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Euroland: Inflation - Rückgang der Kernrate stützt EZB-Tauben - Nord LB

02.05.2023 15:22 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Soeben hat das Europäische Statistikamt aktuelle Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise im Euroraum veröffentlicht. Gemäß Schnellschätzung ist die Inflation im vergangenen Monat er-wartungsgemäß leicht gestiegen, nachdem sie im März durch niedrigere Energiepreise kräftig gefallen war. Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) legte im Berichtsmonat April um 0,7% M/M zu, wodurch die Jahresrate von 6,9% Y/Y im März auf nun 7,0% Y/Y gestiegen ist. Die heute gemeldeten Inflationsdaten liegen weitgehend im Rahmen der Erwartungen der zuvor befragten Analysten und Volkswirte.

Die aus den größten Volkswirtschaften vorliegenden Preisdaten hatten diese Entwicklung bereits vorgezeichnet. In Spanien (3,8% Y/Y) und Frankreich (6,9%) zog die Teuerungsrate an, während in Deutschland (7,6%) der Preisdruck auch im April leicht abgenommen hat. Hier hatte ein günstiger Basiseffekt bei Nahrungsmitteln zu der Entspannung beigetragen. Zeitgleich mit der Meldung von Eurostat wurden die Preisdaten für Italien veröffentlicht, bei denen maßgeblich ein kräftiger Anstieg der Kraftstoffpreise zu der höheren HVPI-Jahresrate von 8,8% Y/Y (zuvor: 8,1%) beigetragen hat.

Auf europäischer Ebene wurden nur ausgewählte Details veröffentlicht. Auch hier kam es zu einer Gegenbewegung bei den Energiepreisen, die Jahresrate notiert mit +2,5% Y/Y wieder im positiven Bereich. Ähnlich wie in Deutschland hat dem ein positiver Basiseffekt bei Nahrungsmitteln entgegengewirkt, die Teuerung bleibt im Bereich Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak mit 13,6% Y/Y (zuvor 15,5%) aber hoch.

Mit Blick auf die am Donnerstag anstehende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank ist besonders hervorzuheben, dass sich die Kernrate erstmals seit Mitte letzten Jahres wieder leicht ermäßigt hat. In der Abgrenzung ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak sank die Jahresrate von dem Rekordhoch von 5,7% Y/Y im Vormonat um eine Nachkommastelle auf nun 5,6% Y/Y. Die Kernrate ex Energie sank etwas deutlicher von 7,9% auf 7,5% Y/Y. Ob dies bereits die erhoffte Trendwende bei der zugrunde liegenden Inflation darstellt, muss sich aber in den nächsten Monaten erst noch herausstellen.

Die Entwicklung im Bereich der Kerninflation bleibt zudem zweigeteilt. Während sich der Preisrückgang bei industriellen Gütern ohne Energie (6,2% Y/Y) fortsetzte, kletterten die Preise für Dienstleistungen auf ein neues Rekordhoch von 5,2% Y/Y. Hier gilt es für die Währungshüter in den kommenden Monaten weiterhin wachsam zu bleiben, ob starke Lohnzuwächse zu einer möglichen Verstetigung des Inflationsdrucks beitragen. Die Inflationsdaten April bieten somit Tauben und Falken Argumente für ihre jeweiligen Positionen, stützen aber ebenso wie die neueste Kreditumfrage eher das Taubenlager im EZB-Rat.

Der leichte Anstieg der Jahresrate im April dürfte ein temporäres Phänomen bleiben, bereits im Mai ist mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends bei der Inflation zu rechnen. Die Inflation dürfte den Höhepunkt überschritten haben, sie bleibt aber noch einige Zeit hartnäckig. Für die EZB-Ratssitzung am Donnerstag erwarten wir eine weitere Zinsanhebung um 25 Basispunkte, noch einmal begleitet von einem hawkishen Grundton. Danach sind aber nur noch im Juni und ggf. noch einmal im Juli Zinsanhebungen zu erwarten, somit nähert sich die EZB dem Ende im aktuellen Zinserhöhungszyklus.

Fazit: Der Preisdruck im gemeinsamen Währungsraum hat sich im April erwartungsgemäß wieder leicht erhöht. Die HVPI-Jahresrate kletterte leicht auf 7,0% Y/Y, was allerdings eine temporäre Gegenbewegung bleiben dürfte. Ab Mai ist eine Fortsetzung des disinflationären Trends zu erwarten. Für die Geldpolitik ist von besonderer Bedeutung, dass die Kernrate im April leicht von ihrem zuvor markierten Rekordhoch auf „nur“ noch 5,6% Y/Y gesunken ist. Vor allem im Bereich der Dienstleistungspreise gibt es aber bislang keinen Grund zur Entwarnung. Es sind nur noch einige wenige Zinserhöhungen der EZB zu erwarten, und die Aprildaten zur Inflation und der jüngste Bank Lending Survey liefern Argumente für eine Temporeduktion im Mai. Am Donnerstag dürfte sich der EZB-Rat daher auf eine weitere Zinsanhebung um nur noch 25 Basispunkte einigen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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