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Europa: Der Kernrate steigt weiter - keine Entwarnung bei der Inflation - Nord LB

02.03.2023 16:26 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Soeben hat die Europäische Statistikbehörde die vorläufigen Zahlen zur Inflationsentwicklung in der Eurozone veröffentlicht. Danach stiegen die Verbraucherpreise im Februar insgesamt um 8,5% (Y/Y) bzw. um 0,8% (M/M). Die Kernrate, also die Preise ohne die volatilen Güter Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak, stiegen um 5,6% (Y/Y).

Die positive Nachricht ist, dass sich die Inflation insgesamt gegenüber dem Vormonat im Jahresvergleich zumindest etwas ermäßigt hat. Dieser vierte Rückgang in Folge konnte aufgrund der Basiseffekte aus den Komponenten für Energie erwartet werden, war aber weniger stark als von den meisten Ökonomen erwartet worden war. Hingegen hat die Dynamik im Monatsvergleich sogar wieder etwas zugenommen.

Und auch die Kernrate markiert mit 5,6% (Y/Y) einen neuen historischen Rekordwert. Der Anstieg relativiert sich zwar etwas, da die turnusmäßige Aktualisierung der Warenkorbgewichte im Januar bremsend auf die Kernrate gewirkt hatten. Dieser technische Effekt entfiel nun im Berichtsmonat und überzeichnet den Auftrieb im Berichtsmonat, der dennoch als viel zu hoch gewertet werden muss.

Dass sich die Inflation als hartnäckiger erweisen könnte, wurde in den letzten Tagen bereits deutlich als die wirtschaftlichen Schwergewichte Frankreich, Spanien und Deutschland sowie die Niederlande jeweils einen Anstieg der Teuerungsraten für den Berichtsmonat Februar meldeten. Nur in Italien ging die Rate gegenüber dem Vormonat zurück, allerdings weniger als zunächst angenommen.

Insgesamt gehen wir nach wie vor davon aus, dass sich die Inflation im Jahresverlauf aufgrund von Basiseffekten bei den Energiepreisen ermäßigen wird, wenn auch etwas langsamer.

Aus geldpolitischer Sicht stehen die Zeichen nun auf weitere Erhöhungen der Leitzinsen. Die EZB hatte sich auf ihrer letzten Sitzung im Februar bereits auf eine Erhöhung des Leitzinses um 50bp im März vorab festgelegt. Nach den heutigen Zahlen dürfte es nun in der weiteren Diskussion wohl eher darum gehen, ob der eingeschlagene Kurs restriktiv genug ist oder nicht. Eine Lockerung der Zinspolitik ist jedenfalls erst einmal weiter in die Ferne gerückt.

Das sehen auch die Kapitalmärkte so. Die Renditen zogen in den letzten Tagen weiter deutlich an und überschritten zu Anfang dieser Woche die Höchstwerte Januar diesen Jahres nachhaltig. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte zuletzt bei 2,75%, dem höchsten Stand seit Anfang 2011.

Fazit

Die Inflation im Euroraum lag nach vorläufigen Zahlen im Februar bei 8,5% (Y/Y) und ermäßigte sich damit nur wenig und geringer als erwartet worden war. Negativ überraschte die Entwicklung der Inflations-Kernrate, die mit 5,6% (Y/Y) einen neuen Rekordwert erreichte. Der Teuerungsprozess erweist sich damit hartnäckiger als von vielen angenommen. Die Europäische Zentralbank wird nun nicht umhinkommen, den eingeschlagenen restriktiven Kurs beizubehalten und schon auf ihrer nächsten Sitzung im März den Leitzins um mindestens 50bp zu erhöhen. Dabei dürften sich die anstehenden Diskussionen um die weitere Ausgestaltung der Geldpolitik eher darum drehen, ob man nicht noch etwas stärker an der Zinsschraube drehen sollte als darum, wann wieder mit einer Lockerung gerechnet werden kann.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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