4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Euro - Währung

Kaum echte Markt Mover - Börse am Morgen: u.a. mit ifo-Index, Bundesbank, Pleite-Welle - Nord LB

27.06.2023 07:44 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Das ifo-Institut hat gestern die Ergebnisse seiner jüngsten Befragung dt. Unternehmen zur Stimmung in der Wirtschaft veröffentlicht, die sich eindeutig weiter verschlechtert hat. Der übergeordnete Index zum Geschäftsklima fiel auf 88,5 Punkte, der zweite Rückgang in Folge. Auch die Lagebeurteilung der dt. Unternehmenslenker ist weiter abgerutscht, der Index steht nun bei 93,7 Punkten. Besonders schmerzhaft ist, dass sich der Optimismus, es würde mit Blick auf die nächsten sechs Monate besser werden, zunehmend verflüchtigt, der Index zu den Geschäftserwartungen brach auf 83,6 Punkte ein – der stärkste Rückgang seit März 2022. Obwohl die Erwartungen niedrig gesteckt waren, hat das ifo-Geschäftsklima negativ überrascht. Es schwinden die Hoffnungen, dass die Konjunktur im zweiten Halbjahr an Dynamik gewinnen könnte. Negativ ist insbesondere, dass sich inzwischen offenbar auch der Dienstleistungssektor abkühlt, der zuletzt eine tragende Säule geboten hatte. Vor allem wächst nun die Gefahr, dass sich aus schlechter Lage, abschmelzenden Auftragsbüchern und schleppenden Auftragseingängen ein negativer „ErwartungsLoop“ bilden könnte. Die EZB dürfte die Entwicklung genau verfolgen. Die Zinserhöhungserwartungen, die nach den schlechten Einkaufsmanagerindices schon am vergangenen Freitag einen Dämpfer erhalten hatten, sollte das nicht beflügeln.

Der Bundesrechnungshof warnt vor einer Rekapitalisierung der Bundesbank. Wie die Financial Times berichtete, sei aufgrund erheblicher möglicher Verluste im Zusammenhang mit der Zinswende der EZB eine Rekapitalisierung mit Steuergeldern erforderlich. Bereits in den 1970er Jahren hatte die Bundesbank sieben Jahre lang rote Zahlen geschrieben. Im Herbst vergangenen Jahres hatte Bundesbankpräsident Joachim Nagel erklärt, das nicht damit zu rechnen sei, dass der Staat Kapital nachschiessen müsse. Laut Bundesbank können Verlustvorträge ausgewiesen werden, die mit Hilfe von künftigen Gewinnen verrechnet werden. Die Bundesbank besitzt Angabe gemäß Eigenmitteln einschließlich Bewertungsreserven in beträchtlicher Höhe.

Tagesausblick

Heute ist der Blick tatsächlich ausschließlich auf neue Konjunkturdaten aus den USA gerichtet. Bei den Auftragseingängen langlebiger Güter dürfte sich nach zwei Monatszuwächsen in Folge wieder ein deutliches Minus ergeben haben. Der Vorlaufindikator wird zu einem großen Teil von Aufträgen der Flugindustrie mitbestimmt, und da der Ordereingang bei Boeing wieder zulegte, wird sich dies auch in der Komponente der Durables exklusive Transport bemerkbar gemacht haben und freundlicher ausfallen. Dem (deutlich) gestiegenen NY Empire State Survey und den (leicht) gefallenen Philadelphia Fed Index wird heute mit dem Richmond Fed als Stimmungsumfrage ein weiteres regionales Mosaiksteinchen hinzugefügt (vermutlich seitwärts). Das Verbrauchervertrauen des Conference Boards dürfte sich recht robust präsentieren – in einem eigentlich eher kritischen Umfeld. Insgesamt sind dies aber kaum echte Markt Mover!

Renten- und Aktienmärkte

Rentenmärkte profitierten am Montag im Umfeld der enttäuschenden deutschen ifo-Zahlen und Rezessionsangst. Deutsche Bundesanleihen waren über die ganze Kurve gefragt. 10-jährige Renditen sanken um 6Bp auf 2,29%, 2-jährige Renditen handeln bei 3,06% (minus 3Bp). Die 2Y10Y-Kurve erweiterte ihre Inversion.

DAX -0,11%; MDAX +0,16%; TecDAX -0,62%
Dow Jones -0,04%; S&P 500 -0,45%; Nasdaq Comp. -1,16%

Unternehmen

Laut einer am Montag veröffentlichten Studie des Beraters Alvarez & Marsal müssen hunderte europäische Firmen saniert werden. Seit 2019 ist die Anzahl der finanziell angeschlagenen Unternehmen um 20% gestiegen. Eine Restrukturierung sei bei fast 700 Unternehmen erforderlich. Viele Firmen haben während der Niedrigzins-Phase eine zu hohe Verschuldung aufgebaut. Im Rahmen der Zinswende machen steigende Kapitalkosten Probleme. Der positive Rückenwind im Nachholbedarf der COVID-Pandemie lasse nach. Es wird immer schwieriger höhere Kosten an Kunden weiterzugeben. Der Druck auf Margen zieht an und drückt die Erträge.

Devisen und Rohstoffe

Der EUR/USD Kurs zeigte sich von den schwachen dt. Konjunkturdaten am Montag unbeeindruckt. Der russische Rubel fiel in den Nachwehen des Söldneraufstandes am Wochenende zeitweise auf ein 15-Monatstief.

Obwohl Russland eines der größten Rohölförderländer der Welt ist zeigten die Wagner-Ereignisse am Ölmarkt bisher keine nennenswerten Ausschläge.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Euro - Währung

28.02.2023 - EZB hebt stetig Zinsen an: Notwendig zur Inflationsbekämpfung – Währungen sc ...
18.12.2021 - Ausblick auf die Konjunktur 2022: Stabile Großwetterlage - mit einigen Wolken - ...
25.10.2021 - Aktien: Noxxon Pharma , die Eurozone und Hochspannung im Depot - das 4investors- ...
13.07.2015 - Griechenland-Krise: Weißer Rauch aus Brüssel - DAX und Euro gewinnen deutlich ...

DGAP-News dieses Unternehmens