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Mutares: „Erfolgreicher Exit in Coronazeiten mit einem Return-Multiple von 12,1“

20.04.2020 07:58 Uhr - Autor: Robin Lohwe  auf twitter

Balcke-Dürr-Geschäftsführer Arne Amann spricht im Interview mit der 4investors-Redaktion über den Verkauf von Balcke-Dürr Polska, stabile Cashflows in Krisenzeiten und weitere Exit-Optionen. Bild und Copyright: Mutares.

Inmitten der Corona-Krise meldet die Münchner Beteiligungsgruppe Mutares einen Exit: Die Mutares-Tochter Balcke-Dürr hat die Balcke-Dürr Polska nach erfolgreicher Neuausrichtung an die Wallstein Gruppe verkauft. Branchenkreisen zufolge lag der Verkaufspreis für den hochspezialisierten Anbieter von Filtersystemen im hohen einstelligen Millionenbereich. Die Redaktion von 4investors sprach exklusiv mit Balcke-Dürr-Geschäftsführer Arne Amann über diesen Deal, stabile Cashflows in Krisenzeiten und weitere Exit-Optionen.


www.4investors.de: Herr Amann, Mutares hat in der vergangenen Woche den Exit von Balcke-Dürr Polska mitten in der Corona-Krise gemeldet. Einerseits spricht das ja für Mutares, dass gerade zur Unzeit dieser Verkauf gelungen ist, andererseits stellt sich uns die Frage, wäre mit etwas Geduld nicht ein höherer Preis machbar gewesen?

Amann:
Was die Preisfindung betrifft, so denke ich, dass Corona hier keinen Einfluss hatte. Zum einen waren wir bereits länger in Gesprächen mit dem Käufer, zum anderen handelt es sich bei den Produkten um Anwendungen für Kraftwerke, sprich hier sind strukturelle und nicht konjunkturelle Treiber am Werk. Eine Beurkundung entlang der Empfehlungen des Robert Koch Instituts war jedoch auch für uns etwas Neues.

www.4investors.de: Sie haben den Verkaufspreis nicht genannt, Branchenkreise sprechen aber von einem hohen einstelligen Millionenbetrag. Wie erfolgreich war dieser Exit für Mutares?

Amann:
Auch wenn ich den Kaufpreis nicht nennen will, kann man sicherlich sagen, dass Branchenkreise zumeist gut informiert sind. Erfolgreich war unser Engagement jedoch ohnehin: Im Jahr unserer Akquisition erzielte das Unternehmen einen Umsatz von knapp 8 Millionen Euro und einen knapp siebenstelligen Jahresfehlbetrag. In 2019 waren es knapp 30 Millionen Euro Umsatz und ein positives operatives Ergebnis von knapp 2,0 Millionen Euro. Natürlich war Balcke-Dürr Polska eine vergleichsweise kleine Firma in der mittlerweile großen Mutares Gruppe, dennoch ist dieser erfolgreiche Exit im aktuellen Umfeld eine eindrucksvolle Bestätigung unseres Geschäftsmodells.

www.4investors.de: Die Gesamtleistung von Balcke-Dürr Polska konnte unter Mutares-Führung zwischen 2017 und 2019 mehr als verdoppelt werden, wie hoch war das Investitionsvolumen, das Mutares für die ehemalige Tochter geleistet hat und welches Cash-Multiple konnten Sie damit mit dem Verkauf realisieren?

Amann:
Das Investitionsvolumen war in diesem Fall vergleichsweise gering, so dass wir ein Return on Capital Invested Multiple von 12,1 erzielen konnten. Sprich für jeden investierten Euro erzielen wir einen Rückfluss von mehr als 12 Euro.

www.4investors.de: Gehen vom vereinnahmten Kaufpreis noch Anteile an den ehemaligen Verkäufer im Rahmen von Earn-out-Vereinbarungen?

Amann:
Nein.

www.4investors.de: Wie steht es um den Rest von Balcke-Dürr, wie hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt, seit Mutares aktiv ist, und welche Umsatz- und Ergebniszahlen liefert die Tochter?

