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EZB-Rat beschließt Überprüfung des geldpolitischen Strategierahmens - Commerzbank Kolumne

24.01.2020 09:56 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

In der zweiten EZB-Ratssitzung, die Christine Lagarde leitete, wurden keine geldpolitischen Änderungen vorgenommen. Die Leitzinsen bleiben solange unverändert, bis sich der Inflationsausblick dem Ziel der EZB (nahe, aber unter 2%) nähert. Monatlich werden Nettoanleihekäufe in Höhe von 20 Mrd. Euro getätigt, bis kurz vor der ersten Leitzinsanhebung. Zudem werden alle Fälligkeiten wieder angelegt.

Lagarde sieht eine leichte Besserung der konjunkturellen Lage. Die Risiken sind zwar abwärtsgerichtet, aber weniger stark als bei der letzten EZB-Ratssitzung. So hätten die Handelsrisiken nachgelassen. Mit der Unterzeichnung des Teilabkommens von China und den USA hat sich der Handelskonflikt entschärft. Lagarde machte aber auch deutlich, dass auch die Regierungen der Euroländer einen Beitrag zu mehr Wachstum leisten müssten. Die Frage, ob die EZB nicht der schwedischen Zentralbank folgen werde, die kurz vor Weihnachten ihre Negativzinspolitik beendet hatte, verneinte Lagarde. Sie sieht darin kein Vorbild. Im Gegensatz zur Riksbank, hat die EZB keine höheren Leitzinsen in Aussicht gestellt.

Die EZB hat eine breit angelegte Überprüfung ihrer Strategie beschlossen. In der Presserklärung wird betont, dass das Ziel der Preisstabilität und der geldpolitische Instrumentenkasten überprüft werden sollen. Zudem kämen Ziele wie Finanzstabilität, Beschäftigung und Klimawandel hinzu. Zuletzt wurde die geldpolitische Strategie 1998 angepasst und einige Elemente in 2003 konkretisiert. Seit 2003 hat sich aber viel getan und hat sich der geldpolitische Spielraum der EZB und anderer Zentralbanken mit konventionellen Mitteln reduziert. Bisher kamen sehr widersprüchliche und unterschiedliche Vorschläge. Wir rechnen nicht mit einer weitreichenden Änderung der Ziele. Die Strategieüberprüfung soll erst gegen Ende 2020 abgeschlossen sein.

Anleihen

Japan: Verbraucherpreise (Dez.), 0:30 Uhr
Frankreich: Einkaufsmanagerindizes (Jan.), 9:15 Uhr
Deutschland: Einkaufsmanagerindizes (Jan.), 9:30 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Jan.), 10:00 Uhr

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält an ihrem geldpolitischen Kurs fest. Sie hat auch wenig Anlass etwas anderes zu tun als abzuwarten: Die EZB weist selber daraufhin, dass sich die Wirkung der seit November betriebenen erneuten Anleihekäufe sich noch nicht ganz entfaltet hat. Viel Raum gab Lagarde während der Pressekonferenz – neben der Strategieüberprüfung – dem Thema Klimawandel. Es ist verständlich, dass die EZB einen Beitrag leisten möchte, auch um in diesen Punkt nicht in die Kritik zu geraten. Skepsis ist angebracht. Natürlich tut es heute niemandem weh, wenn die EZB bevorzugt grüne Anleihen kauft. Aber wird sie diese Anleihen auch verkaufen, wenn es geldpolitisch nötig ist? (vgl. auch „Im Blickpunkt). Schon am Morgen hat die norwegische Zentralbank (Norges Bank) an ihrer Geldpolitik festgehalten und den Leitzins bei 1,5% belassen. Die Renditen fielen gestern den dritten Tag in Folge zurück. Das dürfte aber kaum der EZB anzulasten sein, vielmehr reagieren die Anleger beunruhigt auf das sich in China ausbreitenden Coronavirus. Selbst wenn sich keine Pandemie entwickeln sollte, so dürften die Gegenmaßnahmen die Wirtschaft in China bremsen. In den USA waren die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in der Woche zum 18. Januar mit 211 Tsd. erneut sehr niedrig. Der Jobmotor läuft weiter rund – das lockt manchen zurück an den Arbeitsmarkt und die Partizipationsrate steigt: Im letzten Jahr um etwa 0,3%. Mit 63,2% liegt die Quote aber drei Prozentpunkte unter dem Hochpunkt kurz vor der Finanzkrise. Die Rückkehr von Arbeitskräften an den Arbeitsmarkt dürfte einer der Gründe sein, warum die Löhne nur langsam steigen.

Aktien

Advanced Micro Devices, Jahresergebnis
American Express, Ericsson, Jahresergebnis

Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern schwächer. Die Leitindizes verloren in der Spitze um bis zu 1% (Holland, Österreich). Schon am Morgen waren die Aktienbörsen in Hongkong und China erneut unter Druck geraten; die relevanten Leitindizes hatten hier zwischen 2% und 3% nachgegeben, nachdem sich die Zahl der Todesopfer infolge des grassierenden Coronavirus auf 17 erhöht hatte. Zudem stoppten die chinesischen Behörden den Reiseverkehr aus Wuhan, wo das Virus offenbar seinen Ursprung hat. Erste Krankheitsfälle außerhalb Asiens erhöhten die Verunsicherung unter den Investoren ebenfalls. In diesem von Nervosität geprägten Umfeld büßte der Dax 0,9% ein, nachdem er am Mittwoch ein neues Allzeithoch bei 13.640 Punkten erzielt hatte. Tagesverlierer im deutschen Leitindex war die Aktie von Continental (-3,4%), die u.a. unter einer Votenherabstufung durch einen Broker litt. Dagegen setzte die Aktie von Wirecard ihre Rally mit einem Plus von 4,2% unbeirrt fort (+25% seit Jahresbeginn). Auch die Aktie der Deutschen Bank war mit einem Aufschlag von 1,5% weiterhin sehr gefragt. Auf europäischer Sektorenebene waren v.a. defensive Branchen wie Versorger (+0,8%) und Immobilien (+0,1%) gesucht. Die stärksten Verluste verzeichneten die Sektoren Reise & Freizeit (-1,8%), Automobile (-2%) und Rohstoffe
(-2,9%). Die Börsen in den USA tendierten wenig verändert, lösten sich aber spürbar von den Tagestiefständen. Dennoch erzielte der Nasdaq Composite-Index ein neues Rekordhoch. Auf Sektorenebene waren insbesondere Industriewerte ge-fragt (+1,1%; Pharma: -0,5%). Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Der Nikkei 225-Index legte minimal zu. Die festlandchinesischen Börsen sowie Korea und Taiwan hatten feiertagsbedingt geschlossen. Der Hang Seng-Index (Halbtagshandel) erholte sich von den Tagestiefständen.

Disclaimer: Der Text ist eine Kolumne der Commerzbank. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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