4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

Euro - Währung

Ausblick auf die Konjunktur 2022: Stabile Großwetterlage - mit einigen Wolken - iBanFirst

18.12.2021 08:46 Uhr - Autor: Mark Elser  auf twitter

Mark Elser, Country Head Germany von iBanFirst, wirft einen Ausblick auf das kommende Jahr. Bild und Copyright: iBanFirst.

Die Inflation ist zurück. Jahrelang war die Teuerung in Deutschland nur ein Phänomen aus dem VWL-Lehrbuch. Nun schlug sie mit 5,2 Prozent im November unbarmherzig zu. Wer also einen Ausblick auf die Konjunktur 2022 wagt, kommt an der Geldentwertung als wiederauferstandenem zentralen Faktor nicht vorbei. Dabei weiß niemand, ob es sich hier um eine vorübergehende Erscheinung handelt oder die Inflation bleibt, was also die voranschreitende Preissteigerung für die Weltwirtschaft genau bedeutet. Fakt ist, sie ist zur mächtigen Einflussgröße geworden und alle anderen Mitspieler müssen darauf reagieren. Und wie so oft im Wirtschaftsleben und auf den Finanzmärkten hängt alles mit allem zusammen.

Zinsen

Eine Zinserhöhung etwa würde der Theorie nach die Inflation bekämpfen. Davor aber wird sich die EZB hüten – allein schon deshalb, damit die Staatshaushalte der südeuropäischen Euro-Länder nicht in Schwierigkeiten kommen. Höhere Zinsen wären dort Sprengstoff. Allerdings könnten andere Zentralbanken dies anders handhaben – und darauf wiederum müsste die EZB reagieren.

Preiserhöhungen um das 6-fache

In jedem Fall ist es ein Wahnsinn, was gerade an den Märkten passiert. Die Probleme mit den Lieferketten sind völlig aus dem Ruder gelaufen – was sich neben drastischen Verzögerungen bei der Anlieferung vor allem auf die Preise auswirkt. Fast jeder Kunde, mit dem ich mich unterhalte, schildert mir sein Dilemma. Besonders schlimm ist es bei Rohstoffen. Manche sind im Preis um das 6-fache gestiegen, um am nächsten Tag um 30 Prozent zu schmelzen. So aber kann kein Unternehmen kalkulieren, geschweige denn, dies seinen Kunden vermitteln. Autohändler wiederum haben oft leere Höfe – wegen des dramatischen Chipmangels kann kein Nachschub produziert werden. Andere Fabriken stehen auch deshalb still, weil es einen einzigen Corona-Fall gegeben hat. Gerade China schließt rigoros Werke oder ganze Häfen – mit Auswirkungen bis hin zum Supermarkt in der deutschen Kleinstadt.

Vollbeschäftigung

Dabei hat sich die Wirtschaft weltweit als erstaunlich robust erwiesen, auch dank massiver Staatshilfen und der Geldflutung durch die Notenbanken. Niemand hätte in den ersten Wochen der Pandemie und beim teils drastischen Herunterfahren des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens solch eine Erholung erwartet. Frankreich etwa, das immer neidisch auf Deutschland geschaut hatte, vermeldet nun förmlich Vollbeschäftigung. Solch eine eigentlich komfortable Situation wiederum bedeutet, besonders auch hierzulande, dass es sich die Mitarbeiter mehr denn je aussuchen können, wo sie arbeiten. Und hier reden wir nicht mehr nur von den berühmten Fachkräften bei IT und Pflege, sondern von Lkw-Fahrern oder Angestellten im Call-Center.

Da es Wirtschaft und Verbrauchern so gut geht, hat es auch keine Insolvenzen im großen Stil gegeben. Ausgenommen davon ist indes der Einzelhandel – besonders jene Geschäfte ohne Online-Strategie. Erwischt hat es zudem den Automobilbau, vor allem Zulieferer. Wenn Produktionsbetriebe stillstehen, weil es keine Chips gibt, stoppt man auch die Bestellung von, sagen wir einmal: Auspuffrohren. Diese Betriebe werden von ihren Auftraggebern gegen die Wand gefahren und manche großen Zulieferer mussten deshalb bereits Insolvenz anmelden.

China und seine Währung

Kommen wir zu China, dem Wirtschaftsgiganten, der immer größer wird. Ein wichtiger Hebel für den Erfolg im globalen Handel ist die Währung Renminbi, im Westen auch als Yuan bekannt. Der Renminbi galt und gilt als chronisch unterbewertet. China und seine staatlichen Stellen tun dies, um der heimischen Wirtschaft Vorteile beim bedeutsamen Export zu verschaffen – die Waren sind dann billiger. Gerade die USA haben diesen Mechanismus jahrelang scharf kritisiert. Innerhalb des letzten Jahres ist jedoch der Renminbi gegenüber Dollar und Euro deutlich stärker geworden, und zwar sicherlich nicht durch das Spiel freier Märkte. Seit Dezember 2020 hat er gegenüber dem Euro um zehn Prozent zugelegt. Man vermutet, dass dies chinesische Importe stützen, also den Einkauf von Rohstoffen oder Maschinen günstiger gestalten soll – um den Preis, dass der Export ein paar Preisaufschläge erhält. Diese Währungspolitik ist immer zweischneidig und in Bezug auf China ein besonders großes Spannungsfeld.

Weil Währungsschwankungen niemand voraussehen kann – schon gar nicht, wenn eine Kommunistische Partei mitmischt –, empfehlen wir unseren Kunden immer, diese durch entsprechende Tools abzusichern. So können europäische Einkäufer ihre chinesischen Lieferanten in ihrer Währung bezahlen. Dies ist unterm Strich günstiger. Denn bei einem festen Euro-Geschäft hat zwar der Euro-Inhaber kein Währungsrisiko, wohl aber der Zulieferer, der in Yuan kalkuliert – und dieses Risiko auf den Preis aufschlägt.

Jeder Blick in die Zukunft ist schwierig. Die generellen Vorzeichen allerdings sind positiv, solange neue Varianten von Corona nicht unliebsame Überraschungen mit sich bringen. Die Weltwirtschaft jedenfalls hat sich, abgesehen von lokalen Märkten, unlängst als sehr widerstandsfähig erwiesen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Mark Elser, Country Head Germany von iBanFirst. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

4investors-News - Euro - Währung

28.02.2023 - EZB hebt stetig Zinsen an: Notwendig zur Inflationsbekämpfung – Währungen sc ...
25.10.2021 - Aktien: Noxxon Pharma , die Eurozone und Hochspannung im Depot - das 4investors- ...
13.07.2015 - Griechenland-Krise: Weißer Rauch aus Brüssel - DAX und Euro gewinnen deutlich ...

DGAP-News dieses Unternehmens