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EZB - E voilà: Auftakt der „Eule“ Lagarde, „Strategic review“ im Fokus - Nord LB Kolumne

12.12.2019 15:58 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Turnusmäßig veröffentlichte die EZB neue Projektionen. Diese wurden jedoch kaum angepasst. Das Wachstum der Eurozone wurde für 2019 leicht nach oben und für 2020 leicht nach unten revidiert. Bild und Copyright: telesniuk / shutterstock.com.

Heute fand die erste Sitzung der Europäische Zentralbank (EZB) unter Christine Lagarde statt. Erwartet wurde zwar kein völliger Kurswechsel, aber doch zumindest ein anderer Präsentationsstil als vom Vorgänger. Dem wurde die neue Chefin in der Tat gerecht. An den üblichen Schrauben – also dem Einlagesatz oder an dem Volumen des Ankaufprogramms – wurde nichts geändert. Auch das Policy Statement spricht für Kontinuität. So wurde etwa die Forward Guidance angepasst. Einen Hinweis auf den angedeuteten Strategieprozess gab es zumindest in dem Statement nicht.

Aber dann auf der Pressekonferenz wies Lagarde explizit darauf hin, dass sie einen anderen Stil hat. So sprach sie dann doch länger über die Evaluierung der Strategie (strategic review). Damit ist kein Wechsel der geldpolitischen Parameter gemeint, sondern eine Analyse der Prozesse und die Evaluation des Umfelds, also auch Dinge wie technologischer Wandel, Klimawandel und deren Auswirkungen zu berücksichtigen. Wissenschaft und Politik sollen ebenfalls in dieser Überprüfung eine Rolle spielen. Eine Evaluation der Strategie wäre überfällig und hat zuletzt 2003 stattgefunden.

Turnusmäßig veröffentlichte die EZB neue Projektionen. Diese wurden jedoch kaum angepasst. Das Wachstum der Eurozone wurde für 2019 leicht nach oben und für 2020 leicht nach unten revidiert. Die Inflation prognostiziert die EZB 2019 mit 1,2%, für 2020 bei 1,1% und danach sieht sie einen leichten Anstieg. Auf der Pressekonferenz wies Lagarde darauf hin, dass es Zeichen einer ökonomischen Stabilisierung gäbe. Leichter Optimismus wird auch dadurch signalisiert, dass die EZB Risiken vor allem auf der „Downside“ sieht, die sich aber zuletzt verringert hätten.

In Bezug auf den Klimawandel sind vor allem in den letzten zwei Wochen einige emotionalere Diskussionen getätigt wurden. Hier hatte Lagarde bereits im Vorfeld zur Sitzung geäußert, dass Klimapolitik Sache der Politik sei und nicht der Notenbank. Man werde aber im Rahmen der Möglichkeiten auf Nachhaltigkeit achten, also beispielsweise auch Green Bonds in das Ankaufprogramm aufnehmen. Bei der Evaluation der Strategie wird sicher mehr darauf geachtet.

Was heißt das heutige Event nun also? Zuerst bedeutet es Kontinuität. Die ultra-expansive Geldpolitik verharrt im aktuellen Gang. Damit bleiben die Zinsen auf Sicht erst einmal sehr niedrig. Kurzfristige Impulse werden wohl eher von geopolitischen Ereignissen gesetzt. Das Ankaufprogramm hält die Anleihen weiter teuer, die Diskussion wird aber im Jahresverlauf zunehmen. Die Evaluation der Strategie könnte Änderungen in der Mikrosteuerung des Ankaufprogrammes mit sich bringen und wird zukünftig im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen. Die Hauptschlagrichtung Lagardes wird aber darin liegen, die Politik mehr in die Verantwortung zu nehmen für die Konjunktur der Eurozone.

Fazit: Heute war die Premiere für die neue EZB-Chefin Christine Lagarde. Auf dieser wurde keine Änderung der geldpolitischen Parameter beschlossen. Sogar das Policy Statement und Forward Guidance blieben unverändert. Dennoch setzte die Präsidentin auf der Pressekonferenz durchaus eigene Akzente – etwa in der Ankündigung der Evaluation der Strategie, die überfällig wäre. Sie möchte damit neue Impulse setzen und auf eine Veränderung des Umfelds reagieren, aber Wissenschaft und Politik beteiligen. Diesen Strategieprozess werden wir nun stärker beobachten müssen. Perspektivisch wird sich jedoch vorerst am ultra-expansiven Kurs wenig ändern. Die große Neuausrichtung erfolgte nicht. Wir müssen weiter mit den sehr niedrigen Zinsen leben.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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