Börse am Morgen: BayWa, Nordex, Südzucker, EZB und Chip-Aktien - Nord LB

Erzeugerpreise für landw. Produkte fallen im Juli den vierten Monat in Folge (-3,7% ggü. Vorjahresmonat). Laut Statistischem Bundesamt ist hierfür insbesondere ein Basiseffekt verantwortlich. Nach dem russ. Einmarsch in die Ukraine waren die Erzeugerpreise im Juli 2022 nämlich zweistellig gestiegen (+33,5%). Betrachtet man die Entwicklung auf monatl. Basis, ergibt sich ein anderes Bild. Hier ziehen die Erzeugerpreise weiter an (+0,7%). Fallende Erzeugerpreise erreichen den Verbraucher immer mit einer Zeitverzögerung und tendenziell auch nicht vollständig. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Verbraucher bei Lebensmitteln künftig Entlastung spüren. Nahrungsmittel bleiben im August Preistreiber Nummer eins (+9,0%) noch vor Energie (+8,3%). Insgesamt nahm die Inflationsrate nur leicht ab (von 6,2% auf 6,1%).

Die EZB hat auf ihrer gestrigen Sitzung ihre Leitzinsen erneut um jeweils 25 Basispunkte angehoben. Der relevante Einlagesatz steigt damit auf einen Rekordwert von 4,00%, der Hauptrefinanzierungssatz auf 4,50%. Eine Anpassung im Statement macht die gestrige Entscheidung jedoch zu einem „dovish hike”. Die Leitzinsen dürften nun ein Niveau erreicht haben, „das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird.”

Tagesausblick

Sollte sich EZB-Chefin Christine Lagarde gestern auf der EZB-Pressekonferenz geirrt haben oder dem Gesagten noch etwas hinzufügen wollen (unwahrscheinlich, aber denkbar), kann sie das heute in Santiago de Compostela gezielt tun. Ansonsten stehen heute – erst am Nachmittag – ausschließlich US-Daten zur Veröffentlichung an. So liefern der New Yorker Empire State Survey bereits Indikationen für die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe und der (vorläufige) Michigan-Index Hinweise zum Verbrauchervertrauen jeweils für den laufenden Monat September. Dagegen liefern die Bekanntgaben sowohl für die Importpreise als auch für die Industrieproduktion noch weiter zurückliegende Werte aus dem Monat August.

Renten- und Aktienmärkte

Durch die EZB-Sitzung ging es für die Renditen langlaufender Staatsanleihen gestern abwärts. Die Rendite dt. Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sank zeitweise in Richtung 2,55%. Dies erscheint nur auf den ersten Blick widersinnig. Vielmehr war genau hiermit zu rechnen gewesen, preisen doch die Märkte nun die Möglichkeit weiterer Zinsanhebungen vollständig aus.

Der dt. Leitindex atmet auf. Weitere Zinserhöhungen sind seit gestern unwahrscheinlicher geworden. Aktien des Windturbinenbauers Nordex stiegen aufgrund von Meldungen über einen Großauftrag aus Spanien um über 5% und rückten an die Spitze des MDAX. DAX +0,97%; MDAX +1,00 %; TecDAX +1,13 %.

Zinshoffnungen und steigende Kurse bei Chip-Konzernen haben der Wall Street Aufwind verliehen. Selbst enttäuschende Konjunkturdaten konnten daran nichts ändern. Licht am Ende des Tunnels zeichnet sich übrigens für IPO’s ab - in den nächsten 3 Monaten sind diverse angekündigt. „Die Börsen haben anderthalb Jahre Eiszeit hinter sich, und dies markiert den Beginn besserer Zeiten”, äußerte ein Marktteilnehmer. Dow Jones +0,96%; S&P 500 +0,84%; Nasdaq Comp. +0,81%.

Unternehmen

BayWa r.e. beauftragt Nordex mit dem Bau von 24 Turbinen (inkl. 25 Jahre Wartungsvertrag) in der autonomen Region Aragon, nahe Zaragoza (Spanien). Die Anlagen haben eine Gesamtleistung von 5,9 Megawatt (Nabenhöhe 125 Meter). Die Inbetriebnahme des Windparks ist für das Frühjahr 2025 avisiert.

Südzucker bittet seine franz. Rübenbauern um Zurückhaltung. Anbaumengen sollen im kommenden Jahr nicht gesteigert werden. Flächenausweitungen wären ein Widerspruch zu den EU Stützungsmaßnahmen. Im Angesicht von hohen ukrainischen Zuckerimporten existiert das Risiko eines Preisverfalls. Zwischen 10/22 und 07/23 wurden rd. 390.000 Tonnen ukrainischer Zucker in die EU importiert (Vorjahreszeitraum 25.000 Tonnen).

Devisen und Rphstoffe

In der Marktinterpretation, dass der EZB-Zinsgipfel voraussichtlicht erreicht ist, rutschte der Euro unter die Marke von 1,07 USD.

Das Rügener LNG-Terminal wird weiter gebaut. Ein Baustoppgesuch der Deutschen Umwelthilfe vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wurde abgelehnt. Es liegen weitere Klagen des Naturschutzbundes und der Gemeinde Binz vor. Das Gericht beruft sich in der Mitteilung auf die Einschätzung der Bundesnetzagentur, die einen zusätzlichen Bedarf an Einspeisemöglichkeiten für Flüssigerdgas (LNG) sehe.

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