersonen weiter ausbauen.

Last but not least beginnen wir gerade mit dem Handel von Grünstromzertifikaten, da viele Stadtwerke unsere Kunden sind und diese solche Zertifikate benötigen, um ihren Kunden Grünstrom oder Ökostrom als klimaschonendes Endprodukt anzubieten.

www.4investors.de: Schauen sie sich derzeit nach möglichen Akquisitionszielen um? Oder könnten sie selber übernommen werden?

Heinzelmann: Wir sind immer auf der Suche nach potentiellen Kandidaten in unserer Branche, welche unserem Kerngeschäft zuträglich sein könnten. Jedoch ist derzeit aufgrund der Neuheit des Marktes noch kein großes Angebot vorhanden. Als Hauptaktionär sehe ich aktuell auch absolut keinen Grund, mich von meiner Aktienmehrheit zu trennen, da das Wachstum aus meiner Sicht noch lange nicht abgeschlossen ist und ich diese Entwicklung noch gerne weiterhin begleiten möchte. Da sich der Emissionshandel nämlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit zu einem globalen System herauskristallisieren wird, ist hier ein mittelfristiges Potential gegeben, welches die Wachstumsmärkte der vergangenen Jahre bei weitem überflügeln dürfte.

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