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US-Arbeitsmarktzahlen geben kein ganz klares Bild, Tapering dennoch wahrscheinlich! - Nord LB

08.10.2021 15:35 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: gary yim / shutterstock.com.

Soeben wurden aktuelle Daten zum US-Arbeitsmarkt im September gemeldet. Diese Zahlen werden mittlerweile nochmals genauer unter die Lupe genommen: Denn sollte es zu einem „substantiellen weiteren Jobaufbau“ kommen, würde die Tür für ein Tapering weit geöffnet werden!

Laut dem Bureau of Labor Statistics sind im Vormonat nur enttäuschend wenig 194.000 neue Jobs geschaffen worden. Also: A Big Miss! Allerdings wurden die beiden Vormonate um 169.00 höherrevidiert. Damit fiel die Headline-Zahl überraschend schwach aus, was sich mit den Revisionen teilweise ausgleicht. Insgesamt ist aber ein Abwärtstrend bei den Stellenschaffungen erkennbar.

Schwächer als im Frühsommer entwickelten sich insbesondere die Bereiche private Dienstleistungen, Bildung, Staatssektor und Freizeit/Gastronomie. Damit bleiben weiter knapp fünf Millionen von US-Amerikaner gegenüber der Zeit vor der Pandemie ohne Job

Positiv zu bewerten – auf dem ersten Blick – ist dagegen der Rückgang der Arbeitslosenquote von 5,2% auf 4,8%. Anzumerken ist hierbei allerdings, dass in dieser Haushaltsbefragung zwar ein erfreulich starker Beschäftigungsanstieg gemessen wurde, der aber von einem unschönen Rückgang der Labor Force begleitet war, was zusammen die Arbeitslosenquote massiv drückte.

Die Stundenlöhne zogen um 0,6% M/M deutlicher als erwartet an. Der weiterhin in einigen Bereichen der Wirtschaft vorherrschende Arbeitskräftemangel sorgt für steigende Löhne – insbesondere in Hochlohnberufen. Dies wird die Fed – neben den Payrolls – auch zu beachten haben.

Weiterhin dürfte nicht die Nachfrageseite der Unternehmen der bremsende Faktor für einen noch deutlicheren Beschäftigungszuwachs sein, sondern eher die Arbeitsangebotsseite. Das belegt auch der Rekordstand an offenen Stellen. Offenbar finden die Unternehmen einfach nicht genügend viele passende Arbeitskräfte. Vielleicht fürchten einige noch nicht Geimpfte die Rückkehr zum Job, vielleicht liegt es auch an den bis zuletzt üppig geflossenen staatlichen Transferleistungen, welche aber nun beendet wurden. Diese beiden Faktoren könnten also an Relevanz verlieren, was für eine weitere Belebung auf dem Arbeitsmarkt sorgen könnte.

Der Beschäftigungsmotor läuft. Aber ist das der „weiter substantielle Jobaufbau“, den die Fed für ein Tapering als Voraussetzung genannt hat? Die Arbeitslosenquote und die Stundenlöhne dürften einen baldigen Eingriff der Fed erfordern, so dass sie vermutlich – trotz der Nonfarm Payrolls – im November einen Plan zu einem Tapering verkünden sollte. Als Risiko für sie bleiben eine resistente Covid-19-Variante oder Güterengpässe zusammen mit einer Inflation, die die Konjunktur schon abwürgen, bevor diese eigentlich wieder so richtig wieder in Gang gekommen ist.

Der DAX, die Renditen von Staatsanleihen sowie der USD reagierten nicht sehr stark.

Fazit: Die US-Arbeitsmarktdaten fielen (wie so oft) gemischt und sicherlich nicht im Sinne der Federal Reserve aus: War der Stellenaufbau mit 194.000 enttäuschend (trotz der Höherrevisionen der beiden Vormonate) und spricht eher gegen ein baldiges Tapering, scheinen der Rückgang der Arbeitslosenquote auf 4,8% und der Anstieg der Stundenlöhne um 0,6% M/M einen baldigen Eingriff der Fed sogar erforderlich zu machen. Auch wenn die Nonfarm Payrolls sicherlich nicht unbedingt einen „weiterer substantiellen Jobaufbau“ lieferten, dürfte die Federal Reserve den Zug zum Tapering nicht wieder in den Bahnhof zurückfahren wollen. Erstens hat sie die Finanzmärkte dafür bereits gut vorbereitet und zweitens fielen die Daten auch nicht so schlecht aus. Als Risiken für die Fed sind aber weiterhin Covid-19 (in allerdings abgeschwächter Form), Inflationssorgen und Engpässe bei Gütern und Arbeitskräften zu nennen, so dass die Konjunktur noch nicht komplett über dem Berg zu sein scheint. Die Würfel für den 3. November sollten aber dennoch nicht genutzt werden!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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