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Entspannung im Handelsstreit zwischen USA und China reduziert Rezessionsrisiken - Vontobel-Kolumne

14.10.2019 14:58 Uhr - Autor: Kolumnist  auf twitter

Bild und Copyright: gary yim / shutterstock.com.

Investoren können vorerst wieder aufatmen. Am vergangenen Wochenende einigten sich die USA und China auf die Ausarbeitung eines Interimsabkommens, das ein erster Schritt zur Beilegung eines langwierigen und wirtschaftlich schädlichen Handelsstreits sein könnte. Es handelt sich um ein umfassendes Abkommen zwischen beiden Ländern, das ein breites Spektrum von Themen abdeckt, zu denen u.a. der Schutz des geistigen Eigentums und die Öffnung des chinesischen Finanzdienstleistungssektors zählen. Die Einigung ist zwar noch nicht in trockenen Tüchern, ihre geopolitische Bedeutung kann jedoch kaum bestritten werden. Obwohl es immer noch viele Unsicherheiten gibt, sind wir zuversichtlich, dass die zunächst mündlich getroffenen Vereinbarungen zeitnah formell umgesetzt und auch von Dauer sein werden. Vieles hängt letztlich davon ab, ob die Vereinbarungen der ersten Verhandlungsphase weiterhin Bestand haben werden, sollte die zweite Verhandlungsphase in Zukunft keine Fortschritte machen. Da jedoch für beide Länder wirtschaftlich viel auf dem Spiel steht, ist es in ihrem eigenen Interesse, in den nächsten Wochen eine formelle Einigung zu erzielen, anstatt eine unkontrollierte Verschlechterung der Beziehung in Kauf zu nehmen.

Risiko eines offenen Handelskriegs besteht weiterhin
Downside-Risiken werden mit dem Deal zwar reduziert, der Handelskonflikt ist jedoch noch lange nicht vorbei. Es besteht nach wie vor die Gefahr einer erneuten Eskalation. Was zum Beispiel mit der für Dezember geplanten Erhöhung der Zölle passiert, ist ungewiss. Zumindest sind sich beide Seiten einig darüber, dass eine Einigung viele Vorteile bringen würde. China braucht eine Stabilisierung seines externen Umfelds. Für die USA reduziert der Deal nicht nur das Risiko einer Rezession, sondern öffnet auch Wirtschaftsmärkte von potenziell enormer Größe. Der Rest der Verhandlungen, nach der ersten Phase, werden sich wahrscheinlich eher schleppend gestalten. Das wird vom Markt weithin berücksichtigt werden und die Errungenschaften der ersten Phase wahrscheinlich nicht beeinträchtigen.

US-Finanzsektor profitiert – Technologie-Krieg geht weiter
Neben der US-amerikanischen Landwirtschaft wird der Finanzsektor am meisten von der Öffnung des chinesischen Markts profitieren. Der Finanzmarkt in China ist fast so groß wie der in den USA, was bedeutende Wachstumschancen für US-Unternehmen darstellt. US-Finanzunternehmen haben im Allgemeinen einen guten Ruf, und einige von ihnen haben bereits eine gute Markenbekanntheit in China. Sobald der Deal unter Dach und Fach ist, werden sie deutlich profitieren können.

Der Technologiesektor befindet sich aufgrund ungelöster Streitpunkte immer noch in der Schwebe. Die Huawei-Frage wurde separat vom Handelsabkommen behandelt und wir bezweifeln, dass es
hier in naher Zukunft einen Durchbruch geben wird. Auch längerfristig wird diese Angelegenheit immer wieder Anlass für Reibereien geben. Allerdings sind nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen. Einige Unternehmen, wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC), sollten in der Lage sein, trotz anhaltender Unsicherheiten gut zu performen. Trotzdem ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die Auseinandersetzungen beider Länder im Technologiesektor andauern werden und dass das zugrunde liegende Problem nicht wirklich gelöst werden kann.

Vereinbarung verbessert wirtschafliche Stimmung
Obwohl der zyklische Druck in vielen Teilen der Welt nach wie vor hoch ist, bremst das Abkommen ein Abrutschen der chinesischen und der US-amerikanischen Wirtschaft in eine Rezession. Die Inhalte des Abkommens sind weitreichend. Der Abschluss reduziert die Unsicherheiten in der Welt. Die Märkte werden zwar etwas Zeit brauchen, um die positiven Auswirkungen anzuerkennen. Doch auch Europa sollte von der Reduzierung der Downside-Risiken profitieren können. Für die Schwellenländer dürfte es eine Erleichterung bedeuten, dass das Downside des Renminbi reduziert wird.

Wachstumserholung erfordert Neubewertung der Risiken durch Realwirtschaft
Der Druck auf die Zentralbanken, die Märkte mit Liquidität zu versorgen, ist zwar nach wie vor hoch. Allerdings können sie die Weltwirtschaft nicht allein retten. Eine wirkliche Erholung des Wachstums erfordert eine Neubewertung der Risiken durch die Unternehmen und Haushalte der Realwirtschaft. Die Einigung vom Wochenende macht schon mal einen guten Anfang, indem sie Downside-Risiken reduziert, was eine Voraussetzung dafür ist, dass viele Unternehmen wieder mit Investitionen beginnen. Anstatt sich auf die Liquiditätsschwemme der Zentralbanken zu verlassen, sollten Investoren Unternehmen mit echten Wettbewerbsvorteilen bevorzugen, die sich auch in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld gut schlagen.

Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Vontobel. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

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