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USA: Arbeitsmarkt uneinheitlich – Zündstoff für „letzte Ausfahrt Washington“! - Nord LB Kolumne

02.10.2020 15:33 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: gary yim / shutterstock.com.

Soeben sind in den USA neue Daten zum Arbeitsmarkt für September gemeldet worden. Sie standen stark im Fokus, sind es doch die letzten Zahlen zur wichtigen Beschäftigungssituation vor der am 3. November stattfindenden Präsidentschaftswahl – und damit regelrechter Zündstoff im Wahlkampf! Weiterhin dominiert die Pandemie die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Hinweise waren gemischt: Zwar gingen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe langsamer zurück als im Frühsommer, dagegen zogen die beiden ISM-Beschäftigungskomponenten recht deutlich an.

Letztlich sind im September 661.000 neue Jobs geschaffen worden, was unter den Erwartungen liegt. Allerdings wurde erstens der Vormonat um 100.000 hochrevidiert und zweitens kam es ausschließlich bei den öffentlichen Bediensteten zu (deutlichen) Stellenstreichungen. Der Privatsektor schaffte nahezu 900.000 neue Stellen, was die Headline-Zahl in freundlicherem Licht erscheinen lässt. Nach der größten Stellenstreichung der Geschichte um 20 Millionen Personen im April folgt nun den fünften Monat in Folge ein starker – aber rückläufiger – Beschäftigungsaufbau. Die Stellenzuwächse von Mai bis September machen etwa die Hälfte des Einbruchs wieder wett!

Die Arbeitslosenquote ging den fünften Monat und überraschend deutlich auf 7,9% zurück. Dem höchsten Wert seit dem zweiten Weltkrieg mit 14,7% im April folgten also sukzessive Verbesserungen. Mit einer so niedrigen Quote von unter 8% hatte im Frühsommer wohl niemand gerechnet! Allerdings: Der Rückgang der Quote beruht aktuell teilweise auf einem Rückgang der Labor Force.

Die durchschnittlichen Wochenstunden stiegen leicht, die Löhne nur moderat um 0,1% M/M.

Der seit Ende Juni zu beobachtende rasante Anstieg der Infektionszahlen in den USA scheint die Erholung nun etwas zu verlangsamen – was nicht überrascht. Dennoch lassen die Daten überwiegend erkennen, dass der grundsätzliche Erholungsprozess makroökonomisch bisher fortgesetzt wird. Das III. Quartal wird damit einen historischen Rekord beim BIP-Wachstum aufweisen: Wir rechnen mit einem Anstieg um (mindestens) +25% Q/Q ann. – die Bekanntgabe ist am 29. Oktober!

Brisant ist an diesem Arbeitsmarktbericht, dass es der letzte vor der am 3. November stattfindenden US-Präsidentschaftswahl gewesen ist. Aus diesen Zahlen – und den BIP-Wachstumszahlen am 29.10. – wollen beide Kandidaten Munition im Wahlkampf saugen. Und das können sie auch: Während Amtsinhaber Donald Trump auf eine Arbeitslosenquote von unter 8% verweisen kann, wird sein Herausforderer Joe Biden den zunehmend geringer werdenden Stellenaufbau beklagen. Spätestens nach dem hitzigem TV-Duell befindet sich die USA im Wahlmodus – alle Nachrichten werden als Argumente herangezogen. Aber spielen Argumente überhaupt eine Rolle? Nein, die Vernunft ist der erste Verlierer! Abzuwarten ist, welche Implikation die Ansteckung Trumps haben wird.

Angesichts der Möglichkeit, diesen Bericht je nach – auch politischen – Standpunkten zu bewerten, kam es auf den Finanzmärkten zu keinen signifikanten Kursbewegungen.

Fazit: Der Stellenaufbau in den USA fiel im September mit 661.000 Personen weniger stark als in den Vormonaten und als erwartet aus. Dem Beschäftigungskahlschlag vom April folgten mittlerweile fünf Monate deutlicher Stellenzuwächse, so dass knapp die Hälfte des Corona-Einbruchs aufgeholt ist. Die Arbeitslosenquote fiel sogar auf 7,9%. Bei so einem Jobmotor wird der makroökonomische Erholungsprozess zwar fortgesetzt, aber absehbar in geringerem Tempo. Wie stark diese Dynamik noch weiter abnehmen wird, ist die ganz große Frage. Als letzter Arbeitsmarktbericht vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November können die heutigen Daten im Wahlkampf beiden Kontrahenten Munition liefern: Während Amtsinhaber Donald Trump auf eine Arbeitslosenquote von unter 8% verweisen wird, dürfte sein Herausforderer Joe Biden den zunehmend geringer werdenden Stellenaufbau beklagen. Aber was zählen denn dabei schon Argumente und Tatsachen? Die USA scheinen derzeit auch mal – mindestens – einen „Tag der Einheit“ gebrauchen zu können!

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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