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EZB hebt Zinsen um 50 Basispunkte an – Vorfestlegung für März - Nord LB

02.02.2023 16:21 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.

Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer ersten Sitzung im Jahr 2023 ihren Straffungskurs fortgesetzt, und dabei wie avisiert das Tempo der Zinserhöhungen beibehalten. Wie schon im Dezember wurden alle drei relevanten Leitzinsen erneut um jeweils 50 Basispunkte angehoben. Der Hauptrefinanzierungssatz notiert demnach neu bei 3,00%, der Einlagefazilitätensatz bei 2,50% und der Satz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität bei 3,25%. Dies entspricht den Erwartungen von Volkswirten und Marktteilnehmern.

Zudem hat der Rat heute wie angekündigt über die Details des Quantitative Tightening (QT) beraten. Ab dem nächsten Monat soll der Bestand aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) „in einem maßvollen und vorhersehbaren Tempo“ reduziert werden. Das beschlossene Anfangstempo von monatlich durchschnittlich EUR 15 Mrd. zur Reduktion des APP-Bestands ist sehr mäßig, und die Bereitschaft zu einer deutlichen Beschleunigung im zweiten Halbjahr scheint derzeit nicht besonders stark verbreitet im EZB-Rat. Beim CSPP strebt die EZB offenbar ein Umsteuern zu „grüneren“ Emittenten an.

Mit der heutigen Zinsentscheidung läuft die EZB nicht mehr synchron mit der Fed, die gestern ihre Leitzinsen nur noch um 25 Basispunkte anhob. Zur Wahrheit gehört aber, dass die Fed viel weiter im Straffungszyklus ist und die EZB sich mit der erneuten Zinsanhebung erst jetzt allmählich in den restriktiven Bereich vortastet. Zudem wurde in den USA der Gipfel der Inflation bereits im letzten Sommer überwunden, seither sinkt der Preisdruck dort recht kontinuierlich, inzwischen auch im Bereich der Kerninflation.

Die jüngsten Daten zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung im Euroraum fielen besser als erwartet aus. Allerdings steckt hier der Teufel im Detail. Das leichte BIP-Wachstum von 0,1% Q/Q im Schlussquartal 2022 gibt konjunkturseitig Entwarnung. Eine technische Rezession ist nun nicht mehr sehr wahrscheinlich. Jedoch hat die exorbitante BIP-Steigerung in Irland das Bild verzerrt. Die Inflation ist im Januar stärker als prognostiziert auf 8,5% Y/Y gesunken. Hier erschweren aber fiskalische Maßnahmen, Veränderungen im Wägungsschema und noch fehlende deutsche Preisdaten die Interpretation. Die hartnäckig hohe Kernrate von 5,2% Y/Y mahnt die EZB, nicht zu früh vom Straffungskurs abzuweichen.

Daher bleibt der Rat auch vorerst bei seinem hawkishen Ausblick, wonach die Zinsen „noch deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo steigen müssen.“ Dies beinhaltet auch eine faktische Vorfestlegung des Rates auf eine weitere Zinsstraffung im März um erneut 50 Basispunkte, bevor der weitere Zinspfad dann auf Basis neuer Projektionen beurteilt wird. Klar ist aber auch, dass alle zukünftigen Entscheidungen datenabhängig sind. Dies gilt umso mehr, je weiter fortgeschritten der Zinsstraffungskurs der EZB ist.

Das Ausmaß der heutigen Zinserhöhung von 0,5 Prozentpunkten entspricht dem im Dezember gegebenen Ausblick. In der Diskussion über eine mögliche Temporeduzierung bereits im März scheinen sich die Falken durchgesetzt zu haben. Sie haben mit hartnäckiger Kernrate und voraussichtlich abgesagter Rezession derzeit noch die besseren Argumente. Dies Verhältnis wird sich im Frühjahr wohl drehen, wenn ein disinflationärer Prozess wohl mit größerer Sicherheit zu konstatieren sein wird. Dies wird der Pivot-Moment für die EZB, nur noch marginale Zinsanhebungen sind daher ab Mai zu erwarten.

Fazit: Die Europäische Zentralbank hat heute eine weitere Zinsstraffung beschlossen und dabei wie avisiert das Tempo beibehalten. Die Leitzinsen wurden um je 50 Basispunkte angehoben. Die EZB bleibt auch wegen nicht eindeutiger Konjunktur- und Inflationssignale vorerst noch hawkish und erwartet, dass die Leitzinsen „noch deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo steigen“. Der Abbau des Anleihebestands hingegen erscheint nicht besonders ambitioniert und wird kaum zur Inflationseindämmung beitragen. Für März hat sich der Rat so gut wie vorfestgelegt, die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte zu steigern. Auf Grundlage neuer Projektionen soll dann eine Neubeurteilung des weiteren Zinspfads stattfinden. Wir rechnen danach nur noch mit marginalen weiteren Zinsanhebungen. Die EZB hat ihren Job noch nicht (ganz) erledigt!

Analyst: Christian Lips, Chefvolkswirt

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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