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Euroland: Inflation im Sinkflug – Kernrate rutscht unter 3,0% Y/Y - Nord LB

03.04.2024 15:35 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.

Der Inflationsdruck hat im vergangenen Monat im Euroraum weiter nachgelassen. Auf Basis der Schnellschätzung von Eurostat sank die Inflationsrate im Berichtsmonat März auf 2,4% Y/Y. Dies entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vormonat um 0,8% M/M, ein hoher Monatszuwachs entspricht im März jedoch durchaus dem typischen saisonalen Muster. Gemessen an den Schätzungen der befragten Analysten und Volkswirte, die zumeist vor den Veröffentlichungen der nationalen Statistikämter abgegeben wurden, stellen die heutigen Inflationszahlen eine positive Überraschung dar.

Gleichwohl hatten die in den vergangenen Tagen veröffentlichten Meldungen der nationalen Statistikbehörden bereits auf diese positive Entwicklung hingedeutet. Allen voran der starke Rückgang der Inflation in Frankreich (2,4% Y/Y) und Deutschland (2,3% Y/Y) sind hier zu nennen. Zwar kletterte die Inflationsrate in Italien (1,3% Y/Y) und Spanien (3,2% Y/Y) im März erwartungsgemäß, der Anstieg blieb jedoch auch hier deutlich hinter den Konsensschätzungen zurück. Die Spannbreite der Inflation im Euroraum reicht von 4,9% Y/Y in Kroatien bis 0,3% Y/Y in Litauen und ist somit weiterhin recht hoch. Dies ist aber nicht vergleichbar mit der sehr heterogenen Entwicklung in den beiden vergangenen Jahren. Die Geldpolitik kann ohnehin nur die Preisentwicklung im gesamten Währungsraum zum Maßstab machen, die aktuellen regionalen Differenzen sollten den Ratsmitgliedern auch kein großes Kopfzerbrechen bereiten.

Die Energiepreise (-1,8% Y/Y) haben im März einmal mehr inflationsdämpfend gewirkt, die positiven Basiseffekte aufgrund höherer Energiepreise im Vorjahreszeitraum nehmen aber wie erwartet sukzessive ab. Währenddessen reduziert sich der Preisauftrieb bei Lebensmitteln, Alkohol und Tabak deutlich, die Jahresrate sank hier von 3,9% auf 2,7% Y/Y. Bei den Industriegütern ohne Energie ist die ohnehin schon geringe Preissteigerungsrate im März noch weiter gesunken (1,1% Y/Y).

Hartnäckig bleibt jedoch die Preisdynamik bei Dienstleistungen, die sich nun schon den fünften Monat in Folge um 4,0% Y/Y verteuerten. Dies dürfte zwar auch durch einen kalendarischen Sondereffekt – frühe Lage von Ostern in diesem Jahr – beeinflusst worden sein. Gleichwohl ist dies sicher der kritischste Punkt der Preisentwicklung aus Sicht der Währungshüter. Vor allem wegen der Unsicherheit über die weitere Entwicklung wollen die Ratsmitglieder noch wichtige Lohndaten abwarten. Diese werden jedoch erst im Laufe des zweiten Quartals veröffentlicht und stehen somit als Grundlage für die geldpolitische Entscheidung in der kommenden Woche noch nicht zur Verfügung.

Die jüngsten Inflationsdaten dürften die Sicherheit im Rat über den disinflationären Trend weiter erhöhen. Die Inflation wird in den kommenden Monaten sehr wahrscheinlich im Sinkflug bleiben, auch wenn die jüngsten geopolitischen Entwicklungen die Unsicherheit über die kurzfristige Energiepreisentwicklung erhöht haben. Im laufenden Jahr erwarten wir in einzelnen Monaten ein Absinken der Inflationsrate unter die Marke von 2% Y/Y. Daher erwarten wir, dass die EZB in der kommenden Woche ein letztes Mal stillhält, aber eine erste Zinssenkung für den Juni noch deutlicher als bisher vorbereitet. Zum Ausmaß der Zinssenkungen im Gesamtjahr wird man sich hingegen weiterhin bedeckt halten und stattdessen die Datenabhängigkeit der zukünftigen Zinsentscheidungen betonen.

Fazit: Die Inflation im Euroraum ist im März auf 2,4% Y/Y gesunken und damit etwas stärker als erwartet. Erstmals seit über zwei Jahren notiert auch die Kernrate wieder unter der Marke von 3% Y/Y. Inflationsdämpfend wirken weiterhin die Energiepreise, aber auch bei Nahrungs- und Genussmitteln lässt der Preisauftrieb zügig nach. Einziger Wermutstropfen bleibt die hartnäckig hohe Preisdynamik bei Dienstleistungen. Hier kommt den bevorstehenden Lohnabschlüssen eine hohe Bedeutung zu, weshalb die EZB noch neue Daten zur Lohnentwicklung abwarten will. Der April wird aber der letzte Wartemonat, ab Juni stehen die Zeichen dann auf Zinssenkung – und dies dürfte kommende Woche vom EZB-Rat noch deutlicher als bisher kommuniziert werden.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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