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EZB hält trotz hoher Unsicherheit an Normalisierung der Geldpolitik fest - Nord LB

10.03.2022 17:03 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.

Auf der heutigen Sitzung stand die Europäische Zentralbank angesichts des Krieges in der Ukraine und der zu befürchtenden gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen vor einer schwierigen Abwägungsfrage. Angesichts des bereits vor dem Beginn des Krieges erheblich angestiegenen Inflationsdrucks haben die Währungshüter aber einige Änderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung vorgenommen. Dies betrifft vor allem den Pfad für das Ankaufprogramm APP und die Forward Guidance zu den Zinsen. Heute blieben die Leitzinsen hingegen naturgemäß unverändert.

Die EZB verweist darauf, dass von dem Krieg in der Ukraine neben dämpfenden Effekten für die Konjunktur auch erhebliche zusätzliche Aufwärtsrisiken für die Inflation ausgehen. Die neuen Projektionen spiegeln dies wider: Die Inflationsprognose für 2022 wurde nochmals deutlich von 3,2% auf nun 5,1% angehoben, während das BIP-Wachstum mit 3,7% in diesem Jahr nur leicht schwächer erwartet wird. Dies stellt aus unserer Sicht sogar noch ein relativ optimistisches Szenario dar.

Einige tendenziell hawkishe Signale sendet die EZB mit ihrem heutigen Beschluss aus: Angesichts der hohen Inflation korrigiert der Rat den APP-Ankaufpfad, die ursprünglich für sechs Monate geplante Flankierung des PEPP-Ausstiegs endet nun bereits im Juni. Dies ist angemessen und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik. Auch wurde in der Forward Guidance zu den Leitzinsen der Easing Bias fallen gelassen. Die Phase günstiger Sonderkonditionen bei TLTRO III-Geschäften soll wie geplant enden.

Da die weiteren Entwicklungen in der Ukraine und die gesamtwirtschaftlichen Implikationen sehr ungewiss sind, fährt der Rat aber zunächst auf Sicht und legt zugleich hohen Wert auf Flexibilität. Im „Nebel des Krieges“ wären weit in die Zukunft reichende Vorfestlegungen wohl auch wenig hilfreich. Allerdings steht die EZB bereit, die Nettoankäufe im Rahmen des APP im dritten Quartal ganz zurückzufahren, sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dem nicht entgegenstehen. Mit der Krise sind zudem Finanzmarktstabilität und Liquiditätsversorgung erwartungsgemäß in den Fokus der Währungshüter gerückt und werden unter anderem mit einer Verlängerung der Liquiditätslinien mit Zentralbanken außerhalb des Euroraums bis Anfang 2023 adressiert.

Der Euro wertete infolge der für einige überraschend hawkishen Signale der EZB zunächst deutlich bis fast 1,11 USD auf, gab dann aber sukzessive wieder nach. Die Botschaft der EZB war schließlich nicht einheitlich. So tritt die EZB mit Blick auf den möglichen Zinspfad nach Beendigung der Nettoanleihekäufe doch etwas auf die Bremse. Zum einen wurde die enge zeitliche Bindung einer ersten Zinserhöhung an das Ende der APP-Nettoankäufe gelockert und zum anderen werde die EZB bei Anpassungen der Leitzinsen graduell vorgehen. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte auf der Pressekonferenz, dass es sich hierbei nicht um eine starke Straffung, sondern vielmehr um eine Normalisierung der Geldpolitik handele. Die EZB stehe aber bereit, alle Instrumente gegebenenfalls anzupassen, um Preisniveaustabilität sicher zu stellen.

Fazit: Der Ukraine-Krieg und der zusätzliche Energiepreisschub stellen auch die EZB vor große Herausforderungen. Mit dem heutigen Beschluss trägt die EZB einerseits den nochmals gestiegenen Inflationsgefahren und andererseits der hohen Unsicherheit über die gesamtwirtschaftlichen Folgen der Krise Rechnung. Wie in Homers Odyssee sucht die EZB einen sicheren Weg zwischen Skylla und Charybdis. Dies könnte ihr durchaus gelingen: Der nun eingeschlagene Weg deutet auf ein Ende der Nettoankäufe bis Ende Q3 hin, was eine erste Zinserhöhung zum Jahresende ermöglicht. Hier dürfte aber zunächst eine Normalisierung – also eine Abkehr von negativen Einlagezinsen – im Fokus stehen. Es deutet sich aber noch etwas an: Die Phase mit weit in die Zukunft reichenden Vorfestlegungen scheint auszulaufen, die EZB betont vielmehr die Datenabhängigkeit ihres geldpolitischen Pfades!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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