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Inflationsbekämpfung in Zeiten des Krieges - DWS

13.03.2022 16:42 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

EZB-Zentrale in Frankfurt am Main. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.

Ob sich die Zentralbanker jetzt wohl die Zeit zurückwünschen, in der sie Deflations- und keine Inflationssorgen bekämpfen mussten? Konnten sie in den vergangenen zwölf Jahren externen Schocks für Wirtschaft und Finanzmärkte dank eines deflationären Umfelds noch mit extrem lockerer Geldpolitik begegnen, zwingen die Inflationsraten die Zentralbanken nun, zwischen zwei Übeln abwägen zu müssen: die Inflation laufen zu lassen oder der Wirtschaft ihren Lauf zu nehmen.

Nicht nur auf der zeitlichen, auch auf der geographischen Achse zeigen sich Unterschiede. Wie unser „Chart of the Week“ zeigt, muss die US-Federal Reserve (Fed) im Vergleich zur Europäischen Zentralbank (EZB) nicht nur höhere, sondern auch breiter verteilte Inflationsraten bändigen. Anders ausgedrückt: im Vergleich zu den USA tragen in der Eurozone Energie und Nahrung derzeit einen deutlich höheren Beitrag zur Gesamtinflation bei. Genauer gesagt trugen im Januar Energie und Nahrung in den USA nur 20 Prozent zur Gesamtinflation bei, während es in der Eurozone stolze 56 Prozent waren. Letzteres dürfte sogar noch steigen, schaut man auf die jüngsten Entwicklungen beim europäischen Gaspreis, der wiederum erst mit etwas Verzögerung in die offiziellen Inflationszahlen einfließt.



Zentralbanken betonen gerne, dass Energie und Nahrung sich weitgehend ihrer Kontrolle entziehen, und sie sich daher stärker an der Kerninflationsrate orientieren. Auch diese kann sich jedoch den Impulsen der Geldpolitik entziehen, wenn, wie bei Covid-19 und dem Ukrainekrieg, Preissprünge durch temporäre Störungen der Angebotsseite verursacht werden – Stichwort Lieferengpässe. Zurzeit liegt der Fokus allerdings auf Energie und Nahrung, die teilweise dieses Jahr bereits rekordhohe Preissteigerungen gezeigt haben. Mögen Zentralbanken diese am liebsten ignorieren, sind sie politisch die brisantesten, da die meisten Bürger sich beinah täglich mit Nahrung und der ein oder anderen Form von Energie eindecken müssen. Volkes Zorn, bis hin zu Revolutionen, wird von höheren Brot-, Bier- oder Benzinpreisen entfacht, und nicht wenn Smartphones, Schuhe oder Sportwagen teurer werden.

In den USA stöhnen die Autofahrer zwar jetzt schon über Spritpreise von über vier Dollar je Gallone, doch Europas geographische Nähe zum Krieg führt zu deutlich höheren Gas-, Kohle- und Nahrungsmittelpreisschüben. An Europas Grenzen haben 2010/11 schon geringere Teuerungen beim Weizen als heute zum Arabischen Frühling geführt. Diesmal könnte sogar die Liefermenge gefährdet sein. Schließlich exportieren Russland und die Ukraine einen großen Teil ihrer Weizenernte nach Afrika.

Doch auch, wenn die USA und die Fed mittelbarer als die Eurozone vom Krieg betroffen sind, hat die Fed einen Nachteil gegenüber der EZB: Während in Europa fiskalische Rettungspakete weiterhin breit begrüßt werden, kann man in den USA wohl von einer gewissen Fiskalpaketmüdigkeit sprechen. Auf Schützenhilfe vom Kongress kann die Fed also nicht hoffen, wenn sie sich dieses Jahr der Inflation resolut in den Weg stellen wird.

Für die kommende Woche rechnen wir damit, dass die Fed den Zinserhöhungszyklus mit einem Schritt von 0,25 Prozent beginnt und Details zur Bilanzverkürzung nennen wird. Wahrscheinlich kann sich die Fed eine restriktivere Geldpolitik eher erlauben als die EZB. Doch Inflation und Krieg werden wohl beide Zentralbanken noch eine Weile auf Trab halten. Auf langweilige Zentralbanksitzungen werden Anleger vorerst wohl erst einmal vergeblich warten müssen, sie sollten sich besser auf Überraschungen gefasst machen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der DWS. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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