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Ein großer Schritt für die EZB, ein kleiner Schritt gegen die Inflation - DWS

08.09.2022 18:02 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Die Inflation in der Eurozone hat jüngst mit einer Rate von 9,1 Prozent ungekannte Höhen erreicht. Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Es ist eine historische Entscheidung: Erstmals in ihrer Geschichte erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen um 75 Basispunkte. Die Inflation in der Eurozone hat jüngst mit einer Rate von 9,1 Prozent ungekannte Höhen erreicht. Mittlerweile leidet die Hälfte der Mitgliedsländer unter einer zweistelligen Teuerungsrate. All das konnte die EZB nicht mehr ignorieren und agierte mutiger, als die meisten Beobachter es ihr vor Kurzem noch zugetraut hätten. Die EZB scheint somit ernstlich gewillt, die Inflation zu bekämpfen.
Und die wird nach ihren eigenen Projektionen bis Ende des Prognosezeitraums deutlich zu hoch bleiben. Die EZB geht von Inflationsraten in Höhe von 8,1 Prozent für 2022, von 5,5 Prozent im Folgejahr und immer noch zu hohen 2,3 Prozent für 2024 aus. Das scheint alles in allem sehr realistisch. Auch auf der Wachstumsseite decken sich die Prognosen weitgehend mit unseren. Sie gehen von einem sich abschwächenden Wachstum über den Winter aus, aber – im Basisszenario – nicht von einem schweren Einbruch.

Die Entscheidung, die Zinsen um 75 Basispunkte anzuheben, ist einstimmig gefallen. Vielleicht als Konzession an die Tauben im EZB-Rat gedacht, gibt es allerdings keine direkte Forward Guidance mehr; die EZB betont vielmehr die Datenabhängigkeit ihrer zukünftigen Entscheidungen, die nun „Meeting-by-Meeting-Approach“ heißt. Das könnte den Tauben im EZB-Rat noch auf die Füße fallen. Schließlich werden die Inflationsraten – auch nach Ansicht der EZB – viel zu lange viel zu hoch bleiben. Selbst die Kernrate wird auf absehbare Zeit steigen, weil Gas und Strom in fast allen Produkten steckt und somit die hohen Energiekosten immer stärker auf alle Waren und Dienstleistungen ausstrahlen.

Die Teuerungsraten werden der EZB keine weitere Wahl lassen, als im Oktober und Dezember die Zinsen weiter kräftig zu erhöhen, selbst wenn die Eurozone dann ob der Folgen der sich abzeichnenden Energiekrise bereits in eine Rezession schaut. Man sollte dabei auch keine Zinsschritte von 100 Basispunkten ausschließen, wenn die Inflationsraten weiter steigen und es sich zeigt, dass die Wirtschaft mit dem Energiemangel besser zurechtkommt, als viele erwarten.

Autor: Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der DWS. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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