Börse am Morgen: Alphabet, Deutsche Börse, Hochtief und FOMC im Fokus - Nord LB

Das ifo-Geschäftsklima hat sich im Juli weiter abgeschwächt. So ist das Geschäftsklima auf einen Wert von lediglich 87,3 Punkten gefallen. Maßgeblich verantwortlich für diese Abschwächung war der Rückgang der Beurteilung der momentanen Wirtschaftslage. Die deutsche Industrie scheint skeptischer auf die ökonomische Situation in China zu blicken. Die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank trägt sicherlich auch nicht zur Aufhellung der Stimmung bei – schließlich droht in Frankfurt noch mindestens eine zusätzliche Leitzinsanhebung.

Die Weltwirtschaft dürfte in diesem Jahr nach Einschätzung des IWF etwas kräftiger zulegen als noch im April vermutet. Der IWF teilte mit, seine Prognose um 0,2% auf 3,0% anzuheben. Es gebe aber weiter viele Probleme, sagte IWF-Chefökonom Gourinchas. V.a. die hohe Inflation macht dem IWF Sorgen. Er empfiehlt daher weitere Zinsanhebungen. Getrieben wird das Wachstum v.a. von großen Schwellenländern wie China und Indien. Deutschland schneidet im Vergleich mit anderen Industrienationen außerordentlich schlecht ab - als einziges Land der G7 mit einer dieses Jahr wohl schrumpfenden Wirtschaftsleistung.

Die wegen gestiegener Material- und Zinskosten gebeutelte deutsche Baubranche hat im Mai mehr Aufträge an Land gezogen. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe wuchs inflationsbereinigt um 3,5% im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im April hatte es noch einen Rückgang von 1,3% gegeben. Wesentlich schlechter fällt die Bilanz für die ersten fünf Monate insgesamt aus: Hier brachen die Aufträge real um 15,2% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein.

Heute

Vor allem die durch frühere Signale aus der Fed ausgelöste Erwartungshaltung vieler interessierter Beobachter der US-Geldpolitik könnte das FOMC am aktuellen Rand doch noch zu einer Leitzinsanhebung bewegen. Die jüngsten Inflationsdaten machen ein Handeln der Notenbank in Washington aber eigentlich nicht mehr erforderlich. Sollte die Fed Funds Rate doch nach oben hin angepasst werden, ist daher wahrscheinlich mit klaren Hinweisen darauf zu rechnen, dass man nun nicht noch eine Sequenz von Zinserhöhungen erwarten sollte.

Renten- und Aktienmärkte

Die erneut verschlechterte Stimmung in der deutschen Wirtschaft stützte deutsche Staatsanleihen nur vorübergehend. US-Staatsanleihen wiederholten das Muster vom Vortag: Es ging bergab - Anleger warten auf die Zinsentscheidung der Fed.

Am deutschen Aktienmarkt ging es angesichts der bevorstehenden Notenbank-Entscheidungen weiterhin wenig bewegt zu. Kaum jemand möchte auf dem falschen Fuß erwischt werden. DAX +0,13%; MDAX +0,35%; TecDAX +0,85%.

Die Wall Street hat vor wichtigen Geschäftszahlen großer US-Technologiekonzerne und der nahenden Zinsentscheidung der Fed zugelegt. Die Tech-Schwergewichte Alphabet und Microsoft präsentierten z.B. ihre Quartalsberichte nach Börsenschluss. Dow Jones +0,08%; S&P 500 +0,28%; Nasdaq Comp. +0,61%.

Unternehmen

Gestiegene Zinsen und ein lebhafter Handel mit Stromderivaten haben der Deutschen Börse in Q2 zu einem Umsatz- und Gewinnsprung verholfen. Die Nettoerlöse stiegen um 20% auf 1,2 Mrd. EUR, "maßgeblich getrieben durch ein starkes Nettozinsergebnis aus dem Bankgeschäft", wie die Deutsche Börse erklärte. Das operative Ergebnis legte um 25% auf 733 Mio. EUR zu. Beides übertraf die Analystenerwartungen deutlich.

Deutschlands größter Baukonzern Hochtief hat im ersten Halbjahr 2023 Umsatz und Gewinn gesteigert. Bei einem von florierenden Geschäften in Übersee getragenen Umsatzplus von 9% auf 13 Mrd. EUR stieg der operative Konzerngewinn um 8% auf 270 Mio. EUR. Der Auftragseingang lag mit über 18 Mrd. EUR um rund 26% über den Werten des Vorjahres, der Auftragsbestand kletterte per Ende Juni auf 53,6 Mrd. EUR.

Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat dank der Nachfrage nach Cloud-Produkten und höherer Werbeeinnahmen mit seinen Zahlen die Erwartungen übertroffen. In Q2 kletterte der Umsatz um 7% auf 74,6 Mrd. USD, der Nettogewinn legte knapp 15% auf 18,4 Mrd. USD zu. Beide Kennzahlen lagen über den Erwartungen der Analysten.

Devisen & Rohstoffe

Die erneut verschlechterte Stimmung in der deutschen Wirtschaft belastete den EUR.

Die Ölpreise erhielten dagegen etwas Auftrieb durch mehrere Ankündigungen der politischen Führung Chinas, wonach die private Nachfrage gestärkt werden soll.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!