Amann:
Generell hat sich das Geschäft sehr gut entwickelt, wobei die Balcke Dürr natürlich ähnlich wie die Mutares vom Sondereffekt der Akquisitionen geprägt wird: Neue Zukäufe sind zumeist defizitär und vermindern das Ergebnis, während die bereits erfolgreich sanierten und somit profitablen Bereiche entkonsolidiert werden. Der Zeitvergleich seit Kauf hinkt daher ein wenig, da wir in den letzten zwei Jahren nach der erfolgreichen Sanierung der „ursprünglichen“ Balcke Dürr vier Add-on-Transaktionen getätigt haben, die allesamt das Ergebnis beeinflussen. So haben wir Ende 2016 eine Einheit mit rund 113 Millionen Euro Umsatz und einem negativen EBITDA von ca. 17 Millionen Euro gekauft, und das Jahr 2019 mit einem annualisierten Umsatz von 164 Millionen Euro und einem EBITDA im einstelligen Prozentbereich abgeschlossen. Das Potenzial liegt somit in der Profitabilität des Umsatzanstiegs.

www.4investors.de: Wie ist es im Hinblick auf die aktuelle Lage durch die Pandemie um das operative Geschäft von Balcke-Dürr bestellt?

Amann:
An dieser Stelle muss man zwischen dem Apparatebau und dem Service unterscheiden. Der Vorteil das Apparatebaus ist, dass man sehr lange produzieren kann solange Rohmaterial auf Lager ist. So haben selbst die norditalienischen Werke nur sehr geringe Abweichungen im Produktionsplan. Fraglich hier ist die zukünftige Nachfrage bei Kunden in der chemischen und petrochemischen Industrie, denn der geringe Ölpreis wird an dieser Stelle sicherlich Instandhaltungsbudgets beeinflussen. Der Großteil der Apparate wird jedoch noch an Energieerzeuger geliefert.

www.4investors.de: Und wie ist die Lage im Service-Geschäft?

Amann:
Im Service stellt sich die Situation etwas anders dar: Zwar haben wir im ersten Quartal einige Baustellen nicht mehr anfahren können, jedoch sind die großen Revisionen der Kraftwerke in den Sommermonaten und diese können nur in den seltensten Fällen verschoben werden. Daher ist dieser Bereich sehr gut geschützt vor konjunkturellen Schwankungen. Einzig der Rückbau von kerntechnischen Anlagen hat sich spürbar verlangsamt, schließlich besteht hier kein Zeitdruck. Der Ergebnisbeitrag dieses noch kleinen Bereichs ist jedoch überschaubar. In Summe kann man daher sagen, dass sich der zuletzt oftmals negativ behaftete Markt der Kraftwerke derzeit als Vorteil für uns herausstellt, denn die Arbeitslosenquote hat keinen Einfluss auf die Lebensdauer eines Schwerapparats. Ich bin daher vorsichtig optimistisch, dass wir zwar einige Verschiebungen innerhalb des Jahres erleben werden, jedoch hoffentlich nur geringe Abschläge auf Jahresbasis. Aber eines ist auch klar: Spurlos wird diese Rezession an keinem Unternehmen vorübergehen.

www.4investors.de: Sie erwähnen das Service-Geschäft: Sind nach dem Verkauf von Teilen der Balcke-Dürr-Aktivitäten kurzfristig weitere Exits geplant?

Amann:
Ja. Ich denke wir haben noch einen anderen Produktbereich, welcher in der heutigen Zeit attraktiv für Investoren sein kann. Zwar handelt es sich auch hier zum Großteil um das zuletzt ungeliebte Geschäft mit den konventionellen Kraftwerken, jedoch haben wir die Hoffnung, dass in dieser Zeit der konjunkturellen Verwerfung ein Service-Geschäft mit hohen Margen und ohne nennenswerten Capex einen Abnehmer findet. Stabile Cashflows sind vielleicht in einer Zeit der maximalen Disruption durch einen Virus populärer als die kürzlich noch so hoch bewerteten Disruptors.

www.4investors.de: Die Automobilindustrie steht in der Corona-Krise stark unter Druck. Wird Mutares dies zu Add-on-Zukäufen für bestehende Automotive-Beteiligungen oder Neuinvestments in dem Sektor nutzen?

Amann:
Ich vermag als Geschäftsführer der Balcke-Dürr wenig zu den Automotive-Aktivitäten der Mutares-Gruppe zu sagen, jedoch birgt jede Verwerfung auch erhebliche Chancen und ich gehe davon aus, dass die Corona-Krise 2020 da keine Ausnahme bilden wird.

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