4investors Exklusiv

Aktien

Branchen- und Themenspecials

Ihre privaten Finanzen

4investors News

EZB: Noch einmal 600 Mrd. mehr für Anleihekäufe - VP Bank Kolumne

05.06.2020 07:48 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.

Die Europäische Zentralbank (EZB) fackelt nicht lange und bessert ihre bestehenden Massnahmen nach. Das Pandemie-Notfall-Kaufprogramm (PEPP) wird um EUR 600 Mrd. auf EUR 1.35 Billionen erhöht. Die Käufe werden neu bis mindestens Juni 2021 verlängert. Ursprünglich sollte das PEPP zum Jahresende 2020 enden. Die Wiederanlage fällig werdender Anleihen wird bis mindestens Ende 2022 fortgesetzt. Die Zinsen lässt die EZB hingegen unangetastet.

In Anbetracht eines massiven Wirtschaftseinbruchs, steigender Arbeitslosenquoten und einer zu niedrigen Inflationsrate musste die EZB nachbessern. Christine Lagarde, Chefin der EZB, möchte sich nicht dem Vorwurf der Tatenlosigkeit aussetzen.

Dies passt zu den massiven Abwärtsrevisionen für das Wachstum der EZB-Volkswirte. Für das Jahr 2020 wird nun mit einem Einbruch des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Euroraum von 8.7 % gerechnet. Es verwundert nicht, dass bei einem solchen Zahlenwerk das «Deflationsgespenst» durch die Hallen der EZB geistert. Die offenen Geldschleusen sollen also auch dazu dienen, Deflationsgefahren im Keim zu ersticken. Da die Arbeitslosenquoten steigen, muss davon ausgegangenen werden, dass die Deflationsdebatte noch einige Zeit anhält.

Die EZB-Chefin sieht dank der Lockerungsmassnahmen eine wirtschaftliche Erholung im dritten Quartal 2020. Letztere sei aber mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Die Erholung setzt sich dann gemäss den EZB-Projektionen in den Folgequartalen fort. Für das Jahr 2021 wird ein Wachstum für den gemeinsamen Währungsraum von 5.2 % prognostiziert.

Die EZB sieht sich in ihrem Handlungsspielraum trotz der ultra-expansiven Geldpolitik nicht eingeschränkt. Im Fokus stand heute die Ausweitung des Pandemie-Wertpapierkaufprogramms. Die Anleihekäufe kommen vor allem den schuldengeplagten Ländern der Eurozone zugute. In Anbetracht einer deutlich steigenden Staatsverschuldung taucht die Frage nach der Schuldentragfähigkeit auf. Dies betrifft vor allem Länder wie Italien oder auch Griechenland. Die Käufe der EZB sind für diese Staaten reiner Balsam.

Damit könnte aber bereits von anderer Seite wieder Ärger drohen. Zwar sprach das deutsche Bundesverfassungsgericht die europäischen Währungshüter von der Schuld der monetären Haushaltsfinanzierung bislang frei, doch stellten dieselben Richter die Verhältnismässigkeit infrage. Der Richterentschluss von Anfang Mai bezog sich auf das PSPP-Kaufprogramm der EZB.

Schon bald könnte jedoch das aktuelle PEPP zur Überprüfung bei den Bundesverfassungsrichtern Deutschlands landen. Ob es dann wieder einen Freispruch in der Sache «monetäre Haushaltsfinanzierung» gibt, sollte nicht als gesichert gelten. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Verhältnismässigkeit jetzt erst recht.

Lagarde wies in der Pressekonferenz am Donnerstag darauf hin, dass die EZB der Gerichtsbarkeit des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) unterliege. Der EuGH hatte keine Einwendungen gegen das PSPP-Kaufprogramm. Darüber hinaus zeigt sich die EZB-Vorsitzende zuversichtlich, dass es auch hinsichtlich des deutschen Richterspruchs zu einer guten Lösung kommen werde. Die EZB muss hierbei noch zur Verhältnismässigkeit Stellung beziehen.

Trotz der massiven Aufstockung der Wertpapierkäufe wird die EZB weiterhin bereitstehen, noch mehr zu tun. Auf die Kreativität der EZB hinsichtlich weiterer geldpolitischer Massnahmen war und ist Verlass.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der VP Bank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!


Lesen Sie mehr zum Thema EZB im Bericht vom 04.06.2020

EZB weitet PEPP deutlich aus – europäische Politik tritt Krise kraftvoll entgegen - Nord LB Kolumne

Der Rat der Europäischen Zentralbank hat heute wie erwartet eine deutliche Ausweitung des Sonderkaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) beschlossen. Das Ankaufvolumen für das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) wurde um EUR 600 Mrd. auf EUR 1.350 Mrd. ausgeweitet. Zudem wurde der Ankaufzeitraum für das PEPP um ein halbes Jahr ausgedehnt, das Programm läuft somit mindestens bis zur Jahresmitte 2021. Bei den Käufen behält sich die EZB hohe Flexibilität bezüglich des zeitlichen Ablaufs sowie der Verteilung über Assetklassen sowie Länder vor.

Die Leitzinsen blieben erneut unverändert, der Hauptrefinanzierungssatz verharrt somit bei 0,00% und der Satz der Einlagefazilität bei -0,50%. Auch die Rahmendaten für die Anleiheankäufe im Rahmen des EAPP wurden nicht angepasst, dies gilt auch für die Ankaufgeschwindigkeit. Die heutigen Beschlüsse liegen damit weitgehend im Rahmen der Erwartungen.

Angesprochen auf das PSPP-Urteil des ... diese News weiterlesen!

4investors-News - EZB

09.06.2022 - Aktien: Amazon, Deutsche Bank, Deutsche Post, Nel ASA, Steinhoff und die EZB - 4 ...
13.10.2021 - Aktien: Commerzbank, CureVac, Mutares, Valneva, Nel ASA und die EZB - die 4inves ...

DGAP-News dieses Unternehmens

04.05.2024 - EQS-Adhoc: LAIQON AG: Barkapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts in ...
03.05.2024 - EQS-News: Krones setzt profitablen Wachstumskurs fort ...
03.05.2024 - EQS-News: Kontron AG im Q1: Strategische Neuausrichtung auf der ...
03.05.2024 - EQS-News: Deutsche Wohnen mit solider Geschäftsentwicklung in den ersten drei ...
03.05.2024 - EQS-News: SdK lädt Anleiheinhaber der Schlote Holding GmbH zu einer ...
03.05.2024 - Swiss Prime Site Solutions: Eckdaten für die 12. Kapitalerhöhung des Akara ...
03.05.2024 - EQS-News: NuWays relauncht seine Plattform und erweitert Möglichkeiten für ...
03.05.2024 - Neue Generation des KI-Tools zur Bekämpfung chronischer Krankheiten ...
03.05.2024 - EQS-Adhoc: Wolford AG: Ernennung von Regis Rimbert zum Mitglied des ...
03.05.2024 - EQS-Adhoc: Henkel AG & Co. KGaA: Henkel hebt Umsatz- und Ergebnisprognose für ...