Börse am Morgen: u.a. mit Demire, VW, Ölpreis, Microsoft, FOMC - Nord LB

Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert für 2023 nun ein reales (inflationsbereinigt) Umsatzminus von 4 Prozent. Bisher war man von „nur“ 3 Prozent ausgegangen. Insgesamt wird die Lage der deutschen Einzelhändler als schwierig eingeschätzt. 35 Prozent der 900 befragten Handelsunternehmen rechnen im zweiten Halbjahr mit Umsatzrückgängen. Nach Angaben des HDE-Konsummonitors hat rd. jeder vierte Verbraucher Angst nicht mehr mit dem Geld auszukommen. Die Konsumenten passen ihr Einkaufsverhalten an und kaufen weniger oder weichen auf günstigere Produkte aus. 45 Prozent der Bevölkerung gaben an, sich aufgrund von hohen Lebensmittelausgaben in irgendeiner Weise einzuschränken.

In diesem Umfeld ist auch das KfW-ifo Stimmungsbarometer für das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen im Juni eingebrochen (um 7,3 Punkte auf minus 21,7 Zähler). Bei Großunternehmen ist die Stimmung noch schlechter. Das Geschäftsklima fiel um 9,4 Punkte auf minus 26,0 Zähler. Das Risiko ist gestiegen, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 noch stärker als bisher angenommen schrumpfen wird.

Der Pegelstand des Rheins am Nadelöhr bei Kaub ist mit 1,27m auf einen bedrohlich niedrigen Wert gefallen. Sollte die Sommerhitze anhalten, könnte der Wasserstand die Tiefstände aus den Jahren 2015, 2018 und 2022 erreichen. Auswirkungen auf Lieferund Produktionsketten der Unternehmen wären der Fall. Im Hinblick auf die sich in den letzten Wochen weiter verschlechternde deutsche Konjunktur, ist diese Nachricht derzeit nicht sehr erfreulich.

Tagesausblick

Der heutige Datenkalender sieht eigentlich – zumindest im Gegensatz zum gestrigen July 4th – auf den ersten Blick wieder gut gefüllt aus. Aber – ach herjee – es sind überwiegend nur die finalen Bekanntgaben zu bereits vorläufig veröffentlichten Zahlen des jeweiligen Berichtsmonats. Das gilt sowohl für die HCOB PMIs Unternehmensumfragen wie auch für die US Durables. Insofern bleiben als einziges Highlight am Abend die FOMC-Minutes: Im Protokoll der US-Notenbanksitzung vom 14. Juni wird genau nachzulesen sein, in welchem Tenor es geschrieben war und wie viele der Gremiumsmitglieder jeweils die eine oder andere Einschätzung zu Konjunktur und Inflation kundtaten. Daraus können sich veritable Hinweise für die zu erwartende geldpolitische Ausrichtung der Fed auf ihrer nächsten Sitzung am 26. Juli ergeben. Im Grunde wird es nun aber ohnehin vor allem auf den US-Arbeitsmarktbericht übermorgen und die US-Verbraucherpreise am 12. Juli ankommen.

Renten- und Aktienmärkte

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag verharrt der DAX auf der Stelle. Renditen 10-jähriger europ. Staatsanleihen zogen an. Die Entwicklungen am Corporate Bond Primärmarkt blieben im zweiten Quartal des Jahres dynamisch. Mit einem Gesamtemissionsvolumen von rd. EUR 100 Mrd. lagen die Aktivitäten ca. EUR 40 Mrd. oberhalb der Platzierungsvolumina des Vorjahreszeitraums. YTD wurden bisher über EUR 200 Mrd. an Unternehmensanleihen geprintet (rd. EUR 210 Mrd.).

DAX -0,26%; MDAX +0,47%; TecDAX +0,26%
Die Börsen in den USA waren wegen des Unabhängigkeitstags geschlossen.

Unternehmen

Der Wolfsburger Autokonzern VW teilte am Dienstag mit, dass mit einer Milliardeninvestition und vielen neuen Modellen das Wachstum in Südamerika vorangetrieben werden soll. Es ist geplant bis 2026 in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren auf Ethanolbasis zu investieren. Hintergrund ist Unternehmensangaben zu Folge der im Vergleich zu Europa viel langsamere Umstieg auf E-Autos in der Region.

Die deutsche Mittelstand Real Estate AG (DEMIRE) teilte in einer Ad-hoc Meldung mit, dass der geplante Verkauf einer Logistikimmobilie in Leipzig (LogPark) gescheitert sei. Die Logistikimmobilie sollte für EUR 121 Millionen veräußert werden. Im Oktober 2024 wird eine DEMIRE Anleihe über EUR 600 Mio. fällig. Es war geplant, aus dem Erlös des LogParks Teile der Anleihenfälligkeit zu finanzieren.

Devisen und Rohstoffe

Der Euro handelt weiter in Lethargie gegenüber dem US-Dollar.

Rohölpreise weiteten am Dienstag ihre Gewinne aus. Russland plant seine Ölexporte ab August um 500.000 Barrel pro Tag zu drosseln und auch Saudi-Arabien avisierte, seine freiwillige Kürzung von 1.000.000 Barrel pro Tag um einen Monat in den August verlängern zu wollen.

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