USA: Der ISM Services PMI präsentiert sich deutlich stärker - Nord LB

Beim Blick auf die US-Wirtschaft sind zum Start des neuen Jahres zunächst Sorgen bezüglich einer möglicherweise drohenden Rezession aufgekommen. Der ISM Services PMI, ein weithin beachteter Einkaufsmanagerindex für den wichtigen Dienstleistungssektor der Ökonomie der Vereinigten Staaten, konnte sich nun aber von seinem unerwarteten Einbruch im Dezember erholen. Für den Berichtsmonat Januar wurde ein Anstieg auf sehr beachtliche 55,2 Punkte gemeldet. Damit ist diese Zeitreihe nun wieder klar über die „magische“ Marke von 50 Zählern gesprungen, welche nach mechanistischer Interpretation als Expansionsschwelle gilt. Aktuell profitiert die US-Wirtschaft somit also offenkundig von positiven Impulsen aus dem Service Segment.

Ein Blick auf die Details der Meldungen zum ISM Services PMI offenbart, dass der Sub-Index „Business Activity“ im Januar auf immerhin 60,4 Punkte zulegen konnte. Somit wird von dieser Zeitreihe inzwischen wieder sehr klar angezeigt, dass der tatsächlich realisierte Output bei den an der Umfrage teilnehmenden Firmen zulegen konnte. Dies ist natürlich eine extrem erfreuliche Nachricht.

Bei der Arbeitsmarktkomponente des ISM Services PMI zeigte sich im Januar ein kaum spürbarer Anstieg auf genau 50,0 Punkte. Folglich signalisiert diese Zeitreihe nun wieder einen gewissen Aufbau von Beschäftigungsverhältnissen. Der Arbeitsmarkt hilft der Ökonomie der Vereinigten Staaten also noch immer. Deutlich klarere Hinweise in diese Richtung hatten heute bereits schon die offiziellen Zahlen zur Beschäftigungssituation geliefert. Die von den Massenentlassungen in der Tech-Industrie betroffenen Personen werden daher aktuell kaum größere Probleme haben, neue Jobs in der US-Wirtschaft zu finden.

Die Auftragskomponente des ISM Services PMI konnte zum Start des Jahres 2023 noch viel kräftiger zulegen und sich damit wieder von dem regelrechten Schwächeanfall im Dezember erholen. Diese Zeitreihe notiert nun bei 60,4 Zählern. Damit wird angezeigt, dass sich die Orderbücher bei den befragen Firmen wieder extrem zügig zu füllen scheinen. Dies ist eine sehr erfreuliche Nachricht, die mit Blick auf die kommenden Monate schon Hoffnungen auf eine zumindest nicht negative Entwicklung beim Headline-Index weckt.

Bei der Preiskomponente ist am aktuellen Rand keine größere Bewegung zu erkennen. Mit kaum veränderten 67,8 Punkten werden auch weiterhin steigende Einkaufspreise bei den befragten Unternehmen angezeigt.

Die verbalen Rückmeldungen der Einkaufsmanager aus dem Dienstleistungsbereich zeichnen generell ein ziemlich erfreuliches Bild von der Wirtschaftslage in den USA. Aus den Sub-Sektoren, die eine Nähe zum US-Immobilienmarkt aufweisen, kommen jedoch auch weiterhin eher nachdenkliche Wortmeldungen. Das höhere Zinsniveau scheint noch immer ein Problem für diese Firmen zu sein.

Fazit: Der ISM Services PMI konnte sich nach der Vollbremsung im Dezember wieder erholen. Mit nun 55,2 Punkten wird von diesem wichtigen Stimmungsindikator wieder sehr klar Wachstum im Service-Segment der US-Ökonomie angezeigt. Die gestiegenen Zinsen führen aber weiterhin zu größeren Sorgen bei den Unternehmen, deren Geschäftsmodell eng mit dem nordamerikanischen Immobilienmarkt verknüpft ist. Die US-Notenbank sollte diese Wortmeldungen sehr ernst nehmen. Der Kampf gegen die Inflation ist in der Vereinigten Staaten im Prinzip schon gewonnen. Das FOMC befindet sich nun zunehmend in der Gefahr, in dieser Schlacht gegen einen bereits geschlagenen Gegner viel zu weit vorzurücken, was noch zu einem Problem für die US-Ökonomie werden kann. Die unerwartet erfreuliche Entwicklung der Zahlen zum ISM Services PMI im Januar mag dieses Risiko in gewissem Umfang verdecken. Insofern könnte es sich sogar um gefährlich positive Daten handeln!

Analyst: Tobias Basse

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