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EZB öffnet die Tür für eine erste Zinserhöhung - Commerzbank

11.03.2022 09:24 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

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Die EZB erwartet eine deutlich höhere Inflation und ein schwächeres Wachstum. So dämpft der Krieg in der Ukraine die Konjunkturaussichten für den Euroraum. Die Wachstumsprognosen für die nächsten drei Jahre wurden um rund einen halben Prozentpunkt gesenkt. So rechnet die Notenbank für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 3,7% (vorher 4,2%). Positiv hob EZB-Präsidentin Lagarde hervor, dass die Konjunktur durch die nachlassende Coronapandemie unterstützt werde. Infolgedessen hätten sich die Lieferengpässe gelöst und der Arbeitsmarkt weiter verbessert. Allerdings wird die Konjunktur von höheren Energie- und Rohstoffpreisen gedämpft. Aufgrund der großen Unsicherheit wurden jedoch drei Szenarien erstellt. Dagegen wurden die Inflationsprojektionen deutlich – vor allem für die kurze Frist - nach oben genommen. Für dieses Jahr rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von 5,1% (vorher 3,2%). Lagarde betonte während der Pressekonferenz mehrmals, dass alle getroffenen Entscheidungen datenabhängig seien. Das Coronakaufprogramm PEPP wird wie geplant Ende März beendet. Danach wird in Aussicht gestellt, alle Anleihekäufe, sofern die Inflation nicht zurückgeht, während des 3. Quartals einzustellen. Trotzdem behält sich die EZB vor, die Käufe wieder aufzunehmen. Eine erste Zinserhöhung wird einige Zeit nach dem Einstellen der Käufe erfolgen. Bisher wollte die EZB „kurz“ nach Beendigung der Wertpapierkäufe die Zinsen anheben. Sie verschafft sich dadurch auch zeitlich mehr Flexibilität. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die EZB im 2. Halbjahr ihren Leitzins zum ersten Mal anhebt, denn die EZB erwartet, dass die Inflation in allen Szenarien langfristig nahe ihrem Ziel von 2% liegt. Damit agiert die EZB aber weiterhin viel zu vorsichtig. Die Renditen stiegen nach Bekanntgabe der Beschlüsse kräftig an, vor allem im kurzen Laufzeitenbereich. Viele Marktbeobachter hatten damit gerechnet, dass die EZB wegen des Ukraine-Krieges gar nichts entscheiden werde. Der Euro zog kurzzeitig auf 1,11 USDollar an, gab dann in dem unsicheren Umfeld wieder nach.

Aktien
Deutsche Bank, Dt. Börse: Geschäftsbericht 2021
Fraport: Verkehrszahlen Februar 2022
Lanxess: Jahreszahlen
Mercedes-Benz Group: Geschäftsbericht 2021

Nach dem sehr starken Anstieg zur Wochenmitte, an dem der Dax fast 8% zulegte, was einem Plus von mehr als 1.000 Punkten entsprach, kam es am Donnerstag zu kräftigen Gewinnmitnahmen. Anleger hatten ihre Hoffnung auf die Verhandlungen der Außenminister Russlands und der Ukraine in der Türkei zu einer möglichst friedlichen Beilegung des Krieges oder einer Waffenruhe gepaart mit der Einrichtung von humanitären Fluchtkorridoren zum Schutz der Zivilbevölkerung gelegt, die aber enttäuscht wurden. Dementsprechend stieg die Risikoaversion am Markt sofort wieder an, was sich auch in einem deutlichen Plus des Volatilitätsindex VDAX widerspiegelte, der wieder über einem Niveau von 43 notierte. Der Dax verlor in diesem unverändert von hoher Nervosität und Unsicherheit geprägten Umfeld 2,9%. Die Sitzung der Europäischen Zentralbank, die mittlerweile in Anbetracht der stark steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel vor dem Hintergrund ihrer nach wie vor ultraexpansiven Geldpolitik in einem Dilemma steckt, stützte zeitweise Bankaktien, da sie bekanntgab, ihre Anleihenkäufe schneller als bisher geplant zurückzufahren. Tagesgewinner im Dax war die Aktie von Fresenius mit einem Aufschlag von 0,4%. Tagesverlierer war die Aktie von Delivery Hero, die um 9,2% abstürzte. Auf europäischer Sektorenebene führte der Bereich Rohstoffe (+1,3%) die Performancerangliste an. Die größten Verluste wiesen die Bereiche Automobile (-4,6%) sowie Einzelhandel (-3,7%) auf. Die US-Börsen tendierten vor dem Hinter-grund der ergebnislosen Verhandlungen schwächer, schlossen aber deutlich über den Tagestiefständen. Auf Sektorenebene gewannen Energiewerte im Schnitt 3,1% (IT: -1,8%). Die Börsen in Asien tendierten zum Wochen-schluss überwiegend schwächer.

Anleihen
Großbritannien: Industrieproduktion (Jan.), 8:00 Uhr
USA: Verbrauchervertrauen Michigan (März), 16:00 Uhr

Die US-Inflation hat im Februar wie erwartet ein neues 40-Jahreshoch erreicht und stieg von 7,5% auf 7,9% J/J. Der Inflationsdruck ist unverändert breit angelegt. Auch die Kernrate ohne die volatilen Komponenten Energie und Lebensmittel erhöhte sich von 6,0% auf 6,4% J/J. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin in guter Verfassung. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigte sich im Vergleich zur Vorwoche nahezu unverändert. Zusammen mit der sich weiterhin auf Allzeithoch bewegenden Zahl der offenen Stellen und der Inflationsdynamik wächst der Druck auf die FED, nächste Woche eine erste Zinserhöhung zu beschließen. Der Markt rechnet allerdings nur noch mit einem Schritt von 25 Basispunkten (BP). Vor dem Ukraine-Konflikt wurden 50 BP erwartet. Das mit Spannung erwartete und vom Markt mit Vorschusslorbeeren bedachte Treffen der Außenminister Russlands und der Ukraine in Antalya brachte keine verwertbaren Ergebnisse. Risikobehaftete Anlagen verloren daraufhin einen Teil der Vortagsgewinne. Die EZB überraschte den Markt mit relativ falkenhaften Tönen. Der wesentliche Punkt war eine im Vergleich zur Februarverlautbarung schnelleren Reduzierung der Anleihekäufe unter dem „normalen“ Ankaufsprogramm (APP) im dritten Quartal. Der Markt reagierte mit einem sprunghaften Renditeanstieg, der bei Bundesanleihen 14 BP im kurzen und 10 BP im 10-jährigen Bereich betrug. Bei Handelsschluss lag die 10-jährige Rendite bei 0,27%. Stärker noch waren italienische Staatsanleihen von der zukünftig fehlenden EZB-Kaufunterstützung betroffen. Im Zuge des einsetzenden Abverkaufes stiegen die 10-jährigen Renditen vorübergehend um 22 Basispunkte auf 1,92%.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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